Tech-Kolumne:
TechTäglich: Apple – Mac bald ohne Windows
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit einem Problem für Mac-Nutzer und mit dem neuen Streaming-Trendsport Schach.
Apple: Mac bald ohne Windows – aber mit Start-Sound
Auch nach der WWDC-Keynote am Montagabend sorgt Apples virtuelle Entwicklerkonferenz noch jeden Tag für News – für zahlreiche gute Nachrichten, und für einige weniger angenehme. Auf viele Mac-Nutzer kommt ein Problem zu. Denn auf den neuen Mac-Computern mit Apples eigenen ARM-Prozessoren, die ab Ende 2020 eingeführt werden, läuft kein Windows mehr. Bisher war es problemlos möglich, einen Mac im Boot-Camp-Modus mit Windows 10 zu starten. Dank der gemeinsamen Intel-Architektur lief ein Mac unter Windows genauso schnell wie ein vergleichbarer PC. Viele Mac-Nutzer haben auf diese Weise Spiele oder Grafik-Software installiert, die es teilweise gar nicht für den PC gibt.
Bei den neuen ARM-Macs entfällt laut The Verge diese Möglichkeit – weil Microsoft die ARM-Version von Windows 10 nur an PC-Hersteller abgibt, die das Betriebssystem ab Werk auf ihren Rechnern installieren. Dieses Kriterium erfüllt Apple nicht. Wenn sich die beiden US-Konzerne nicht doch noch einigen, läuft Windows 10 auf den künftigen Macs allenfalls noch per Software-Emulation – die aber deutlich langsamer ist als das "echte" Windows in Boot Camp. Zum Trost gibt’s zwei gute Nachrichten: Der legendäre Start-Sound am Mac, den Apple 2016 ignoranterweise abgeschafft hatte, kehrt mit dem neuen macOS Big Sur im Herbst zurück. Das „Doing!“ aus der ersten Big-Sur-Beta ist auf TikTok oder Twitter schon jetzt Musik in den Ohren der Apple-Fans. Und das iPhone 12 soll schneller laden als bisher. Apple liefert laut MacRumors erstmals ein 20-Watt-Ladegerät mit. Bisher liegt den Pro-Modellen des iPhone 11 ein 18-Watt-Stecker bei. Beim normalen iPhone 11 sind es, wie seit 2007 (!), antike 5 Watt.
Der neue Spiele-Trend auf Twitch: Schach
Welches Spiel wächst auf Amazons Video-Plattform Twitch am schnellsten? Fortnite Battle Royale? League of Legends? Oder Call of Duty? Alle drei Antworten sind falsch. Denn die drei Action-Hits können nicht mit dem Wachstum eines Spiels mithalten, das viel älter und deutlich ruhiger ist: Schach! Laut der Analysten von StreamElements haben sich die betrachteten Stunden der Live-Videostreams von Schachspielen seit Jahresbeginn jeden Monat annähernd verdoppelt. Im Mai haben sich Twitch-Nutzer über acht Millionen Stunden Live-Schach angesehen.
Hinter dem Boom steckt der mittlerweile berühmteste Schach-Influencer der Welt: Der fünffache US-Meister Hikaru Nakamura, der schon mit 15 zum jüngsten Großmeister der USA wurde, macht Schach cool. Der 32-Jährige spielt online Schach gegen Prominente wie "Game of Thrones"-Star Hafþór Júlíus Björnsson oder "League of Legends"-Streamer Albert "Boxbox" Zheng. Damit hat Nakamura in Corona-Zeiten ein Schach-Fieber auf Twitch ausgelöst – und die Zahl seiner Follower von 2.000 auf 366.000 gesteigert. "Schach bekommt so viel Aufmerksamkeit wie seit sehr langer Zeit nicht mehr", staunt der derzeit 18. der Weltrangliste gegenüber Wired.
