Unternehmen sehen kein Markenschreck bei "Markencheck"
Die Quote stimmt: Die neue WDR-Dokureihe "Markencheck" hat der ARD einen respektablen Quoten-Erfolg beschert. Die Redaktion hofft auf eine weitere Staffel und einen ebenso prominenten Sendeplatz dafür. Die betroffenen Markenunternehmen und der Markenverband sehen die Test-Doku bislang gelassen.
Die Quote stimmt: Die neue WDR-Dokureihe "Markencheck" - platziert zur besten Sendezeit um 20.15 auf dem Ersten - hat der ARD einen respektablen Quoten-Erfolg beschert: 6,31 Millionen Zuschauer sahen den ersten Teil der dreiteiligen Dokureihe, die einzelnen Marken auf den Zahn fühlen, in dieser Folge Lidl untersucht wurde. Bei 18,5 Prozent lag der Marktanteil bei den Gesamtzuschauern, bei den Jungen bei erstaunlichen 17,0 Prozent - sogar Günther Jauch konnte nicht mehr Junge an sich binden. Nur der ZDF-Film "Das Kindermädchen" mit 6,69 Millionen Zuschauern (19,7 Prozent Marktanteil gesamt und 10,0 Prozent 14- bis 49-Jährige) wurde am Montagabend mehr gesehen. Am kommenden Montag wird der WDR McDonald's und am darauf folgenden Montag H&M näher untersuchen. Im WDR-Fernsehen, wo die ersten "Markenchecks" im vergangenen Sommer mit ebenfalls sehr hohem Marktanteil liefen, wird noch ein vierter Teil über Media Markt zu sehen sein.
Klaus Schmidt, gemeinsam mit Detlef Flintz beim WDR verantwortlich für die Doku-Reihe, hofft auf eine weitere Staffel mit ähnlich prominentem Sendeplatz im Sommer. "Erfolg macht Arbeit," sagt er. Und betont gleichzeitig: "Wir sind sehr dankbar, dass die Verantwortlichen den Mut hatten, eine Informationssendung auf einen Sendeplatz zu stellen, wo sie so starker Unterhaltungskonkurrenz ausgesetzt war." Er sei aber selbst überrascht gewesen von der großen Zuschauer-Resonanz.
Die Töne in der Doku waren teilweise recht kritisch. WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn hatte im Vorfeld betont, der "Markencheck" sei "im besten Sinne Anwalt der Zuschauer.“ So belegten die WDR-Tester, dass die angeblich billigsten Preise, die Lidl gerne für sich reklamiert, im Vergleich mit anderen Discountern nur äußerst geringfügig billiger sind. Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter waren ebenso Thema wie die schlechten und unterbezahlten Produktionsbedingungen in Indien, wo auch Lidl Textilien produzieren lässt.
Von Lidl war für W&V bislang dazu noch keine Stellungnahme zu erhalten. Auch beim WDR habe sich Lidl nach der Ausstrahlung noch nicht gemeldet. WDR-Redakteur Schmidt sagte außerdem, dass die betreffenden Unternehmen innerhalb der Berichterstattung umfangreich Gelegenheit gehabt hätten, ihre Stellungnahmen abzugeben. Lidl habe sich sehr reserviert gezeigt und nur eine Drehgenehmigung für einen Lidl-Markt erteilt, der intern als besonders vorbildlich gelte. Aber die beiden anderen Unternehmen, McDonald's und H&M, hätten offen reagiert und immer wieder Fragen beantwortet. Die Filme, die in enger Absprache mit der hauseigenen Rechtsabteilung entstanden, seien den Unternehmen selbst nicht vorab gezeigt worden. Ein Sprecher von McDonald's kommentierte gegenüber W&V: "Das Team der ARD hat uns für einige Drehs im Rahmen der Reportage um Unterstützung und Genehmigung gebeten, die wir gerne gewährt haben. Außerdem haben wir Interviewpartner aus unserem Haus zur Verfügung gestellt." Man werde die Ausstrahlung kommenden Montag aufmerksam verfolgen. Diegleiche Reaktion kommt auch von Hendrik Heuermann, Pressesprecher bei H&M. Man habe die Dreharbeiten transparent und intensiv begleitet und freue sich auf die Ausstrahlung, heißt es hier.
Auch der Markenverband bleibt derweil gelassen zu der Doku-Reihe. Pressesprecher Johannes Ippach: „Eine Berichterstattung über Marken zur Hauptsendezeit spiegelt die Relevanz von Marken in unserer Gesellschaft wider. Ausgewogene Berichterstattung über Marken, die nicht aus Quotenhascherei in das Boulevardeske abgleitet, stehen wir positiv gegenüber."