Stephan Scherzer :
VDZ-Chef kritisiert Googles Adblocker-Pläne
Googles Absicht, eine Werbeblocker-Funktion in seinen Chrome-Browser zu integrieren, stößt bei Zeitschriftenverlagen auf Kritik.
Diese Bedenken äußerte Stephan Scherzer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). "Nutzerfreundliche und effiziente Werbung wollen natürlich alle", sagte er der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Aber Google könne mithilfe der angekündigten Adblocker-Funktion seinen Einfluss ausbauen. Das Unternehmen habe bereits das größte Werbevolumen weltweit und mit seinem Betriebssystem Android eine dominierende Position im mobilen Markt, sagte Scherzer: "Und da wird die Zukunft der Werbung spielen."
Der Browser Google Chrome sei ein zentraler Teil in Googles Strategie, die Werbemärkte zu beherrschen und sich Facebook vom Leib zu halten, argumentiert der VDZ-Chef. Im Gespräch mit der DPA bezeichnete er Adblocker als "grundsätzlich problematisch". Eine Werbeblockerfunktion kann es natürlich anderen Medien erschweren, im Internet Geld zu verdienen. Etwa Verlagen, für die Google, Facebook und andere US-Onliner ohnehin in vieler Hinsicht problematisch sind, zum Beispiel was die Inhalteverwertung angeht.
Scherzer wünscht sich, dass die Coalition for Better Ads sicherstellt, dass nicht Google den Standard definiert und durchsetzt. "Sonst macht man den Gatekeeper zum Entscheider darüber, wer welche Anzeigen schalten kann und damit Geld verdient", sagte er. Der Coalition gehören neben zahlreichen Verbänden und Unternehmen der Werbewirtschaft weltweit zum Beispiel die "Washington Post" und Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp. an - und Google, "der 800-Pfund-Gorilla, der das entscheidende Wort hat und auch die Kraft zur Umsetzung", wie es Scherzer formuliert. Dennoch hält er es für richtig, dass das Konsortium das Thema zeitgemäßer Werbeformate anpacke. "Aber die Standards müssen transparent und nachvollziehbar sein", fordert der VDZ-Geschäftsführer. "Ich habe den Eindruck, das soll jetzt sehr schnell gehen, und ich weiß nicht, wie weit europäische Interessen und die der Verleger tatsächlich berücksichtigt werden."
Werbebeschränkungen sollen auch aus Cupertino kommen: Googles Wettbewerber Apple kündigte vergangene Woche auf der Entwicklerkonferenz WWDC an, der Safari-Browser des Konzerns werde künftig den automatischen Start von Videos auf neu geöffneten Websites unterbinden können. Außerdem wird Safari das sogenannte Tracking eindämmen, durch das man als Nutzer das Gefühl hat, dass einen Werbeanzeigen zu einem bestimmten Thema über verschiedene Websites hinweg verfolgen.
Auch das ärgert Scherzer. Apple fahre, weil nicht am Werbegeschäft beteiligt, eine noch härtere Linie als Google. Dafür habe der Konzern nicht die Marktposition, die Google habe, sagt der VDZ-Geschäftsführer. (W&V/dpa)