
Diskussion um Werbemotiv:
Werberat kritisiert Hofbräuhaus Traunstein
Ein Bierfilzl, das eine Kellnerin im Dirndl zeigt, "degradiere die Frau zum Sexualobjekt", findet der Werberat. Das Hofbräuhaus wehrt sich: "Ein Dirndl ist nun mal keine Burka."

Foto: Hofbräuhaus Traunstein
Das Hofbräuhaus Traunstein muss sich erneut mit Kritik an einem seiner Bierfilzl auseinandersetzen: Das Pappdeckel-Motiv, das die Oberweite einer Kellnerin in einem Dirndl zeigt, wurde jetzt vom Werberat gerügt. Der Vorwurf: Dies sei "sexistische Werbung, die gegen Ziffer 5 der Verhaltensregeln des Deutschen Werberates - Herabwürdigung und Diskriminierung von Personen" - verstoße. Denn: Aussagen und Darstellungen, wonach Personen auf Sexualität reduziert oder sexuelle Verfügbarkeit nahegelegt werde, dürften nicht verwendet werden. Zudem würde "die alleinige Fokussierung auf die Brüste der Frau" diese zum "Sexualobjekt" degradieren.
In Traunstein kann man die Aufregung nach wie vor nicht nachvollziehen. "Achtung und Respekt vor Frauen ist für uns eine Selbstverständlichkeit und muss sicher keiner Prüfung von außen unterzogen werden", so Marketingchefin Katharina Gaßner, die das Motiv vor 16 Jahren selbst entworfen hat, gegenüber dem lokalen Wochenblatt. Eine Dirndlträgerin sei nicht "automatisch sexuell verfügbar." Das sei dem Werberat auch in einem Antwortschreiben mitgeteilt worden – mit dem Hinweis, das Dirndl sei nun mal "keine Burka, sondern eine seit Jahrhunderten nahezu unveränderte bayerische Tracht."
"Ein Dirndl ist keine Burka"
Vor zehn Jahren hatte sich der Deutsche Werberat schon einmal mit dem "Skandal-Bierdeckel" befasst. Die Beschwerden wurden damals jedoch zurückgewiesen. Dass die Reaktion nun anders ausfällt, liege daran, dass die Bevölkerung gegenüber dem Thema stärker sensibilisiert sei und man sich daher gesellschaftlichen Entwicklungen anpasse.
Die Bierbrauer wollen ebenfalls wissen, wie die Bevölkerung dazu steht - und haben daher auf Facebook zu einem Online-Voting aufgerufen: Die Nutzer sollen abstimmen, ob der umstrittende Bierdeckel weg soll. Aktuell fühlen sich demnach weniger als 5 Prozent der Leser von dem Skandal-Bierfilzl gestört.
Im April dieses Jahres stand der Bierdeckel schon einmal in der Kritik: Die Frauenzeitschrift Emma hatte in der Ausgabe Mai/Juni 2017 eine Werbung gefordert, die "Frauen nicht als Ware präsentiert". Doch der von Emma seinerzeit provozierte Shitstorm blieb aus – statt dessen erhielt das Hofbräuhaus jede Menge Zuspruch. Katharina Gaßner lud Emma-Gründerin Alice Schwarzer damals sogar nach Traunstein ein. Bislang sei sie dort aber noch nicht gesichtet worden.