Podcast-Kolumne:
Warum an Audio und Voice kein Weg vorbei führt
Audio und Voice gehören zu den wichtigsten Technologien der Zukunft. Die damit verbundenen Anstrengungen für Unternehmen werden herausfordernd sein - sind aber alternativlos, meint W&V-Autor Stephan Schreyer.
Dass Audio und Voice zu den vielversprechendsten Technologien der Zukunft gehören, ist nicht wirklich neu. Vielfach erklärt, auf unzähligen Podien diskutiert und in "Best Cases" beschrieben. Dennoch: Derzeit haben wenige Unternehmen Audio und Voice vollumfänglich auf dem Schirm. Was ich damit meine? Audio ist mehr als Podcast, und Voice ist mehr als ein Alexa Skill zum Vorlesen der Zeitung.
Landauf landab haben die Marketing- und Kommunikationsabteilungen mehr als genug zu tun. Und das bei beschränkten Ressourcen. Erst recht in diesen Zeiten. Von den regelmäßig neu aufkommenden "revolutionären Technologien und Kanälen" kann jeder von uns Kommunikatoren ein Lied singen. Auf welches Pferd setzt man? Wohin die Budgets schieben?
Sprache ermöglicht es uns, schneller und direkter zu kommunizieren
Aber bei Audio und Voice verhält es sich anders: Keine andere Technologie bzw. kein anderer Kanal ist derzeit so nah am "Ursprung des Menschen". Sprache erlernen wir bereits als Kind. Es ist die Form der Kommunikation, die wir bis ins hohe Alter nutzen. Sie wird von Geburt an erlebt und gelernt, im Gegensatz zu tippen und dem Umgang mit Computer, Smartphone und Co. Sprache ermöglicht es uns, schneller, direkter, einfacher und bequemer zu kommunizieren und zu interagieren. Nebenbei ist diese Form der Kommunikation auch noch barrierefrei.
Marilena Abt, Head of Consulting bei Trendone, unterstreicht diese Einschätzungen: "Unsere Stimme zu nutzen ist im Grunde genommen ein so instinktives und natürliches Verhalten, dass wir davon in Zukunft noch viel mehr Gebrauch machen werden. Damit wächst auch der Druck auf die Unternehmen, ihre Bedarfe in diesem Feld zu evaluieren - und sich zeitnah mit der technologischen Machbarkeit auseinanderzusetzen."
Audio ist für den Nutzer einfach und bequem
Die vermeintlichen Hürden für Audio und Voice werden immer geringer. Erst recht für die jüngeren Generationen, die mit Audio und Voice ganz selbstverständlich aufwachsen und beides entsprechend nutzen. Das Thema Datenschutz sorgt zwar noch für Skepsis, aber die Vorteile werden bald die Überhand gewinnen. Audio ist für den Nutzer schnell, einfach und bequem. Schließlich zahlen wir bereits mit Kreditkarte und PayPal, shoppen im Netz, sammeln fleißig Payback Punkte und nutzen Facebook, WhatsApp und Co. Soviel zum Thema Datenschutz.
Unternehmen müssen sich mit Audio und Voice und mit den damit verbundenen Möglichkeiten für das eigene Geschäftsmodell befassen. Der Markt wird den Kinderschuhen schneller entwachsen, als wir heute annehmen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Seitdem Sprachassistenten in hübschem, ansprechendem Design und zu einem erschwinglichen Preis in die Wohnzimmer der Republik Einzug halten, werden sie immer häufiger genutzt. Das unterstreicht auch die neueste Ausgabe der "Postbank Digitalstudie", welche dieser Tage veröffentlicht wurde. Parallel hierzu werden die Systeme technisch gesehen immer "erwachsener", intelligenter und menschlicher. Der Leistungsumfang steigt.
Der wichtigste Faktor jedoch sind wir selbst und unsere sich zunehmend verändernden Gewohnheiten. Erinnern wir uns, wie lange es gedauert hat, bis wir das Smartphone als heutigen Dreh- und Angelpunkt unseres Lebens akzeptiert haben. Weg vom Desktop. Heute ist es kaum noch anders vorstellbar. Es war ein langer Weg, aber die Entwicklungsmuster bei Audio und Voice sind ähnlich. Beides wird viel schneller greifen, denn Sprache ist einfacher und bequemer in der Nutzung.
Unternehmen müssen den Konsumenten folgen
Markus Maurer von der Agentur Farner aus Zürich betont: "Wenn wir mit Sprache steuern können, müssen wir auch das Handy nicht mehr ständig in die Hände nehmen. Dadurch rückt die Technologie aus dem Sichtfeld und somit in den Hintergrund." Doch was bedeutet das zukünftig für Unternehmen? Kurz gesagt: Sie müssen den Konsumenten folgen.
So wie die Kommunikation von Radio ins Fernsehen und anschließend in digitale Kanäle gewandert ist, so wird und muss jetzt ein Teil in Voice gehen. Achim Himmelreich, Global Head Consumer Engagement bei Capgemini glaubt daher auch, dass sich durch Voice und Audio das Marketing substanziell verändert. Durch künstliche Intelligenz werden "echte" Dialoge möglich. "Marketing wird dialogisch, interaktiv und persönlich - und sich ganz weit von der ursprünglichen One-to-Many Kommunikation entfernen. Unternehmen werden sich daher noch stärker zu Partnern und persönlichen Problemlösern wandeln müssen."
Und das bedeutet für die Kommunikation beispielsweise, dass es für Podcasts in der heutigen Form zukünftig außerhalb "der Nische" schwieriger wird. Insbesondere dann, wenn sie sich inhaltlich, technisch und auf Formatebene nicht weiterentwickeln. Aber das ist keinesfalls das Ende von auditivem Content. Im Gegenteil. Hochwertiger, auditiver Content wird weiterhin stark nachgefragt werden. Denn wer deutlich mehr mit Sprache interagiert, der konsumiert auch mehr Audio/Sprache. Zudem wird Voice noch stärker in Bereiche vordringen, an denen man es jetzt noch nicht vermutet (stationäre Geschäfte, Auto etc.). Gut, wer hier frühzeitig seine Hausaufgaben gemacht hat und weiß, wie der Hase läuft.