Datenskandal:
Was bedeutet der Facebook-Skandal für Werbungtreibende?
Für Marketingentscheider hat der Cambridge-Analytica-Skandal Folgen. Einige stornieren ihre Facebook-Werbung. Sie könnten sogar Schadenersatz verlangen.
Weitere Unternehmen drehen nach dem Werbeskandal Facebook als Werbeplattform den Rücken. Am Wochenende verkündete Tesla-Gründer Elon Musk, er werde für Tesla und sein Raketenprogramm SpaceX die Facebook-Präsenz löschen. Immerhin fünf Millionen Fans schießt er damit in den Wind.
Bereits in der vergangenen Woche hatten sich die Commerzbank und Mozilla aus Facebook verabschiedet, der Audiohersteller Sonos war gleich noch einen Schritt weiter gegangen und hatte verkündet: "Als Reaktion auf die aktuellen Enthüllungen über Cambridge Analytica und Facebook haben wir beschlossen, unsere gesamte digitale Werbung auf Facebook, Instagram, YouTube, Twitter und Google vorübergehend auszusetzen."
Das sagt der OWM dazu
Die OWM, der sich schon am vergangenen Freitag zu den Vorfällen äußerte und von Facebook umfangreiche Aufklärung verlangt, rechnet mit Kosequenzen. "Unsere Mitgliedsunternehmen sind besorgt und überprüfen ihre Werbeinvestitionen. Letzten Endes entscheidet aber jedes Unternehmen für sich, wie es sich verhält", sagt OWM-Geschäftsführer Joachim Schütz.
Derweil könnte der Skandal auch einige juristische Konsequenzen für die Werbekunden haben. Der Medienrechtler Thomas Hoeren hat gegenüber dem "Handelsblatt" betont, Werbekunden hätten wegen der Fake-Accounts prinzipiell Anspruch auf Schadensersatz. "Facebook ist verpflichtet, im Interesse der Werbekunden nur sichere Accounts zuzulassen und deren Seriosität zu überprüfen. Da kommt unter Umständen auf Facebook eine Welle von Klagen zu, mit denen Millionen Euro Schadensersatz geltend gemacht wird."
Politiker setzen Facebook unter Druck
Im Datenskandal will außerdem Justizministerin Katarina Barley Druck auf das weltgrößte Online-Netzwerk machen. Sie empfängt an diesem Montag ranghohe Facebook-Vertreter aus Europa. Barley will "umfassende Aufklärung" darüber, ob deutsche Nutzer betroffen seien und was Facebook tun wolle, um so etwas in Zukunft zu verhindern.
Barley hält es nach eigenen Worten für realistisch, Facebook zur Offenlegung seiner Rechenvorgänge zu bringen. Nach den internen Algorithmen wird zum Beispiel entschieden, welche Werbung Nutzer zu sehen bekommen. "Grenzen gegenüber der Marktmacht von solchen Unternehmen dürfen wir nicht akzeptieren", sagte die Ministerin am Sonntagabend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt". Der Staat und die EU setzten die Regeln fest, an die sich Unternehmen halten müssten. "Hier geht es wirklich um eine Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit", warnte Barley. Zu dem Treffen soll unter anderem Facebooks europäischer Politik-Chef Richard Allan kommen.
Barley fordert auch kleinteiligere Einverständnis-Erklärungen für die Datennutzung, um mehr Kontrolle zu ermöglichen. In Großbritannien will die Regierung nach Informationen der Londoner "Times" Facebook, aber auch Google und Twitter zu einfacheren Datenschutz-Regeln zwingen. Das Online-Netzwerk schaltete am Sonntag ganzseitige Anzeigen in britischen und US-amerikanischen Tageszeitungen, um die Nutzer zu beruhigen: "Es liegt in unserer Verantwortung, ihre Informationen zu schützen. Wenn wir das nicht tun können, verdienen wir sie nicht." (mit dpa-Material)