Die Töne in der Doku waren teilweise recht kritisch. WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn hatte im Vorfeld betont, der "Markencheck" sei "im besten Sinne Anwalt der Zuschauer.“ So belegten die WDR-Tester, dass die angeblich billigsten Preise, die Lidl gerne für sich reklamiert, im Vergleich mit anderen Discountern nur äußerst geringfügig billiger sind. Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter waren ebenso Thema wie die schlechten und unterbezahlten Produktionsbedingungen in Indien, wo auch Lidl Textilien produzieren lässt.

Von Lidl war für W&V bislang dazu noch keine Stellungnahme zu erhalten. Auch beim WDR habe sich Lidl nach der Ausstrahlung noch nicht gemeldet. WDR-Redakteur Schmidt sagte außerdem, dass die betreffenden Unternehmen innerhalb der Berichterstattung umfangreich Gelegenheit gehabt hätten, ihre Stellungnahmen abzugeben. Lidl habe sich sehr reserviert gezeigt und nur eine Drehgenehmigung für einen Lidl-Markt erteilt, der intern als besonders vorbildlich gelte. Aber die beiden anderen Unternehmen, McDonald's und H&M, hätten offen reagiert und immer wieder Fragen beantwortet. Die Filme, die in enger Absprache mit der hauseigenen Rechtsabteilung entstanden, seien den Unternehmen selbst nicht vorab gezeigt worden. Ein Sprecher von McDonald's kommentierte gegenüber W&V: "Das Team der ARD hat uns für einige Drehs im Rahmen der Reportage um Unterstützung und Genehmigung gebeten, die wir gerne gewährt haben. Außerdem haben wir Interviewpartner aus unserem Haus zur Verfügung gestellt." Man werde die Ausstrahlung kommenden Montag aufmerksam verfolgen. Diegleiche Reaktion kommt auch von Hendrik Heuermann, Pressesprecher bei H&M. Man habe die Dreharbeiten transparent und intensiv begleitet und freue sich auf die Ausstrahlung, heißt es hier.

Auch der Markenverband bleibt derweil gelassen zu der Doku-Reihe. Pressesprecher Johannes Ippach: „Eine Berichterstattung über Marken zur Hauptsendezeit spiegelt die Relevanz von Marken in unserer Gesellschaft wider. Ausgewogene Berichterstattung über Marken, die nicht aus Quotenhascherei in das Boulevardeske abgleitet, stehen wir positiv gegenüber."


Autor: Anja Janotta

seit 1998 bei der W&V - ist die wohl dienstälteste Onlinerin des Hauses. Am liebsten führt sie Interviews – quer durch die ganze Branche. Neben Kreativ- und Karrierethemen schreibt sie ab und zu was völlig anderes - Kinderbücher. Eines davon dreht sich um ein paar nerdige Möchtegern-Influencer.