TV-Interview: Wulff räumt Fehler ein, lehnt einen Rücktritt aber ab
Bundespräsident Christian Wulff nennt im Interview mit ARD und ZDF den Drohanruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann einen "schweren Fehler". Dieser tue ihm leid und er habe sich für ihn entschuldigt.
Bundespräsident Christian Wulff räumt im Interview mit ARD und ZDF ein, der Drohanruf bei "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann sei ein schwerer Fehler gewesen. Dieser tue ihm leid und er habe sich für ihn entschuldigt. Das geht aus tagesschau.de hervor. Diese Entschuldigung sei von Diekmann ja auch angenommen worden, so der angeschlagene Bundespräsident weiter.
Dann erläutert Wulff, er habe in dem Anruf Diekmann darum gebeten, den Artikel über seine Hausfinanzierung um einen Tag zu verschieben, bis er von seiner Reise durch die Golf-Staaten zurückgekehrt sei. Er habe sich ausdrücklich zur Presse- und Meinungsfreiheit bekannt, sich in dem Moment aber eher als Opfer gesehen, wehrt sich Wulff gegen Vorwürfe. Er habe nicht versucht, die kritische Berichterstattung zu verhindern. Er hat in dem Gespräch mit ARD und ZDF darum gebeten, sein Vorgehen "menschlich" zu verstehen - auch vor dem Hintergrund der Belastungen seiner Familie, für die er eine Schutzfunktion habe.
Fest steht nach dem Gespräch aber auch: Wulff will im Amt bleiben. Wie er in dem Interview von ARD und ZDF sagt, nehme er seine Verantwortung gerne wahr, sein Amt übe er mit Freude aus - und wisse, dass er nichts Unrechtes getan habe. Er sei für fünf Jahre gewählt worden. Auf den Vorwurf, er informiere die Öffentlichkeit nur per Salami-Taktik, erwidert Wulff, die etwa 400 Anfragen von Journalisten seien von seinem Anwälten umfassend, nach bestem Wissen und Gewissen, beantwortet worden. Da die Anfragen scheibchenweise hereingekommen seien, könnten diese nur scheibchenweise beantwortet werden. Am Donnerstag sollen alle Details im Internet veröffentlicht werden.
Auf die Kreditaffäre angesprochen, betont Christian Wulff, er wolle nicht Präsident in einem Land sein, in dem man sich kein Geld von Freunden leihen könne. Mit Blick auf das Darlehen der BW.Bank sagt er, es handele sich um normale und übliche Konditionen. Das gesamte Risiko der Zinsentwicklung liege bei ihm. Er habe keine Vorteile genossen, es handele sich um ein Angebot wie für andere auch, so der Politiker.
Wulff steht seit Wochen wegen eines Privatkredits in der Kritik. Zum Wochenbeginn ist er unter verstärkten Druck geraten, weil er nach Angaben des Springer-Verlags im Dezember versucht hatte, Berichte zu verhindern – sowohl bei Chefredakteuren wie Diekmann, als auch bei der Verlegerin Friede Springer selbst. Im Social Web beziehungsweise auf der präsidialen Facebook-Seite häufen sich die Proteste und die Forderungen nach einem Rücktritt des angeschlagenen Bundespräsidenten. Wulff hat bislang zu den neuen Vorwürfen geschwiegen. Das Fernsehinterview zur besten Sendezeit stellt nach Ansicht des Politikberaters Michael Spreng die einzig verbleibende Möglichkeit für den scharf kritisierten Bundespräsidenten dar. Für das Gespräch mit ARD und ZDF hagelt es aber auch schon wieder mit Kritik – private Sender und Verleger fühlen sich vernachlässigt.