ZDF wählt Bellut zum neuen Intendanten - und stellt den renovierten Infokanal vor
Zum Nachfolger von Markus Schächter, der am 15. März 2012 freiwillig als Intendant abtritt, wählte der ZDF-Fernsehrat mit großer Mehrheit den einzigen Kandidaten: Noch-Programmdirektor Thomas Bellut. Der ZDFinfokanal heißt ab dem Spätsommer kurz ZDFinfo.
Im Januar hatte der seit 2002 verantwortliche ZDF-Intendant Markus Schächter angekündigt, nicht noch einmal kandidieren zu wollen. Seine Amtsperiode endet am 15. März 2012. Zur Wahl für die darauf folgende fünfjährige Amtszeit stellte sich, als einziger Kandidat, ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Am Freitagmorgen wählte das zuständige Gremium, der ZDF-Fernsehrat, ihn mit großer Mehrheit zum neuen Intendanten. 70 von 73 anwesenden Mitgliedern stimmten für Bellut, der damit für die gesamte Programmgestaltung des ZDF verantwortlich ist.
Die scheinbar so harmonische Wahl, Bellut erhielt nur eine Gegenstimme, hatte im Vorfeld für einigen Gesprächsstoff gesorgt. Kritik entzündete sich vor allem an der fehlenden Alternative. Eine Kandidatur aus Hessen fand keine Unterstützung im Fernsehrat und wurde nicht angenommen, die Kandidatur von Claudius Seidl, Feuilletonchef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", war mehr Spaß als Ernst.
Burkhardt Müller-Sönksen, medienpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, kritisierte am gestrigen Donnerstag die Wahl: "Ein so geeigneter und qualifizierter Kandidat wie Thomas Bellut hätte Konkurrenz wahrlich nicht fürchten müssen. Das Ansehen und die Glaubwürdigkeit des Gremiums wäre allerdings durch die Anhörung weiterer alternativer Kandidaten gestärkt worden. Diese Chance wurde ein weiteres Mal verpasst und zeigt überdeutlich die Notwendigkeit einer politikferneren Zusammensetzung des wichtigsten Aufsichtsgremiums des ZDF."
Lobende Worte nach der eindrucksvollen Zustimmung für Bellut fand dagegen Ruprecht Polenz, Vorsitzender des ZDF-Fernsehrats: "Bellut steht für die Werte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und für einen unabhängigen Journalismus. Seine besondere Klasse hat im Ergebnis der Wahl durch ein pluralistisches und meinungsfreudiges Gremium ihren Widerhall gefunden."
Am Rande der Wahl stellte Intendant Markus Schächter das neue Programmschema für den digitalen Spartensender ZDFinfokanal vor. Ab dem Spätsommer wird er prägnanter ZDFinfo heißen und sich vermehrt um die Vermittlung politischer Themen auch durch die Verknüpfung zu Diskussionsplattformen im Internet kümmern. So sollen mehr jüngere Zuschauer den Sender einschalten. Zu den auch bei ihnen beliebtesten ZDFinfo-Sendungen gehören Dokumentarfilme, die künftig noch mehr Platz bei dem Nischensender bekommen werden: Das Soll sind zwei Dokus täglich im Hauptabendprogramm.
Damit wird das ZDF insgesamt drei frisch renovierte Spartensender betreiben: ZDFinfo, ZDFneo und ZDFkultur.