Google Impact Challenge:
Youvo: Wo junge Kreative ihre ersten Auftraggeber finden
Die Plattform youvo.org vernetzt Kreativtalente mit sozialen Organisationen, die Kommunikationshilfe brauchen. Young Professionals können sich engagieren und gleichzeitig Credits für ihren Lebenslauf sammeln. Mittlerweile unterstützen Google und die Robert Bosch Stiftung das Projekt.
Vor gut anderthalb Jahren hat Sebastian Schütz eine Idee umgesetzt, die schon lange in seinem Kopf gespukt hat: Er hat gemeinsam mit fünf Kommilitonen eine Plattform aufgesetzt, die soziale Organisationen mit angehenden Kreativen, Grafikern, Textern und Konzeptionern vernetzt.
Die Seite youvo.org vermittelt kleine Pro-Bono-Aufträge für gemeinnützige Auftraggeber. Dort können die Studierenden ihre Fertigkeiten verfeinern, "Erfahrungen sammeln, sich Herzensprojekten widmen", wie Schütz sagt. Auf der anderen Seite erhalten die Projekte die nötige professionelle und kreative Unterstützung, die sie manchmal für ihre Kommunikation nötig haben. 88 Projekte hat Schütz schon erfolgreich vermittelt, größtenteils kleinere Arbeiten wie die Entwicklung eines Logos, eines Pressekonzepts, einer Website, eines Flyers oder eines kleineren Image-Videos. Manchmal nehmen sich die angehenden Profis auch einfach nur einen Tag Zeit für einen Workshop, in denen Kommunikationsstrategien mit den Klienten erarbeitet werden.
Die Idee funktioniert. "Am Anfang sind wir davon ausgegangen, dass wir sehr viel mehr Anfragen von sozialen Einrichtungen haben werden und dass wir eher bei den Studierenden Überzeugungsarbeit leisten müssen. Aber der Zuspruch aus der kreativen Community war überwältigend und tatsächlich ist es genau umgekehrt. Auf ein Projekt kamen oft sechs Bewerber." Auch jetzt ist die Bereitschaft der Einsteiger noch sehr hoch: "Wir sind in der günstigen Position, dass wir genug Leute auf der Plattform haben, die sich engagieren wollen." Bislang waren es vermehrt Arbeiten für Initiativen für Kinder und Jugendliche, für Flüchtlinge und für Menschen mit Behinderung.
Akquiriert wird bislang gar nicht – die Mund-zu-Mund-Propaganda bringt immer wieder neue Klienten zu Youvo. Bislang sind es 103 und rund 1500 Kreativ-Helfer, die sich dort registriert haben, darunter auch ein Teil sozial engagierter Freelancer. Ein Newsletter informiert über neue potenzielle Aufträge. Wie zum Beispiel eine neue CI für die junge Leipziger Initiative Peperoncini, die mithilfe von Mini-Bürgschaften die Anwaltskosten von Asylbewerbern auffängt oder ein Imagefilm für die Berliner Schülerpaten.
Auch Auftraggeber müssen sich – pro bono hin oder her – bei dem Projekt engagieren. Sebastian Schütz: "Ein Auftraggeber muss sich einbringen, einen festen Ansprechpartner abstellen und selbst auch Gehirnschmalz investieren – das fängt bereits beim richtigen Briefing an." Auf der anderen Seite sei der direkte Austausch mit dem Klienten auf Augenhöhe gerade auch für die Studierenden sehr spannend, wenn diese merkten, dass ihre Arbeit Wirkung erzielt, Gehör findet und sie schon im Vorfeld ihres Projekts größeres Mitspracherecht haben als in der regulären Wirtschaft.
Schütz selbst hat selbst kleinere soziale Projekte umgesetzt, um zum einen Einblick in die Arbeitsweise zu bekommen und zum anderen, um sich selbst zu engagieren. Damals noch für Change.org, wo man ihn bald schon hauptamtlich als Campaigner anstellte. Keine Seltenheit in dem Bereich – einige der Projekte münden auch in einer Festanstellung. "Häufig wird durch die Arbeit bei den Organisationen ein Schalter umgelegt. Sie merken, dass gute Kommunikation die eigene Wirkung verbessert und es ist sinnvoll, langfristig eine hauptamtliche Stelle einzurichten oder einen Freelancer fest zu budgetieren", sagt Schütz.
Sein Projekt will Schütz nun ausweiten: Erst lokal, damit auch außerhalb der jetzt bespielten Ballungszentren Berlin, Hamburg, und München Kreative und soziale Organisationen zusammenfinden. Dann aber vielleicht auch auf professionelle Bereiche: Agenturen, Freelancer, Unternehmen und größere NGOs. Dass nun Google Youvo.org als Leuchturmprojekt bei der Google Impact Challenge ausgezeichnet hat, und dass sich mit der Robert Bosch Stiftung auch ein finanzkräftiger Unterstützer fand, dürfte für Schütz und seine Mithelfer ein wichtiger Schritt auf diesem Weg sein.