Die häufigsten Delikte sind Veruntreuung von Vermögenswerten und Betrug beim Einkauf vom Waren und Dienstleistungen (43 Prozent der untersuchten Fälle). Außerdem werden häufig die Zahlen im Finanz-Reporting geschönt oder gefälscht. "Die Annahme von Bestechungsgeldern für die Akzeptanz von überhöhten Projektkosten ist ebenfalls eine gängige Methode", berichtet Hülsberg. Durchschnittlich richten die Kriminellen einen Schaden von einer Million Euro an. Im internationalen Durchschnitt gab es in 61 Prozent der Fälle Mittäter, neben Kollegen auch Geschäftspartner wie Kunden, Lieferanten oder Berater. In Deutschland gab es bei rund der Hälfte der Delikte Mittäter.

Häufig könnten kriminelle Handlungen schon im Vorfeld aufgedeckt werden, wenn andere Mitarbeiter Warnsignale ernst nehmen würden. In 56 Prozent der untersuchten Fälle fand das allerdings nicht statt. Als Anzeichen nennt die Studie, wenn ein Mitarbeiter plötzlich einen exzessiven Lebensstil führt und offensichtlich über seine Verhältnisse lebt. Oder wenn sich jemand weigert, in Urlaub zu gehen – aus Angst vor Entdeckung. Nur in sechs Prozent der Fälle seien aber solchen Hinweisen nachgegangen worden. Das sind 20 Prozentpunkte weniger als bei vorherigen Untersuchungen.

Kommunikativ erhalten die Unternehmen schlechte Bewertungen durch die Studie. Denn werden kriminelle Handlungen aufgedeckt, gibt es meist keine Kommunikation nach außen und in über der Hälfte der Fälle werden nicht einmal die eigenen Mitarbeiter informiert. "Das ist eine vertane Chance mit Blick auf Prävention", findet Hülsberg.

Zu den gesetzlichen Vorgaben gegen Wirtschaftskriminalität, gehören für 83 Prozent der Unternehmen auch interne Richtlinien zur "Compliance". Aber nur für 17 Prozent der Befragten beinhaltet der Compliance-Begriff auch Ethik, Moral oder nachhaltiges Wirtschaften. Für den KPMG-Partner Oliver Engels ist das ein Zeichen dafür, dass das Risiko eines Reputationsschadens durch unethisches, aber nicht rechtswidriges Verhalten unterschätzt wird. "Dabei kann ein Imageschaden für das Unternehmen ebenfalls gravierende negative Folgen haben."

Aufgedeckt werden die Fälle häufig durch anonyme Hinweise aus dem Unternehmen oder von Geschäftspartnern. Bei vielen Unternehmen gibt es dazu inzwischen eine Telefonhotline oder ein Email-Postfach.


Franziska Mozart
Autor: Franziska Mozart

Franziska Mozart berichtet seit vielen Jahren über die Marketing- und Medien-Branche. Die freie Journalistin beschäftigt sich am liebsten mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung und am allerliebsten mit der Schnittstelle dieser beiden Bereiche. Für die W&V ist sie regelmäßig als Nachrichtenchefin tätig und betreut den Green CMO Award sowie den Deutschen Mediapreis betreut. Sie gilt als Expertin zum Thema Nachhaltigkeitsmarketing und ist Co-Autorin des Buches "Superpower Sustainable Marketing".