
Branchenspekulation:
Will Havas Konkurrent Publicis übernehmen?
Der geplante Teilverkauf von Universal Music würde der Havas-Mutter Vivendi Milliarden Euro bringen. Die könnten zur Stärkung der Werbetochter genutzt werden.
Was will die Havas-Mutter Vivendi mit den Erlösen unternehmen, sollte der seit Längerem geplante Teilverkauf des Musiklabels Universal Music Group (UMG) tatsächlich über die Bühne gehen? Einige Analysten gehen davon aus, dass Vivendi die Milliarden Euro einsetzen wird, um die Position des Agenturnetzwerks Havas im Markt weiter zu stärken.
"Aktienrückkäufe und Gewinnausschüttungen sind eine offensichtliche Option. Aber wir denken, der wahrscheinlichere Kurs sind bedeutende Fusionen und Übernahmen", schreiben die beiden Analysten Ian Whittaker und Harry Read der Londoner Investmentfirma Liberum in einer Mitteilung an Investoren.
"Im Fokus für M&As könnten Agenturen stehen", heißt es dort weiter. "Hier können wir uns vorstellen, dass Publicis ein potenzielles Ziel sein könnte, um den Werbedienstleister in Vivendis Havas-Unit einzugliedern."
Familiäre Bande
2017 hatte Vivendi die Mehrheit an Havas von der Bolloré Group übernommen. Letztere befindet sich im Familienbesitz von Vincent Bolloré, einem der Hauptaktionäre und damaligem Chairman von Vivendi, und seinem Sohn Yannick Bolloré, Chairman und CEO der Havas Group.
Die Havas-Übernahme war somit über eine Absprache innerhalb des Bolloré-Clans in die Wege geleitet worden. Im April 2018 folgte Yannick Bolloré seinem Vater auch auf dem Posten des Chairmans bei Vivendi.
Mitte vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Vivendi einen Anteil von bis zu 50 Prozent an der Tochterfirma Universal Music Group verkaufen wolle. Ein solcher Deal hätte ein geschätztes Volumen von rund 20 Milliarden Euro.
Verkaufsgespräche könnte im zweiten Quartal beginnen
Wie es heißt, ist Vincent Bolloré derzeit dabei, Finanzdienstleister zu suchen, die den Verkauf betreuen. Die eigentlichen Verkaufsverhandlungen könnten dann im zweiten Quartal dieses Jahres starten.
UMG ist das weltweit größte Musiklabel und verfügt über die Verwertungsrechte von Künstlern wie ABBA, Bon Jovi, Johnny Cash, Helene Fischer, Elton John, Lady Gaga und Taylor Swift.
Als potenzielle Käufer gelten die US-Investmentfirma KKR, das chinesische Unternehmen Tencent Music Entertainment sowie der US-Medienkonzern Liberty Media. Ob deren Interesse allerdings anhält, ist unklar. Denn laut Branchengerüchten will Bolloré weder auf Vivendis Mehrheitsanteil an UMG verzichten noch dem Anteilskäufer ein wesentliches Mitspracherecht bei der Geschäftsstrategie einräumen.