LinkedIn-Studie:
Was verbirgt sich hinter dem Impostor-Syndrom?
Eine Studie des Netzwerks LinkedIn beleuchtet, wie es um das Selbstvertrauen seiner Mitglieder steht. Viele sind unsicher und zweifeln an ihren Fähigkeiten. Eine Gruppe leidet besonders unter diesem Phänomen.
Bei vier von zehn Deutschen kommt es zum sogenannten Impostor-Syndrom, im Deutschen auch als Hochstapler-Syndrom bezeichnet. Das deckt eine neue Studie des Netzwerks LinkedIn auf, die zu dem Schluss kommt: Die Pandemie wirkt sich negativ auf das Selbstvertrauen am Arbeitsplatz aus.
Dabei geht es nicht darum, ob man sich ab und zu Fragen stellt wie: Schaffe ich alle meine Aufgaben? Was, wenn ich einen Fehler mache? Und bin ich überhaupt für diesen Job geeignet? Diese Selbstzweifel im Job kennt so gut wie jeder, zumindest phasenweise. Besorgniserregend wird es, wenn sich diese Ängste festsetzen.
Laut einer Befragung von LinkedIn gibt gut ein Drittel (31 Prozent) der deutschen Berufstätigen an, die Pandemie habe ihr Selbstbewusstsein am Arbeitsplatz negativ beeinflusst.
36 Prozent derjenigen, die einen negativen Einfluss spüren, sagen: Ich vermisse die direkte Unterstützung meiner Vorgesetzten und Kolleg:innen. Weitere 32 Prozent erklären sich ihr vermindertes Selbstbewusstsein mit einer gesteigerten Arbeitslast und dem daraus resultierenden Gefühl, den neuen Aufgaben nicht gewachsen zu sein. Und 31 Prozent bringen diese Wahrnehmung mit einer Veränderung des eigenen Jobs aufgrund der Pandemie in Verbindung.
"Unsere aktuelle Studie zeigt: Die Pandemie beeinflusst wirklich jeden Bereich unseres Lebens und macht dabei auch nicht vor unserem Arbeitsplatz Halt. Isolation, mehr Arbeitsbelastung und gesteigerter Druck zollen ihren Tribut und führen offenbar zu einem verminderten Selbstbewusstsein", sagt Julia Christoph, Head of Communications LinkedIn DACH.
Insgesamt gibt fast jeder Fünfte (17 Prozent) aller Befragten an, dass die Isolation das Selbstbewusstsein angeknackst habe. Wiederum 17 Prozent sagen, sie hätten in dieser Zeit weniger Lob von Vorgesetzten erhalten – ebenfalls ein möglicher Grund für gestiegene Selbstzweifel. Dabei zeigt sich auch ein großes Generationsgefälle: Berufseinsteiger zwischen 16 und 24 Jahren stellen ihre Fähigkeiten am Arbeitsplatz heute deutlich häufiger in Frage (47 Prozent) als noch vor der Pandemie. Zum Vergleich: Nur 17 Prozent der über 55-jährigen Berufstätigen stimmen dem ebenfalls zu.
Typisch weiblich?
Kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben, Erfolge bloß als "Zufall" abtun – für dieses Verhalten kennt die Psychologie einen Fachbegriff: Impostor- oder auch Hochstapler-Syndrom. Laut der Studie von LinkedIn sagen vier von zehn Deutschen (39 Prozent) selbst, dass sie darunter leiden. Dabei ist auch hier die Lücke zwischen Alt und Jung groß: 47 Prozent der 16- bis 24-Jährigen fühlen sich als "Hochstapler", während das nur 18 Prozent der über 55-Jährigen tun. Und auch zwischen Frauen und Männern gibt es ein Gefälle – 42 Prozent der weiblichen Berufstätigen denken, sie seien nicht gut genug für ihren Job, wohingegen der Anteil der Männer hier bei 36 Prozent liegt.
"Wie so oft in unserer Gesellschaft hinterfragen vor allem Frauen ihre Fähigkeiten. Führungskräfte müssen das Problem des verminderten Selbstbewusstseins in Gesprächen und durch Feedback gezielt adressieren, um zu verhindern, dass das Coronavirus hier Langzeitfolgen nach sich zieht", so Christoph.
Wege zu mehr Selbstvertrauen
Die Studie deckt eine weitere Entwicklung auf:die Jobwechselbereitschaft ist zurzeit sehr hoch. 57 Prozent aller Studienteilnehmer:innen können sich einen Jobwechsel im Jahr 2022 vorstellen. Und die gute Nachricht ist: Unter allen Arbeitnehmer:innen, die während der Pandemie bereits einen solchen Wechsel vollzogen haben, geben 62 Prozent an, dadurch zu neuem Selbstvertrauen gefunden zu haben.
Wer vor solch einem radikalen Schritt zurückschreckt, für den gibt es viele kleine Tipps und Kniffe, die uns wieder selbstbewusster auf unseren Alltag und unser Berufsleben blicken lassen. Inspirieren lassen kann man sich etwa von Motivationscoach und LinkedIn-Changemaker Janis McDavid. "Klar, wir können nicht alles schaffen. Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir viel mehr erreichen können, als wir es uns im ersten Augenblick zutrauen. Im Leben ist nichts automatisch gegeben, doch wenn wir für uns selbst und unsere Überzeugungen einstehen, ist vieles möglich", so McDavid.