Großbritannien:
Wettbewerbshüter attackieren Google und Facebook
Die britische Wettbewerbsbehörde CMA will mehr Kompetenzen, um die Marktmacht der beiden Tech-Firmen einzudämmen. In deren Kassen fließen inzwischen 80 Prozent der britischen Digital-Spendings.
Die britische Wettbewerbsbehörde The Competition and Markets Authority (CMA) ist in hohem Maße besorgt über den Einfluss von Google und Facebook auf den digitalen Werbemarkt im Vereinigten Königreich. Von den insgesamt rund 14 Milliarden Pfund (15,5 Mrd. Euro) an Digital-Spendings im vergangenen Jahr sind rund 80 Prozent allein in die Kassen der beiden amerikanischen Tech-Unternehmen geflossen.
Bei den Spendings im Bereich Suchmaschinenmarketing mit einem Gesamtvolumen von 7,3 Milliarden Pfund (8,1 Mrd. Euro) lag der Marktanteil von Google beispielsweise bei über 90 Prozent, im Display-Markt mit einem Volumen 5,5 Milliarden Pfund (6,1 Mrd. Euro) dominiert Facebook mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent.
Aus diesem Grund fordert die Behörde nun erweiterte regulatorische Zugriffsmöglichkeiten. "Die Probleme, die wir in diesen Märkten identifiziert haben, sind so weitreichend und verstärken sich selbst in einer Weise, dass die bestehenden Eingriffsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen, um sie in Angriff nehmen zu können", heißt es in der 440-seitigen Marktstudie "Online platforms and digital advertising", den die CMA jetzt nach einjähriger Analyse vorgelegt hat.
So empfiehlt die CMA der Regierung die Schaffung einer speziellen Unit für die Regulierung von Online-Plattformen. "Eine solche Digital Markets Unit (DMU) wäre autorisiert, einen Kodex durchzusetzen, um das Verhalten von Plattformen mit großer Marktmacht zu steuern und sicherzustellen, dass Probleme schnell angegangen werden können, bevor unwiderrufliche Schäden für den Wettbewerb entstehen", heißt es in der Studie weiter.
"Unangreifbare Marktposition"
Zwar räumen die Wettbewerbshüter ein, dass die Services von Google und Facebook von den Nutzern sehr geschätzt würden und dass sie kleinen Unternehmen helfen könnten, neue Kunden zu erreichen. Doch hätten die beiden Technologiefirmen inzwischen "eine derart unangreifbare Marktposition erreicht, dass potenzielle Wettbewerber nicht mehr zu gleichen Bedingungen konkurrieren" könnten.
"Was wir herausgefunden haben ist besorgniserregend", sagt Andrea Coscelli, Chief Executive Officer der CMA. "Wenn die Marktmacht dieser Firmen ungebremst bleibt, werden Menschen und Unternehmen den Kürzeren ziehen."
Speziell wies die Wettbewerbsbehörde dabei auch auf die Situation der Nachrichtenmedien hin, die "kaum eine andere Wahl" hätten, als die Bedingungen von Facebook und Google zu akzeptieren. Hierzu gehörten unter anderem "plötzliche und nicht transparente Änderungen bei den Such-Algorithmen", die einen enormen Einfluss auf den Traffic einer Website hätten.
Online-Newssites erhalten laut CMA zudem einen niedrigeren Anteil an den Werbeerlösen, als ihnen eigentlich zukomme. Dies würde "auch die Anreize und die Möglichkeit verringern, in Nachrichten und anderen Online-Content zu investieren – zum Nachteil derer, die solche Angebote nutzen und schätzen, sowie der breiteren Öffentlichkeit". Eine stärkere Konkurrenz für Google und Facebook, so die Wettbewerbshüter, könnte auch dazu führen, dass "sich die Qualität und Genauigkeit des Journalismus verbessert und sich die Verbreitung sogenannter Fake News reduziert".