Auflagenzahlen für Q4/2015:
Viel Schwund bei der IVW Print - aber nicht bei "Bravo"
Zeitungen und Zeitschriften haben Ende 2015 laut IVW weiter an Auflage verloren. W&V Online pickt Positives heraus - unter anderem bei "Bravo", dem einstigen Dauerverlierer.
Zeitungen und Zeitschriften verlieren weiter an Auflage. Die IVW-Auflagenzahlen für das 4. Quartal 2015 dokumentieren weitaus mehr Verlierer als Gewinner. So können die Tageszeitungen im Großen und Ganzen den Auflagenschwund zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres nicht stoppen: Im vierten Quartal 2015 wurden durchschnittlich pro Erscheinungstag 18,3 Millionen Exemplare und damit 4,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum verkauft. Im Jahr 2005 lag die Gesamtauflage der Zeitungen noch bei über 25 Millionen Stück.
Ähnlich das Zeitschriftensegment: Zwar wurden im 4. Quartal 2015 über alle Vertriebswege hinweg gut 97,5 Millionen Exemplare abgesetzt. Doch im Jahr zuvor hatten die Zeitschriften-Verlage noch 3,2 Prozent mehr Hefte an die Leser gebracht. Für Zeitungen wie Zeitschriften gilt: Vor allem im Einzelverkauf am Kiosk können Verleger nicht mehr so viele Exemplare absetzen. Anders etwa beim "Spiegel",der vor allem an Abos einbüßte und zum Jahresende unter die Marke von 800.000 verkauften Exemplaren rutschte. Auffällig ist, dass bei vielen Titeln die Zahl der "Sonstigen Verkäufe" angestiegen ist - auch ein Weg, um Verluste auszugleichen.
Hier nun aber einige positive Zahlen und Fakten, die aus dem allgemeinen Minustrend herausragen:
- Immer mehr Leser nutzen die digitalen Ausgaben. Im letzten Quartal 2015 wurden mehr als 845.000 Tageszeitungs-Exemplare als E-Paper abgesetzt, ein Plus von 33 Prozent gegenüber Vorjahr. Besonders stark gilt das fürs kleine Segment der Wochenzeitungen rund um "Die Zeit": Für die Gattung zählt die IVW fürs 4. Quartal 2015 fast 77 Prozent mehr E-Paper-Ausgaben als noch im Jahr zuvor. Bei der "Zeit" macht das Plus 63,1 Prozent aus. Zeitschriften verzeichnen einen Zuwachs der Digital-Auflagen, die in den Gesamtauflagen seit 2014 mitgezählt werden, in Höhe von 17,6 Prozent.
- Es gibt Verlage wie Bauer, die sich mit mehreren Printmarken auf gutem Weg sehen. Dazu gehört - "Bravo". Der Dauerverlierer der Vorjahre fängt sich nach Relaunch und Frequenzumstellung zusehends. Ebenso "Bravo Girl". Die Jugendbibel "Bravo", seit einem Jahr zweiwöchentlich, kann ihr Auflagen-Plus gegenüber Vorjahr mit 141.080 verkauften Exemplaren um 13,5 Prozent verbessern. Ein Trend, der sich bereits bei der Herbst-IVW zeigte. Nach dem Relaunch im Mai kann "Bravo Girl" mit jetzt durchschnittlich 87.456 Exemplaren bei der verkauften Auflage im Vergleich zum Vorjahr um 35,2 Prozent zulegen. Im Einzelverkauf beträgt das Auflagen-Plus 46,2 Prozent.
- Bauers Erfolg im Frauensegment macht deutlich, warum Verlage gerade hier wieder Neustarts wagen: "Mit +11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist Meins mit 160.183 verkauften Exemplaren Marktführer bei den monatlichen Zeitschriften für Frauen 50plus", bilanzieren die Hamburger. Bei den jüngeren Leserinnen scheint "Joy" gut anzukommen: Der Titel legt im 4. Quartal 2015 um 7,8 Prozent auf 231.682 verkaufte Hefte zu. Alles in allem bezeichnet sich Bauer als "erneut auflagenstärkster Zeitschriftenverlag in Deutschland" - und verschickt als einer der wenigen eine Pressemitteilung zu den Auflagenzahlen.
- Ein jüngerer Verlag liegt mit seinen Produkten im Lesetrend: Red Bull Media House. So kann das Active-Lifestyle-Männermagazin "The Red Bulletin" seine ausschließlich in Deutschland verbreitete Auflage im Vergleich zum 4. Quartal des Vorjahres um 11,8 Prozent auf 333.533 Exemplare ausweiten. Das österreichische Unternehmen reklamiert damit "das auflagenstärkste Männermagazin Deutschlands" für sich. Auch das Wissens- und Reportagemagazin "Terra Mater" geht aus der IVW mit eine Plus hervor: Es steigert seine verkaufte Auflage auf 34.971 Exemplare, ein Plus von 54 Prozent im Gesamtverkauf im Vergleich zum Vorjahresquartal. 10.810 Magazine davon entfallen auf Abonnements, was einem Wachstum von 53 Prozent zum 4. Quartal 2014 entspricht.
- Kaum verloren hat laut IVW das Segment der Wohn- und Gartenzeitschriften. Im vergangenen Quartal wurden von allen Titeln noch knapp 11 Millionen Exemplare verkauft, im Vorjahreszeitraum waren es etwas mehr als 11 Millionen. Der Trend - ausgelöst auch durch die "Landlust" - hält ergo noch an. So freut sich etwa BurdaHome: "Landlust"-Verfolger "Mein schönes Land" darf sich nach den jüngsten IVW-Zahlen für IV/2015 zu den Gewinnern zählen. Das Magazin verzeichnet mit 356.207 Exemplaren die besten Verkaufszahlen seit der Markteinführung 2010.