
Thomas Koch und die Piratenpartei: "Ich könnte mir durchaus vorstellen, ein Amt auszufüllen"
Was ist die Piratenpartei? Die Bürgerinitiative der Digital Natives? Irrtum. Auch Media-Unternehmer Thomas Koch ist Mitglied. Im W&V-Interview erklärt der erfahrene Werbeexperte, warum.
Fulminanter Sieg für die Piratenpartei bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am gestrigen Sonntag. Seit der Europawahl 2009 ist auch Media-Veteran Thomas Koch Mitglied. Seinen Mitgliedsausweis ziert die Nummer 8924. W&V Online hat ihn gefragt, wie er den Erfolg beurteilt und ob er sich vorstellen kann, sich für die Partei stärker zu engagieren.
Herr Koch, was sagen Sie zu den Erfolgen der Piratenpartei in Berlin?
Das ist ein Phänomen. Als letzte Woche die ersten Hochrechnungen kamen, die Piratenpartei läge bei 6,5 Prozent, habe ich gedacht: Das kann auch noch in die Hosen gehen. Ein Wahltag ist ja immer was Besonderes, das hätten auch 4,8 Prozent sein können. Insofern ist das Ergebnis von 8,9 Prozent großartig.
Wie weit geht Ihr Engagement für die Piratenpartei? Könnten Sie sich vorstellen, auch offiziell aktiv zu werden?
Bislang war ich eher inaktiv, ich habe die Partei mit ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, ein Amt auszufüllen. Das kann ich für die Zukunft nicht ausschließen. Als ich 2009 eingetreten bin, gab es schon ein paar Leute, die gern gesehen hätten, dass ich mich mehr engagiere. Aber damals waren die Strukturen noch sehr chaotisch, ich wollte erst einmal warten, bis sich das mehr gefestigt hat.
Wie müsste das Amt aussehen, das Sie annehmen?
Ich würde das machen, was ich kann: Kommunikation. Die Berliner haben das sehr gut gemacht: Sie haben gut Geld gesammelt, sie waren im Stadtbild sehr präsent, haben eine deutliche Botschaft gehabt. Da muss die Piratenpartei einfach weitermachen. Vielleicht nur noch ein bisschen professioneller.
Warum sind Sie damals Mitglied geworden?
Das war eine sehr emotionale Entscheidung nach dem fulminanten Erfolg bei der Europawahl. Es musste eine neue Bewegung geben. Und die Ziele der Piratenpartei, nämlich die digitale Gesellschaft und der Umgang damit, werden uns noch sehr beschäftigen und verändern. Das war eine Bewegung, die eine Stimme brauchte. Und damals hat mein Eintritt ja auch einigen Medienwirbel verursacht und einige Aufmerksamkeit auf die Piraten gelenkt. Und sicherlich bin ich auch Schuld daran, dass jetzt in Berlin einige die Piraten gewählt haben.
Sie haben ja durchaus noch andere Projekte, die Sie betreuen, hätten Sie denn überhaupt Zeit für ein Amt?
Eigentlich könnte ich ein neues Engagement erst anfangen, wenn ich woanders mehr Zeit habe. Ich habe einen ganzen Blumenstrauß an Aktivitäten: Meine Beratungstätigkeit für Agenturen, Unternehmen und Medien ist mehr geworden. Auch das Engagement für Plural kostet viel Zeit. Aber das ist auch gut so, denn die Arbeit für Plural steht unantastbar weit oben auf meiner Prioritätenliste.
Plural ist ein Projekt für Medienentwicklung in Ländern wie Irak, Sudan oder Afghanistan? Wie läuft es dort?
Die Aufmerksamkeit, die wir bekommen ist sehr groß. Allerdings fehlt es bislang an Geld. Wir haben ein paar kleinere Projekte gemacht, auch für ein Ministerium. Aber die großen Investitionen fehlen noch. Ich hoffe auf den großen Durchbruch 2012.