Ein bisschen Glück hatte sie schon auf ihrer Seite, als sie zum Februar 2013 die Nachfolge von Carolin Schuhler bei der "Cosmo" antrat. Mitten in der Umbruchphase – nach dem Verkauf des Lifestyle-Monatsmagazins an Bauer – hat Weng den Ruf an die Spitze des Titels angenommen. "Diese Aufbruchstimmung beim ganzen Team war von Vorteil, weil ich bei all den Veränderungen nie Sätze hören musste wie ‚Das haben wir immer schon so gemacht‘. Es herrschte ein frisches, angenehmes Klima, um etwas Neues anzuschieben. Alle Neuerungen wurden von Verlagsseite unterstützt." Weng hat sich auf die wichtigsten Themenbereiche der "Cosmo" gestürzt und "Job/Karriere", "Mode/Beauty" sowie "Sex/Partnerschaft" neben der internationalen Idee des Titels weiter ausgebaut. Die Bilanz zum Jahresende, nur ein gutes halbes Jahr nach Wengs Amtsantritt: Auf 249.950 verkaufte Exemplare wuchs die "Cosmo"-Auflage laut IVW im vierten Quartal an, ein Plus von mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Kerstin Weng weiß eine besonders frauenfreundliche Verlegerin an ihrer Seite. "Es ist wunderbar, dass sich Yvonne Bauer perfekt in die Zielgruppe hineindenken kann und als Frau sehr gut versteht, was wir mit Geschichten ausdrücken wollen", erzählt die "Cosmo"-Chefredakteurin über ihren Austausch mit der Verlagsspitze. Auch wenn die Werte, die die "Cosmo" verkörpert, über die Jahrzehnte die gleichen geblieben und im Motto "Fun Fearless Female" verankert sind – 2014 werden Frauenmagazine anders gemacht als noch vor 20 Jahren. Frauen müssten zwar immer noch viele Hürden nehmen, doch es gebe "andere Selbstverständlichkeiten und in vielen Bereichen einen offeneren Umgang mit Dingen", meint Weng. Die Folge: "Wir können anders schreiben." Die "Cosmo"-Zielgruppe der modernen selbstbestimmten Frau steht auch neuen Verbreitungswegen offen gegenüber. Eine Art Blog-Welt zusätzlich zum Magazin sei für das Bauer-Hochglanzmagazin durchaus denkbar, räumt Kerstin Weng ein.

Auch wenn Weng wenig auf den Glamour des Postens an der Spitze der deutschen "Cosmo" gibt ("Die Kooperation mit ProSieben und der Auftritt bei ‚Germany’s Next Topmodel – by Heidi Klumist einfach nur ein Tag, an dem die Kamera dabei ist."): Verführen lässt sie sich durchaus von der Hochglanz-Marke. Kerstin Weng gerät ins Schwärmen: "Der Spirit ist schon sehr berauschend. Es ist ein Riesenspaß und eine tolle Sache, Teil dieser starken Marke zu sein." Leicht fällt es ihr daher, Look und Feel des Titels auch selbst zu verkörpern. "Authenzität ist sehr wichtig", sagt Weng – und wohl auch unerlässlich für ihr persönliches Ziel an der Spitze: "Die ‚Cosmopolitan‘ soll das Heft für die Zielgruppe sein." Da sollte Frau schon wissen, was ihre weibliche Zielgruppe trägt, schätzt und lesen will.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.