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Tino Krause beerbt Paul Remitz bei Mediacom
Stühlerücken bei Deutschlands größter Mediaagentur: Tino Krause, bislang Geschäftsführer bei der Schwester MEC, übernimmt den Chefposten bei Mediacom. Vorgänger Paul Remitz bekommt im WPP-Konzern eine neue Aufgabe.

Foto: MEC
Deutschlands größte Mediaagentur hat einen neuen Chef. Tino Krause wechselt von der Schwesteragentur MEC auf den CEO-Posten der Düsseldorfer Agentur Mediacom. Sein Vorgänger Paul Remitz soll für die Mutterholding Group M einen neuen Geschäftsbereich zur digitalen Transformation aufbauen.
Die Rochade im Reich des Media-Riesen Group M kommt nicht überraschend. Bereits seit Monaten spekuliert die Branche über Krauses Wechsel zu Mediacom. Der ist Teil eines größeren Umbaus bei der Mediaagentur-Holding des Werbekonzerns WPP. Erst kürzlich wurde mit Stephan Uhl ein neuer Deutschland-Geschäftsführer für die Frankfurter Agentur Mindshare installiert. Deren früherer CEO Sebastian Hupf gilt wiederum als Kandidat, um Krause bei MEC nachzufolgen. Oder besser gesagt: einer neu formierten noch unbenannten Agentur der Group M. Denn der Konzern will MEC mit der kleineren Schwester Maxus verschmelzen. Trotz seines Ausscheidens behält Remitz seine Funktion als Geschäftsführer der neuen Agentur, die Mediacom derzeit mit dem Konkurrenten Pilot für den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble gründet.
Beratung bei "Digitaler Transformation"
Gleichzeitig schafft Group-M-Chairman Jürgen Blomenkamp immer mehr zentrale Bereiche. In diesem Zusammenhang steht offenbar auch die neue Rolle des bisherigen Mediacom-Chefs Remitz. Der soll einen „neuen Unternehmens- und Geschäftsbereich rund um digitale Business-Transformation aufbauen“, heißt es in der Mitteilung von Mediacom. Dahinter steckt eine neue Beratungs-Firma, die Werbekunden disziplin-übergreifend beim digitalen Marketing unterstützen soll. „Es besteht im Markt ein großer Beratungsbedarf zur digitalen Transformation für Kommunikation und Marketing“, erklärt Remitz. Die neue Unit solle „konkrete Beratungs- und integrierte Implementierung-Angebote aus Daten, Kreation und Touchpoints unter Einbeziehung von Artificial Intelligence“ liefern.
Der Werbekonzern WPP und sein Mediaableger Group M reagieren damit auf den Trend, dass große Werbekunden immer häufiger Kreativ-, Digital- und Mediaagentur zusammenspannen oder in Pitches gegeneinander antreten lassen. So hat auch Remitz' künftiges Projekt mit dem klassischen Mediageschäft nur zum Teil zu tun. Es sei „ergänzend zu den operativen Mediathemen, die bereits optimal durch unsere Mediaagenturen bedient werden“, sagt Remitz. Holding-Boss Blomenkamp ergänzt: „In einer Welt, in der Rollen und Aufgaben nicht mehr selbstverständlich definiert sind, ist es festes Ziel, unsere Relevanz für Kunden permanent zu steigern.“
Auf den neuen Mediacom-Chef Krause warten nun große Herausforderungen. Dort ist man immer noch mit den Folgen des Verlusts des Großkunden Volkswagen beschäftigt. Mit dem kürzlich verkündeten Gewinn des globalen Mediaetats des Autokonzerns PSA, der Mutter von Peugeot und Citroën, konnte Mediacom nach der VW-Scharte wieder Boden gewinnen. Krause ist gleich in einem Pitch gefordert, von dem für die Agentur viel abhängt: Ein anderer Schlüsselkunde, die Deutsche Telekom, soll verteidigt werden. Der 39-Jährige hatte den Chefposten bei MEC erst vor einem Jahr angetreten. Davor war er seit 2013 COO der Agentur. Seine Karriere startete er 2004 als Trainee bei Mediacom.
Mediacom ist mit Abstand die größte Mediaagentur in Deutschland. Laut den jüngsten Zahlen des Pariser Recma-Instituts hat die Düsseldorfer Agentur einen Marktanteil von 16,7 Prozent nach Billings - also der Summe der von Mediaagenturen betreuten Werbegeldern.