Theodor-Wolff-Preis:
Verleger warnen eigene Branche vor der "Selbstzerstörung"
Führende Zeitungsvertreter wie SWMH-Lenker Richard Rebmann kritisieren eine "wachsende Begeisterung an der Selbstzerstörung".
Führende Vertreter der Zeitungsbranche haben davor gewarnt, das eigene Medium totzuschreiben. "Es ist höchste Zeit für ein bisschen mehr Gelassenheit", sagte der Verleger des Bonner "General-Anzeigers", Hermann Neusser, bei der Verleihung des Theodor-Wolff-Preises in München. "Mich irritiert, wie sich in den vergangenen Wochen und Monaten etliche Zeitungen und Zeitschriften (...) geradezu darin überboten haben, Journalismus niederzuschreiben." Auch der Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medien Holding, Richard Rebmann, kritisierte eine "wachsende Begeisterung an der Selbstzerstörung". Vor mehr als 200 Gästen im Haus der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Immer wieder prophezeien wir aufs Neue unseren eigenen Untergang." Dabei sei die Tageszeitung das Medium mit dem größten Vertrauen, das gedruckt plus online täglich 50 Millionen Leser erreiche. Rebmann: "Wir erreichen mit unseren Marken und Angeboten so viele Menschen wie nie zuvor."
Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen ist in der Sparte Lokaljournalismus an Jan Haarmeyer gegangen, der im "Hamburger Abendblatt" den Kampf von Pflegeeltern gegen Behördenwillkür beschrieben hat. Außerdem an Kai Müller, der im "Tagesspiegel" die Geschichte einer tödlichen Messerstecherei unter Jugendlichen schilderte. In der Kategorie Reportage/Essay/Analyse gab es drei Preisträger: Jochen Arntz wurde für ein Porträt von Maike Kohl-Richter in der "Süddeutschen Zeitung" ausgezeichnet, Andrea Jeska für eine Geschichte in der Wochenzeitung "Die Zeit" über einen Bauern aus der Sahel-Zone. Robin Alexander erhielt die Auszeichnung für einen Beitrag in der "Welt am Sonntag" über die Entstehung des Begriffs "Herdprämie". Für sein Lebenswerk wurde der Publizist Alfred Grosser geehrt, der sich laut Jury als "großer Europäer" um die deutsch-französische Partnerschaft verdient gemacht hat. Der Preis ist mit jeweils 6000 Euro dotiert. Er erinnert an den langjährigen Chefredakteur des "Berliner Tageblatts", Theodor Wolff (1868 bis 1943).
Der Verlag Werben & Verkaufen ist eine Tochter des Süddeutschen Verlags, hinter dem die Südwestdeutsche Medien Holding steht.
dpa/ps