USA:
Wie ein Bericht über "Fake News" zu "Fake News" führte
Mit ihrer verzerrten Berichterstattung haben zahlreiche US-Medien die Ergebnisse einer Studie über "Fake News" ungewollt bestätigt.
Am vergangenen Sonntag hatte der konservative US-Nachrichtenkanal Fox News über eine Studie der Monmouth University zum Thema "Fake News" berichtet, deren Ergebnisse auch wuv.de vorgestellt hat. Im Verlauf seiner Sendung "Media Buzz" hatte dabei Moderator Howard Kurtz darauf hingewiesen, dass 77 Prozent der US-Bürger der Meinung sind, dass traditionelle Medien mindestens gelegentlich "Fake News" verbreiten.
Und damit begann das Problem. Denn Kurtz bat in diesem Moment die Regie darum, die dazugehörige Grafik einzublenden. Die blendete allerdings eine ganz andere Grafik ein, nämlich eine zum Thema Glaubwürdigkeit der drei großen TV-News-Kanäle CNN, MSNBC und Fox News. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, dass Fox News dabei am schlechtesten abschneidet. Kurtz wies darauf hin, dass dies die falsche Grafik sei und bat darum, sie zurückzunehmen.
Das reichte allerdings konkurrierenden Medien bereits aus. Kurz darauf verbreitete die Presseagentur Associated Press (AP) eine Meldung, dass Fox News versehentlich eine Grafik veröffentlicht habe, die zeige, dass der Sender das am wenigsten glaubwürde News-Network der USA sei.
Ein entscheidendes Detail wurde dabei allerdings unterschlagen. Die vorzeitig eingeblendete Grafik wurde später, als es in der Sendung tatsächlich um die Glaubwürdigkeit der News-Kanäle ging, nochmals eingeblendet. Doch da lief die Maschinerie bereits auf vollen Touren.
Die Meldung war längst von zahlreichen Medien in den USA und auch in Großbritannien aufgegriffen worden – zu verlockend war offensichtlich die Chance, die Dummheit von Fox News zu entlarven, belegt durch einen Youtube-Ausschnitt der Sendung, der selbstverständlich die spätere, nochmalige Einblendung der Grafik aussparte.
CNN meldete kurz darauf: "Sehen Sie, wie Fox-Moderator Howard Kurtz in Panik gerät, nachdem eine Grafik zeigt, dass Fox News der Nachrichtensender ist, dem am wenigsten vertraut wird."
Daran war nun aber so ziemlich alles falsch. Denn Kurtz hatte nicht nur wenig später die Grafik erneut einblenden lassen, um die Zahlen mit seinem Studio-Gast, dem Meinungsforscher Frank Luntz zu diskutieren. Viel entscheidender: Es ging bei der Umfrage überhaupt nicht darum, welcher Nachrichtensender der Glaubwürdigste sei, sondern um die Frage, wie die US-Bürger die Glaubwürdigkeit der drei großen News-Kanäle als Informationsquelle im Vergleich zu US-Präsident Donald Trump einschätzen.
Das Ergebnis: Fast die Hälfte der Befragten (48%) vertrauen CNN mehr als Trump, während 35 Prozent angaben, dass sie Trump eher vertrauen als CNN. 45 Prozent halten das linksliberale Nachrichtenprogramm von MSNBC für vertrauenswürdig, während 32 Prozent eher Trump vertrauen als dem Sender. Der konservative TV-Kanal Fox News kommt auf einen Wert von 30 Prozent, Trump bei diesem Vergleich auf 20 Prozent. Im Falle von Fox News gaben allerdings 37 Prozent der Befragten an, dass sie beiden Quellen – dem Sender und Trump – in gleichem Maße vertrauen.
Nachdem Fox-News-Moderator Kurtz in einem Facebook-Post auf die falsche Darstellung von AP hingewiesen hatte, beeilte sich die Nachrichtenagentur, eine korrigierte Fassung herauszugeben, die dann auch von vielen Medien aufgegriffen wurde. Allerdings nur halbherzig. Der britische Guardian wies beispielsweise darauf hin, dass Associated Press ein Fehler unterlaufen sei, vermied aber zu sagen, dass die Meldung zunächst ungeprüft 1:1 übernommen worden war.
Und um es noch schlimmer zu machen: Als Bildunterschrift zum korrigierten Video – nun auch mit der erneuten Aufnahme der Grafik – blieb es beim Hinweis: "Fox News zeigt versehentlich eine Grafik, die es als am wenigsten vertrauenswürdiges Kabel-Network ausweist."
Ein Viertel der Befragten bei der Monmouth-Umfrage hatte angegeben, dass für sie der Begriff "Fake News" nur für Meldungen gilt, in denen die Fakten falsch dargestellt werden. 65 Prozent sind allerdings der Meinung, dass auch redaktionelle Entscheidungen, etwa über welche Ereignisse berichtet wird und über welche nicht, als "Fake News" angesehen werden können.
Das Beispiel dieser Meldung scheint zu belegen, dass die US-Bürger gar nicht so falsch liegen: In diesem Fall handelt es sich sogar um eine Meldung, in der sowohl wichtige Informationen vorenthalten als auch gleichzeit Fakten falsch dargestellt wurden.