Trotz Fan-Protest gegen Wiesenhof: Werder entscheidet sich für Hühnerbrust
Trikotsponsor vom Bundesligisten Werder Bremen wird Wiesenhof. Das hat der Klub nun bestätigt. Und ignoriert (zwangsläufig) den Shirtstorm.
Trikotsponsor des Bundesligisten SV Werder Bremen wird Wiesenhof. Das hat der Klub nun bestätigt. Die Geflügelmarke und der Fußball-Bundesligist vereinbarten einen Vertrag mit einer Laufzeit von zwei Jahren, teilt der Fußballverein mit. Fans waren in den vergangenen Tagen Sturm gelaufen gegen die sich abzeichnende Kooperation mit Wiesenhof als neuer Hauptsponsor (W&V Online berichtete). 20.300 Unterstützer hat die Facebook-Kampagne bereits (Stand Sonntagvormittag) - fast drelmal so viele wie noch am Donnerstag.
Egal: Wiesenhof verspricht sich von dem Sponsoring offenbar, dass sein schlechtes Image in der Öffentlichkeit korrigiert wird. Der neue Partner hilft kräftig dabei. Die Werder-Geschäftsführung bestehend aus Klaus-Dieter Fischer, Klaus Allofs und Klaus Filbry verteidigt Wiesenhof im Interview auf der Werder-Webseite: "Für uns steht fest: So präsentiert sich kein Unternehmen, das etwas zu verbergen hat." Am Donnerstag hatte der Klub auf seiner Facebook-Seite mitgeteilt, dass eine Entscheidung über einen neuen Hauptsponsor noch nicht gefallen sei, und gegenüber W&V Online angekündigt, man werde die Stimmen der Fans hören. Heute heißt es, dass sich die Werber-Oberen eine "Versachlichung der Debatte wünschen.
Beim "Tag der Fans" am 11. August und beim anschließenden Spiel gegen Aston Villa haben die Werder-Profis erstmals das Wiesenhof-Logo getragen – doch die Fans sind stocksauer, rufen zu Protesten auf. Die hielten sich aber in Grenzen. Es ist wohl doch bequemer, via Facebook statt in Fleisch und Blut zu protestieren. Es gab Pfiffe, rund 60 Leute demonstrierten am Bahnhof Bremen, heißt es bei Radio Bremen online.
Für den Klub war es höchste Zeit, wieder einen Hauptsponsor zu finden (das Engagement der Targobank wurde reduziert; es brachte Werder bis zu acht Millionen Euro im Jahr), denn unbestätigten Medienberichten zufolge soll der Klub rund fünf Millionen Euro jährlich durch den Vertrag erhalten, schreibt das "Hamburger Abendblatt". Und Bremen braucht das Geld dringend. Hinzu kommt: Werder hat die Werberechte an den Vermarkter Infront abgegeben - und der verspricht fünf Millionen im Jahr dafür. Diese Summe ist aber hinfällig, wenn der Klub einen Sponsor ablehnt, berichtet N-TV - und mal sich schon süffisant die "Wortspielhölle" aus, die Verein und Fans nun droht.
Nun also bemühen sich die Klubverantwortlichen um Schadensbegrenzung: "Wir haben uns für Wiesenhof entschieden, nachdem wir uns in intensiven Gesprächen mit den Verantwortlichen über den Betrieb, die Motivation und die Ziele ausgetauscht haben", sage Allofs, Filbry und Fischer. "Wir werden in ständigem Kontakt sein und uns auch vor Ort über die Produktionsstätten von Wiesenhof informieren." Da kommt eine Menge Arbeit zu auf die Fußballexperten. Die aber heute schon wissen: "Wiesenhof hat mehr zu bieten als man denkt. Im Leitbild des Unternehmens sind Leitsätze wie ökologisches und nachhaltiges Denken, verantwortungsbewusstes Handeln, Pflegen einer offenen Kommunikation, Sicherheit und Vertrauen für den Kunden sowie Wertschätzung und Respekt gegenüber den Mitarbeitern verankert."
Wiesenhof bekommt für seinen Einsatz das Logo auf die Trikotbrust von Bundesliga-Mannschaft, Trainerstab und der U-11- bis U-23-Mannschaften, Präsenz im Weser-Stadion sowie im Online- und Offline-Bereich. Für den Geflügelhersteller, der zur PHW-Gruppe, Rechterfeld, gehört, ist es der erste Auftritt in der Bundesliga. Im Sportsponsoring war Wiesenhof von 2001 bis 2007 aim Radsport aktiv.