Kein Foto für dich! Aus für Olympus-Kameras
Die Übermacht der Smartphone-Fotografie setzt den Herstellern klassischer Kameras immer mehr zu. Nun gibt ein legendäres Unternehmen auf: Olympus hat kein Foto mehr für seine Kunden, und stellt nach 84 Jahren die Produktion von Kameras ein. Die Japaner verkaufen ihre Imaging-Sparte an den Investment-Fond Japan Industrial Partners (JIP). Olympus begründet den Schritt mit dem "rapide schrumpfenden Markt aufgrund der Weiterentwicklung von Smartphones". Das Unternehmen will sich künftig auf sein deutlich größeres Geschäft mit Medizin-Optik konzentrieren. Dazu zählen beispielsweise Endoskope für Magen- oder Darmspiegelungen.
Das Aus für die Olympus-Kameras war bereits erwartet worden, nachdem die Systemkamera OM-D E-M1 Mark III, eines der Flaggschiffe der Japaner, bei der jüngsten Modellpflege kaum noch weiterentwickelt worden war. Käufer JIP will das Kamera-Geschäft von Olympus laut Engadget zwar "verschlanken", plant aber neue Modelle bekannter Reihen wie OM-D oder Zuiko. Ob das klappt, ist allerdings fraglich. Denn der Investment-Fond hatte bereits 2014 Sonys kriselnde Computer-Marke VAIO übernommen – und dann ohne zugkräftige neue Modelle langsam obsolet werden lassen.
Neues Spiel: Handball bekommt eigenes FIFA
Fußball-Fans haben es gut. Sie können zwar derzeit nicht ins Stadion. Aber es gibt wenigstens den E-Sport mit "FIFA 20" oder "PES 2020". Beim Handball sieht es diesbezüglich mau aus. Die Bundesliga soll erst am 1. Oktober wieder starten. Und ein vernünftiges Handball-Videospiel ist seit vier Jahren nicht mehr erschienen. Das ändert sich aber noch dieses Jahr, denn im November kommt quasi ein eigenes "Handball-FIFA". Dann bringt Entwickler Eko Software aus Paris "Handball 21" für PlayStation 4, Xbox One und PC heraus.
Die Franzosen versprechen laut pixel-magazin.de neue Animationen, verbesserte KI, neue Spielmodi und mehr offizielle Inhalte als je zuvor. Die vier größten Ligen Europas, darunter auch die deutsche Handball-Bundesliga Liqui Moly HBL, sind mit allen Spielern und Klubs vertreten. 1.600 Handballer laufen aufs Feld, darunter Weltstars wie Nikola Karabatic, Valero Rivera und Melvyn Richardson. Die Hallen hat Eko Software für "Handball 21" rundum neu gestaltet. Und zumindest virtuell jubeln definitiv Zuschauer in den Arenen – während die echte Handball-Bundesliga noch überlegt, wie sie die Fans zurückbringen kann.
Germany! App-Blamage für Boris Johnson
Genau wie zuletzt der Brexit wird offenbar auch die eigene Corona-Warn-App zur unendlichen Geschichte für die britische Regierung. Nach dem fehlgeschlagenen Feldversuch auf der Isle of Wight, bei der die Mobilfunkanbieter schlichtweg zu wenige Nutzer fanden, hat die Regierung die Entwicklung der App mit ihrer umstrittenen zentralen Datenspeicherung eingestellt. Nun soll eine neue britische Corona-App kommen – voraussichtlich aber erst im Winter, und damit viel zu spät.
Premierminister Boris Johnson musste sich nun für den App-Flop im Unterhaus rechtfertigen. Dabei wurde er von Oppositionsführer Keir Starmer mit einem einzigen Wort blamiert: "Germany!" Johnson hatte angezweifelt, dass es überhaupt in irgendeinem Land eine funktionierende Corona-Tracing-App gibt. Die knappe Antwort von Labour-Chef Starmer: "Deutschland! Läuft seit dem 15. Juni, zwölf Millionen Downloads". Johnsons "Germany"-Blamage wurde gestern zum Twitter-Hit. Ein Nutzer spottete: "Mal abgesehen von Deutschland, der Schweiz, Aserbaidschan, Spanien, Norwegen, Kolumbien, Neuseeland, Jordanien, Japan, Lettland, Israel, Malaysia, Italien, Australien, Ghana, Frankreich, Bangladesch, Singapur und Nordmazedonien, welche Länder haben eine funktionierende Coronavirus-App?"