
Strategie:
Tommy Hilfiger zielt auf Adidas
Der CEO des amerikanischen Bekleidungskonzerns, Daniel Grieder, will Adidas und Nike Konkurrenz machen. Klingt nach Stress. Dabei geht es eigentlich um einen ganz neuen Markt.

Foto: Tommy Hilfiger
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagt Tommy Hilfiger-Chef Daniel Grieder, der Markt für Sportartikel und –mode sei groß, die Marke Tommy habe "etwas Sportliches" und "die Leute warten auf etwas Neues".
Grieder hat Recht. Wird es also künftig Fußball-Outfits von Tommy Hilfiger geben? Wohl eher nicht. "Bei Golf oder Tennis haben wir sicher eine Chance", sagt Grieder der SZ, "das passt zu unserer Marke".
Ein neuer Markt
Der eigentlich interessante Vorstoß, den Grieder plant, zielt auch gar nicht so sehr auf den Kern der Sportplatzhirschen wie Adidas und Nike, obwohl er betont: "Konkurrenz belebt das Geschäft". Nein, wer das Interview aufmerksam liest, der merkt, dass Grieder viel mehr auf einen Markt zielt, der gerade im Entstehen ist: Business-Outfits für junge Menschen.
"Gerade im Sportbereich gibt es interessante Materialien", sagt Grieder, der ein guter Beobachter ist. "Wenn Sie fliegen, sehen Sie oft Menschen, die tragen Nike oder Adidas, einfach, weil es bequem ist", so Grieder. "Da können wir lernen, ein Blazer aus leichtem, atmungsaktiven Material, der gut aussieht, wäre gut."
Den Komfort und die Funktionalität von Sportbekleidung auf Businessbekleidung zu übertragen, das ist ein vielversprechender Ansatz. Dogmen des Business-Outfits sind bereits geschleift. Die Krawatte verschwindet aus den Büros, Anzüge weichen Kombinationen, Stoffe werden vielfältiger, Designs mutiger.
Und die grundlegende Reform des Business-Outfits schreitet voran. Auch in traditionellen Firmen mit anspruchsvoller Kundschaft wie Allianz oder Daimler wird das Erscheinungsbild zwangloser.
Sollte Tommy Hilfiger es schaffen, eine funktionelle Design-Brücke von Edelsportarten wie Golf und Tennis in die Businesswelt zu bauen, dann könnte das ein Umsatzturbo werden. Und es passt in die Strategie der Marke, relevant zu werden – insbesondere für jüngere Zielgruppen.
"Das Durchschnittsalter unserer Kunden ist in den vergangenen 24 Monaten um sieben Jahre gesunken", berichtet Daniel Grieder. "Unser Zielkonsument ist jetzt zwischen 20 und 35 Jahre alt". Die Werbung mit Gigi Hadid und dem Formel-Eins-Weltmeister Lewis Hamilton hat offenbar gewirkt.
"Man muss nur verstehen, was der Konsument will, wo und wie er kauft", sagt Daniel Grieder. "Dann kann eigentlich nichts passieren".