Suite101 und die Google-Macht: "Ein Weckruf für die ganze Branche"
Schreiben für die Suchmaschinen: die Idee klingt. verlockend. Aber neue Algorithmen bei Google gefährden das Geschäftsmodell von Content Farmen und "Autorennetzwerken". Wie sich die Burda-Plattform Suite101 darauf vorbereitet, erklärt Chefredaktuer Dirk Westphal im Gespräch mit W&V Online.
Google will die Relevanz der Suchergebnisse erhöhen und hat bereits in den USA ein Update durchgeführt, das die Inhalte sogenannter Content-Farmen als weniger relevant einstuft. In Deutschland wird mit einer ähnlichen Änderung in den kommenden Wochen gerechnet. Das hätte für Autorennetzwerke wie Suite101 fatale Folgen, immerhin kommen rund 80 Prozent der Leser über die Suchmaschine. Bei der kanadischen Zentrale von Suite101 löste der neue Suchalgorithmus einen Traffic-Einbruch von 25 bis 30 Prozent aus. Wie sich das Unternehmen in Deutschland auf die Änderung vorbereitet, erklärt Chefredakteur Dirk Westphal im Gespräch mit W&V Online.
Werden Content-Farmen mit dem neuen Suchalgorithmus in eine Schmuddel-Ecke gedrängt?
Zunächst einmal sehen wir uns nicht als Content Farm, sondern als Autorennetzwerk. Denn wir schreiben nicht für den Google-Algorithmus. Das hat vielleicht einmal funktioniert, aber das geht heute nicht mehr. Allerdings war das schon ein Weckruf für die ganze Branche.
Wie bereiten Sie die deutsche Seite von Suite101 vor?
Wir warten nicht, bis die Änderung kommt, sondern ziehen schon jetzt mit zwei Maßnahmen die Zügel an. Wir stellen das Design um und verbessern die redaktionelle Qualität. Wir haben unsere Prinzipien überarbeitet und greifen beispielsweise noch schneller bei schwachen Autoren ein. Wenn es bei der Änderung um die Qualität der redaktionellen Inhalte geht, sind wir sehr entspannt, wir schreiben ja schon jetzt für Menschen und nicht für Suchmaschinen.
Was bringen die Änderungen im Seiten-Design für die Google Suche?
Die Frage ist, wie sich der Leser auf der Seite verhält. Google bemisst ja vermutlich die redaktionelle Qualität unter anderem daran, wie lange ein Leser auf einer Seite verweilt und wie er mit ihr interagiert. Wir nehmen daher jetzt strukturelle Änderungen vor. Das Ziel ist, die Leser länger bei uns zu halten und ihm die Möglichkeit zu geben, die Texte auch in sozialen Netzwerken zu teilen.
Also denken Sie doch von der Suchmachine her?
Nein, bei uns texten die Autoren über selbstgewählte Themen und bekommen keine Keywords vorgeschrieben. Aber wir müssen unsere Stärken besser herausstellen. In einigen Themengebieten, etwa Geschichte, Politik oder im Ratgeber-Bereich, sind wir richtig gut aufgestellt. Die Herausforderung ist, in Zukunft die Leser nicht nur hauptsächlich über Google zu bekommen, sondern zur Anlaufstellen für die Leser werden.
Wie reagieren Ihre kanadischen Kollegen, die von der neue Suche ja schon betroffen sind?
Dort war der Traffic-Einbruch recht deutlich, Amerika ist ja der größte Markt für sie. Im Prinzip setzen auch sie jetzt auf besseres Design und höhere Qualität. Aber es geht ja nicht darum, zwei, drei Sachen zu ändern und schon ist man bei Google wieder vorne dabei. Die ganze Plattform muss auf eine höhere Ebene gehoben werden.