Data Marketing:
Warum Google 625 Mio. Dollar für Apigee zahlt
Google übernimmt für viel Geld den Softwarehersteller Apigee. Was das Unternehmen kann, warum der Deal so wichtig ist und welches Data-Marketing-Potenzial dahintersteckt, erklärt W&V-Autor Bernde Rubel.
Google übernimmt für 625 Millionen US-Dollar den Softwarehersteller Apigee. Das Unternehmen ist auf das Management von Application Programming Interfaces (APIs) und Predictive Analytics spezialisiert und soll u.a. die Cloud-Services der Kalifornier ergänzen. Apigee war ebenso wie Box, mit denen Google ebenfalls die Zusammenarbeit erweitert, im vergangenen Jahr an die Börse gegangen.
Mit der Akquisition will sich Google gegenüber den Konkurrenten Amazon, Microsoft und IBM positionieren und ein Stückchen näher an den eigentlichen Business-Kunden im Cloud-Bereich rücken. Nach aktuell vorliegenden Zahlen der Synergy Research Group führt Amazon den Cloud-Bereich derzeit mit einem Marktanteil von satten 31% an, gefolgt von Microsoft (9%), IBM (7%) und Google (4%). Im reinen Business-Bereich dürfte der Abstand zum zweitplatzierten Microsoft noch größer sein, da die Redmonder hier mit Azure auf langjährigen Geschäftsbeziehungen aufbauen konnten.
Apigee verwaltet in einer Art Mittelsmann-Rolle letztendlich die Schnittstellen, die von Unternehmen für den Zugriff auf Cloud-Dienste eingesetzt werden. Anbieter wie Google stellen mit ihren APIs die dazu erforderlichen Befehle bereit, die wiederum von Drittanbietern wie Apigee in kundenspezifische Lösungen umgewandelt werden.
Zu den bisherigen Kunden von Apigee gehören die us-amerikanischen Telekommunikationsanbieter AT&T und Vodafone, Adobe, eBay, Orange, Swisscom, die BBC sowie die Apotheken-Kette Walgreens. Für Walgreens, die in den Vereinigten Staaten über 8.000 Apotheken und Drogerien, einen Onlineshop und mobile Websites betreiben, verwaltet Apigee z.B. die API für den eigenen Fotodruck-Service. Das Unternehmen stellt damit anderen Entwicklern eine Schnittstelle zur Verfügung, welche diese z.B. in eine Fotogalerie-App einbinden können. Bei einer Bestellung erhalten die Entwickler eine Provision.
Apigee Insights sehen Benutzeraktionen voraus
Darüber hinaus bietet Apigee im Rahmen der "Insights" eine interessante Funktion an, die sich für die Vorhersage der nächsten und gleichzeitig besten Benutzeraktion eignen soll. Die dabei gewonnen Erkenntnisse können z.B. helfen, den Bestellablauf in einer Mobile App zu optimieren und die Wege des Benutzers bis zur tatsächlichen Kaufentscheidung effektiv zu verkürzen. Ein anderes Anwendungsszenario ist die Visualisierung von kritischen Ereignissen während einer digitalen Interaktion.
Im Bereich Predictive Analytics will Apigee in der Lage sein, ein typisches menschliches Benutzerverhalten vorherzusagen, um darauf basierend die nächsten logischen Optionen anzubieten. Ein auf einem solchen Algorithmus basierendes optimiertes Führen des Benutzers ohne vermutlich ohnehin nicht benötigte und somit störende Einflüsse kann z.B. einen Bestellprozess extrem optimieren und somit zu wesentlich höheren Abschlüssen führen.
Ein Onlineshop wäre dann in der Lage, einem bestimmten Kunden einen zehnprozentigen Rabatt anzubieten, während ein anderer Kunde Wert auf eine kostenlose Lieferung legt. Die Entscheidung, welche der beiden Optionen Kunden angeboten wird, fällt der Algorithmus in Echtzeit, basierend auf einem individuellen Score.
Spätestens in diesem Punkt macht die Integration der Dienste in den Google-Kosmos Sinn. Wenn das Unternehmen in der Lage ist, die ohnehin bei Google vorliegenden Informationen zu einem Benutzer in einen solchen Prozess einzubeziehen, dürfte das die Fähigkeiten nochmals erweitern. Gerade auf mobilen Endgeräten ließen sich dann zeitkritische oder gerätespezifische Hindernisse für die Betreiber eines mobilen Onlineshops minimieren.
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