
Bertelsmann :
Vorwurf Datenfänger - was Inmedia One dazu sagt
Die Art und Weise, wie Bertelsmann mit Hilfe von Gutscheinen offenbar an die Daten von Familien mit Kindern kommt, erregt die Gemüter im Social Web. Matthias Wulff, Sprecher der Bertelsmann-Tochter Inmedia One findet es nicht moralisch verwerflich, an Schulkinder heranzutreten.
Die Art und Weise, wie Bertelsmann mit Hilfe von Gutscheinen offenbar an die Daten von Familien mit Kindern kommt, erregt die Gemüter im Social Web. Den Anstoß hat ein Artikel des Journalisten und Bloggers Richard Gutjahr auf LobbyPlag gegeben. Er zeigt unter der Überschrift "Die Datenfänger von Gütersloh", wie die Bertelsmann-Tochter Inmedia One Gutscheine für Gratis-Bücher von Brockhaus an Schulen abgibt und damit die Adressen der Kinder für Werbezwecke sammelt. Gerade weil es sich dabei um die Daten Minderjähriger handelt, ist die Empörung in der Blogosphäre groß.
Matthias Wulff, Sprecher von Inmedia One sieht das erwartungsgemäß anders. Gegenüber W&V Online erklärt er, "es gibt Unternehmen, die für ihr Geschäft auf Kundendaten angewiesen sind. Anstatt diese einfach bei einem Datenhändler zu kaufen, sammelt Inmedia One sie selbst". Moralisch verwerflich findet er es nicht, dabei an Schulkinder heranzutreten. "Nur wenn der jeweilige Schulleiter und die Lehrer einverstanden sind, bekommen die Kinder unsere Karten und können sie von ihren Eltern ausfüllen lassen." Außerdem ginge es seinem Unternehmen nicht um die Daten der Kinder, sondern um die der Familien.
Dass die Daten auch ohne Zustimmung für Werbeaktionen genutzt werden, bestreitet Wulff. Auch wenn Gutjahr eine Gutscheinkarte abbildet, auf der zu lesen ist, dass die Daten auch ohne Einwilligung - bis zu einem Widerspruch – für Werbung genutzt werden können.
Gutjahr stellt die Aktion in einen Zusammenhang mit der geplanten EU-Datenschutzverordnung. Demnach versuche der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) über Lobbyarbeit in Brüssel, eine Schutzklausel für Kinder aus dem Gesetzestext streichen zu lassen.
Die Versuche von Verlagen, an die Daten potenzieller Kunden zu kommen, können durchaus absurde Blüten treiben. Im vergangenen Jahr sorgte Gruner + Jahr mit einer Aktion für das Magazin "Dogs" für Unmut bei der Gewerkschaft Verdi. Im Großraum Freising bei München haben Postboten damals Hundebesitzern in ihrem Zustellgebiet ein Probeexemplar der Zeitschrift angeboten. Wer Interesse an einem Abonnement hatte, konnte dem Zusteller eine entsprechende Bestellkarte aushändigen – oder diese direkt an den Verlag senden.