Vor der Dmexco:
Tina Beuchler prangert "Tendenz zur Gesetzlosigkeit" an
Im digitalen Werbemarkt gehe es bisweilen zu wie "Wilden Westen", findet die OWM-Vorsitzende Tina Beuchler. Im W&V-Interview ruft sie die Branche zu mehr gemeinsamer Verantwortung auf.
Die Vorsitzende des Werbekundenverbands OWM, Tina Beuchler, hat die deutsche Werbebranche zu mehr Zusammenarbeit aufgerufen. Im Interview mit W&V erklärt die deutsche Digitalchefin des Lebensmittelkonzerns Nestlé: "Wir sollten solche Veranstaltungen wie die Dmexco nicht nur nutzen, um uns selbst zu positionieren, sondern auch, um gemeinsame Perspektiven dafür zu entwickeln, wie wir den deutschen Werbemarkt stärken und weiterentwickeln können". Damit meint Beuchler vor allem, dass sich der Markt auf "gemeinsame Definitionen und Währungen" im digitalen Werbegeschäft einigen müsse. Je mehr sich die Branche auf solche Standards verständige, so Beuchler, "desto besser" sei man auf "die Dynamik" der Digitalisierung vorbereitet.
Beuchler bekräftigt im Gespräch noch einmal die grundlegende Kritik ihres Verbands an den derzeitigen Zuständen im Digital-Marketing. "Den digitalen Werbemarkt in Deutschland kann man ein bisschen mit dem Wilden Westen vergleichen", klagt die OWM-Vorsitzende. Dort herrsche "große Aufbruchstimmung, fast ein digitaler Goldrausch – aber eben auch eine Tendenz zur Gesetzlosigkeit". Ihr Fazit: "Angesichts der Bedeutung erwarten wir, dass der Markt endlich erwachsen wird". Verantwortung sieht Beuchler dabei übrigens auch in ihrem eigenen Lager. "Alle Beteiligten stehen in der Verantwortung, auch wir Werbekunden". Schließlich seien es die Unternehmen, diejenigen, "die Mediapläne und Kreationen beauftragen".
Brand Safety: Facebook könnte mehr tun
Kritische Worte richtet die Vorsitzende des Werbekundenverbands auch an die US-Digitalkonzerne Google und Facebook: "In Deutschland können wir aufgrund unserer Ansprüche und unserer Historie manches nicht tolerieren. Zum Beispiel Umfelder mit Hass-Reden und Fake News". Facebook müsse "Verantwortung dafür tragen", dass seine Umfelder "frei von Fake News und diskriminierenden oder gar rechtsverletzenden Inhalten bleiben". Das Social Network könne mehr tun als bisher, um Werbekunden markensichere Umfelder zu garantieren, findet Beuchler. "Zwischen dem, was bislang getan wurde und dem, was möglich wäre, ist sicher noch Potenzial."
Die Marktmacht des Suchmaschinen-Konzerns Google sieht Beuchler ebenfalls kritisch. "Es kann nicht im Sinne der Werbekunden sein, wenn ein Anbieter die gesamte Wertschöpfungskette beherrscht", sagt Beuchler. Die Werbekunden seien "an einem freien Wettbewerb interessiert". Deshalb begrüße die OWM auch die aktuelle Prüfung des Bundeskartellamts zum digitalen Werbemarkt.
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