
WAZ-Gruppe will crossmedialer werden
Die Essener WAZ-Gruppe steht vor weiteren Umbauten. Der Konzern will seine Rundfunkbeteiligungen enger mit dem Zeitungsgeschäft verzahnen. Außerdem überlegt der Verlag, die Bäckereikette Kamps als Dienstleister zu engagieren.
Die WAZ-Mediengruppe forciert den Zusammenschluss ihrer TV- und Radioaktivitäten mit dem klassischen Zeitungsgeschäft. Wie der "Kontakter" aus dem Umfeld des Essener Verlagskonzerns erfuhr, arbeitet das Management derzeit an zahlreichen Projekten mit dem Ziel, Inhalte künftig medienübergreifend zu produzieren und zu vermarkten. „Crossmedia ist derzeit das alles überragende Thema“, bestätigt ein Verlags-Insider.
Als ersten Schritt will die WAZ im Herbst Werbekunden Crossmedia-Pakete aus Anzeigen, Online-Werbung sowie Spots beim Sender NRW.TV und elf Regionalradios anbieten, an denen der Essener Konzern beteiligt ist. Der Schulterschluss der Vermarkter dürfte jedoch nur ein erster Schritt sein. Auch die Redaktionen der Zeitungs-, TV-, Online- und Radiojournalisten sollen langfristig enger zusammenrücken. Eine wichtige Rolle könnte hierbei der neue Essener Newsroom der WAZ-Regionalzeitungen spielen. Eine Schlüsselrolle kommt außerdem dem Sender NRW.TV zu, an dem die WAZ 24,9 Prozent hält. WAZ-Fernsehchef Rüdiger Oppers kündigte im WAZ-eigenen Portal Der Westen an, nach dem „Vorbild“ der Lokalzeitungen und des Online-Portals neue Formate entwickeln zu wollen. Gedacht ist laut Kontakter-Informationen auch an regelmäßige Schaltungen in die Essener Zentralredaktion. Kenner gehen davon aus, dass die WAZ-Männer bei NRW.TV im nächsten Jahr die Mehrheit übernehmen werden. Eine vergangene Woche beschlossene Novelle des Landesmediengesetzes würde dies möglich machen. Die Crossmedia-Pläne will der Verlag auf Anfrage nicht kommentieren.
Auch strukturell plant die WAZ-Gruppe offenbar Veränderungen. So sucht die Geschäftsführung gemeinsam mit der Unternehmensberatung Schickler nach Wegen, das Netz von 54 Geschäftsstellen umzubauen. Dem Vernehmen nach könnten 17 Geschäftsstellen geschlossen werden. Als Ersatz will das Management die dort angebotenen Dienstleistungen künftig durch eine Fremdfirma erbringen lassen. Hierzu ist die Führungsspitze offenbar mit verschiedenen potenziellen Partnern im Gespräch, heißt es in Kreisen der WAZ. Darunter soll sich auch die Schwalmtaler Bäckereikette Kamps befinden, die in Nordrhein-Westfalen über ein flächendeckendes Filialnetz verfügt. Die WAZ lehnt hierzu einen Kommentar ab. Eine Sprecherin von Kamps sagt, dass aktuell keine Gespräche geführt würden. tn/gl