
Mogelpackung des Jahres 2017:
Verbraucherzentrale kürt Vitalis zur Mogelpackung
Das Dr.-Oetker-Früchtemüsli von Vitalis täuscht eine bessere Rezeptur vor und hat die Menge kleingemogelt: Die Hamburger Verbraucherzentrale ließ die Kunden wählen.

Foto: Dr. Oetker
Das Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker ist die Mogelpackung des Jahres 2017. Den Negativpreis vergibt die Verbraucherzentrale Hamburg; der zweite Platz geht an Mentos Pure White von Perfetti Van Melle, Platz drei der Verbraucherwahl belegt der Milka Nussini-Riegel von Mondelez.
Bis 22. Januar konnten die Konsumenten abstimmen. Die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) hatte fünf Produkte zur Wahl aufgestellt: außer den genannten Top 3 waren noch die Erdnußlocken von The Lorenz Snack-World und Mars Minis des Herstellers Mars Deutschland auf der Finalistenliste. Die Produkte hatten sich insbesondere dadurch qualifiziert, dass sie weniger Inhalt zum gleichen Preis bieten, wie die VZHH schreibt. "Um bis zu 43 Prozent haben sich die Markenartikel verteuert", sagte Armin Valet, "Teilweise sind auch die Rezepturen schlechter geworden." Um auf solche Tricks hinzuweisen, suchte die Verbraucherzentrale Hamburg bereits zum vierten Mal die Mogelpackung des Jahres.
Für Vitalis, den Gewinner des Negativpreises, hatten 36,5 Prozent (15600) der Onlinewähler gestimmt. Der Hersteller hatte der VZHH zufolge den Inhalt des Müslis im vergangenen Jahr von 600 auf 500 Gramm gesenkt, was bei gleichem Preis einer versteckten Preiserhöhung von 20 Prozent entspricht. Zugleich sei extra Zucker zugesetzt und weniger Vollkorn für die Herstellung verwendet worden - und das unter "verbesserte Rezeptur" auf der Packung angepriesen.
Auf Anfrage der Hamburger Verbraucherzentrale habe Dr. Oetker erklärt, dass man das Produkt nicht mehr mit der ursprünglichen Füllmenge anbieten könne, da sich eine "deutlich bessere Produktqualität" in höheren Rohstoffkosten niederschlage. Für die VZHH nicht nachvollziehbar. Sie lobt aber den "Verzicht auf Aroma".
Die Kaugummis Mentos Pure White bekamen 27,9 Prozent der Stimmen. Der Vorwurf: Statt 50 Stück verkaufte Perfetti Van Melle zum selben Preis nur noch 35 stück der Dragees. Allerdings: Diese sind dafür schwerer. Das macht zwar pro Gramm dann am Ende eigentlich nicht die von der VZHH nach Stückzahl ermittelte Preiserhöhung von 43 Prozent aus; statt zuvor 75 kosten nun 70 Gramm 2,49 Euro. Allerdings: Essen die Menschen von den 2-Gramm-Kaugummis wirklich weniger?" Die Kunden werden sicherlich die neuen Dragees nicht teilen", mut maßte die VZHH.
Auf den Drittplatzierten Milka Nussini entfielen 17,6 Prozent. Die Verbraucherzentrale kritisierte, dass bei gleichem Preis der Riegel nur noch 31,5 statt 37 Gramm wiege; dazu seien 42 Prozent weniger Haselnüsse im neuen Nussini.
Mit großem Abstand folgten auf den Rängen vier und fünf Mars Minis (9,3 Prozent) und die Erdnußlocken von Lorenz (8,6 Prozent). Insgesamt 42800 Verbraucher haben sich ab der Abstimmung beteiligt. Vor einem Jahr waren es 23400 gewesen. Die wählten Evian-Wasser von Danone Waters mit 38,3 Prozent. Danone hatte die Füllmenge der Evian-Flasche im April 2016 von 1,5 auf 1,25 Liter reduziert; gleichzeitig wurde der Preis angehoben. "Unterm Strich betrug die teils versteckte Preiserhöhung in einigen Supermärkten bis zu 50 Prozent", berichtete die VZHH.
Das Ziel der Verbraucherschutzorganisation ist, den versteckten Preiserhöhungen der Hersteller über Packungsgrößen und Mengenänderungen Einhalt zu gebieten. Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert dafür eine Transparenzplattform, auf der Unternehmen die Änderung von Füllmengen vorab veröffentlichen müssen.
Die Fernsehsendung "Marktcheck" hat recherchiert, was hinter den Rezeptänderungen der Unternehmen steckt. Das Verbraucher- und Wirtschaftsmagazin läuft am 23. Januar um 20.15 Uhr im SWR.