Digitale Transformation :
Wie Nestlé für die Digitalisierung aufrüstet
Smarte Küchen, Chatbots, Roboter und rein digitale Kampagnen: Das W&V-Videoteam hat sich im Innovationszentrum der Deutschlandzentrale von Nestlé umgesehen und einen einzigartigen Einblick in die Digitalstrategie des Lebensmittelkonzerns erhalten.
Steingrau mit ein bisschen Blau. So ragt das Betonhochhaus, in dem sich die Deutschlandzentrale Nestlés befindet, in den Frankfurter Himmel. "Innovationsschmiede" ist nicht das erste Wort, das sich bei diesem Anblick aufdrängt.
Doch der 70er-Jahre-Charme täuscht. Denn was zählt, sind die inneren Werte - und die offenbaren sich auf dem Nestlé-Campus. Dort, im Competence-Center und dem eigens gegründeten Digital Acceleration Team (DAT), gibt sich das mehr als 150 Jahre alte Unternehmen jung, digital, innovativ. Und das muss es auch: Denn die Art, wie Menschen kochen, essen und einkaufen, verändert sich.
Die Digitalisierung verändert die Lebenswelten. Wie alle Unternehmen muss Nestlé seine Rolle in diesem Transformationsprozess finden. Mit dem Unterschied, dass es als Unternehmen für Lebensmittel und Getränke viel näher am Kunden arbeitet als andere. "In der digitalisierten Welt reicht es nicht mehr, einfach nur Produkte anzubieten. Diese müssen in digitale und stationäre Dienstleistungen eingebunden und miteinander vernetzt werden", sagt Béatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorsitzende von Nestlé Deutschland.
Ein Medienworkshop soll diese Anstrengungen nun öffentlich machen. Mehr oder weniger die gesamte Leitungsebene der Deutschlandzentrale, darunter Béatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorstitzende von Nestlé Deutschland, und Tina Beuchler, Digital and Media Director Deutschland, schlägt sich dafür einen kompletten Nachmittag frei. Der Aufwand zeigt, wie sehr dem Unternehmen das Thema unter den Nägeln brennt.
Im Nestlé Competence Center, einer Art Showroom, in dem das Unternehmen in Kooperation mit Handels- und Technologieunternehmen wie Samsung neue Produkt- und Vertriebskonzepte live testet, sind beispielsweise ein Roboter und eine smarte Küche ausgestellt. Klar wird dort, dass Nestlé sein Geschäftsmodell erweitern wird. Nicht allein vom Verkauf der Produkte, sondern auch von ergänzenden Services wird das Unternehmen künftig leben. Und da dreht sich eigentlich alles um digitalen Content, von Rezepttipps in der Smart Kitchen oder dem Maggi-Kochstudio bis hin zu konsequent auf Millennials ausgerichtete Werbekampagen.
Ein Beispiel ist die Facebook-Kampagne für die Marke Wagner, durch die das Unternehmen 1,2 Millionen mehr Pizzen verkaufen konnte. Mit etwa 12 Prozent Plus wächst der Online-Umsatz des Deutschlandgeschäfts, so Guillaume-Grabisch, im ersten Halbjahr 2017 drei- bis viermal so schnell wie der Gesamtumsatz (plus drei Prozent).
Das DAT ist die Keimzelle der digitalen Transformation Nestlés. Ein festes Team arbeitet gemeinsam mit Mitarbeitern verschiedener Abteilungen an Projekten wie dem Maggi-Chatbot KIM, der seit Mai dieses Jahres per Facebook Messenger Rezepttipps verteilt. Vier Entwicklungsfelder hat Nestlé definiert: Digitaler Content und Services, personalisierte Verbrauchererfahrungen, E-Commerce und neue Vertriebskanäle sowie vernetzte Küche/vernetztes Zuhause. Dass diese Entwicklungen sich nur bedingt auf die Media-Spendings auswirken werden, erklärt Tina Beuchler im Video.
Auch wenn Geräte wie smarte Kühlschränke, Chatbots oder Roboter nicht der allerletzte Schrei im Digital Business sind - Nestlé stellt die Weichen für den digitalen Wandel. Dabei sind es weniger Räumlichkeiten wie das Competence Center oder das DAT, die zeigen, wie das Unternehmen sich künftig positionieren wird. Als Unternehmen, das nicht nur Lebensmittel, sondern die - im weitesten Sinne - damit verbundenen Services und Inhalte verkauft und dafür die verschiedensten Wege zum Kunden auslotet. Die Bereitstellung von Inhalten wird dabei eine zentrale Rolle spielen.