IVW Print, 2. Quartal 2019:
Spiegel gewinnt wieder Leser
Der Verlauf der Printentwicklung kennt weiterhin nur eine Richtung: abwärts. Die IVW II/2019 weist kaum Gewinner aus - aber einen erfolgreichen Neustart.
Die Kurven werden flacher: Auf niedrigem Niveau fallen Verluste nicht mehr so drastisch aus. Und dennoch sind die Nachrichten für den Printmarkt nicht die besten, die die IVW hat. Die Quartalsauflagen für das zweite Quartal 2019 zeigen, dass innerhalb von zehn Jahren die Zahl der verkauften Tageszeitungen um rund 8 Millionen zurückgegangen ist (2009: 23,4 Mio.), die Wochenzeitungen, die lange um die 1,7 Millionen Exemplare pendelten, fielen auf 1,6 (von 2 Mio. 2009 kommend). Publikumszeitschriften liegen bei rund 81,5 Millionen (2009: 117,5), Fachzeitschriften haben ihre Verkaufsauflagen von 13,5 Millionen 2009 auf rund 9,2 Millionen geschrumpft.
Die überregionalen Tageszeitungen im Einzelnen
Platzhirsch Bild (Montag bis Samstag) ausgewiesen zusammen mit der B.Z., meldete eine Verkaufsauflage von gut 1,49 Millionen Ausgaben (davon 51.754 E-Paper) - mehr als 9 Prozent weniger als 2018, dafür aber rund 4 Prozent mehr Abos, nämlich 101.995 Abos. Ebenfalls aus dem Hause Springer kommt die Welt, die werktags 119.397 Exemplare verkaufte (Abos: 61.164, E-Paper: 21.273) und damit ein Minus von 27 Prozent ausweisen muss.
Die Süddeutsche Zeitung hat laut IVW eine verkaufte Auflage von 337.732 (Montag bis Samstag), ein Minus von 1,7 Prozent - mit 247.685 nur einen Hauch niedriger als 2018 liegt die Zahl der Abos; verkauft wurden außerdem 74.109 E-Paper-Ausgaben. Die Frankfurter Allgemeine (Montag bis Samstag) kommt auf 230.312 Exemplare (166.930 Abos, 50.975 E-Paper), also 3,1 Prozent weniger als im gleichen Quartal 2018.
Das Handelsblatt weist ein Plus von 4,5 Prozent und somit 133.796 verkaufte Ausgaben aus (Abos: 85.409, E-Paper: 68.601 - das sind knappe 14.000 mehr als im Vorjahr).
Die Wochenzeitung Die Zeit landet bei 500.909 verkauften Ausgaben; auch hier geht der Großteil an Abonnenten (347.144), deren Zahl sogar leicht gestiegen ist - und die E-Paper-Ausgaben entwickeln sich ähnlich wie beim Handelsblatt so positiv (von rund 88.000 auf 116.830), dass das sogar auf die Gesamtverkaufsauflage durchschlägt.
Bei allen großen Zeitungen ist die Nachfrage nach den Digitalausgaben deutlich angestiegen. Die Tageszeitungen insgesamt verkauften 214.000 Digitalausgaben mehr als im Vorjahr (2019: 1,5 Mio., plus 16%), die Wochenzeitungen immerhin 35.000 mehr - was hier gleich rund 29 Prozent ausmacht.
Publikumszeitschriften: ein Gewinner und viele Verlierer
Tatsächlich legt zum Beispiel der Spiegel minimal zu auf 707.459 verkaufte Auflage (+0,4 Prozent) und deutlicher noch, um 2,4 Prozent, bei den Abos auf 359.773, der E-Paper-Anteil beträgt 96.948.
Christoph Hauschild, Leiter Vertrieb: "Insbesondere die digitalen Bezahlangebote sorgen für ein nachhaltiges Wachstum in der Abo-Auflage." Das betreffe auch das Schwesterblatt Manager Magazin.
Und die verkauften Digitalausgaben entwickeln sich über alle Publikumszeitschriften hinweg positiv: Insgesamt liegt der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr bei rund 16 Prozent; heute melden die 696 Publikumstitel bereits 1,26 Millionen verkaufte E-Paper-Ausgaben.
Spiegels Wettbewerber Focus dagegen hat noch einmal massiv verloren, die verkaufte Auflage ging von 417.759 auf 367.101 zurück. Dabei muss man allerdings etwas relativieren: Von den rund 50.000 Exemplaren weniger sind allein 40.000 Bordexemplare, die man bei Burda selbst aus der Verbreitung genommen hat. Bei den Abonnements immerhin verzeichnet der Focus gut 5000 mehr, und zwar 179.341, (E-Paper insgesamt: 52.077).
Empfindliche Einbußen hinnehmen musste der Stern, er reduzierte seine Verkaufsauflage um mehr als 60.000 auf 464.489, die Zahl der Abos um rund 12.000 auf 162.680.
Bunte verliert 9000 Käufer (440.183), gewinnt aber an die 9000 neue Abonnenten auf nunmehr 91.217 Abos.
Schwund melden auch die Programmies: Von den verkaufsstärksten Titeln gehören jetzt nur noch zwei in die Liga der Auflagenmillionäre: TV Direkt rutschte direkt auf Platz vier hinter Hörzu durch.
verkaufte Auflage II/2019 |
verkaufte Auflage II/2018 |
Veränd. in Prozent |
|
TV 14 |
1,91 Mio. |
1,99 Mio. |
- 4 % |
TV Digital |
1,26 Mio. |
1,35 Mio. |
- 7 % |
Hörzu |
929 Tsd. |
961 Tsd. |
- 10 % |
TV Direkt |
871 Tsd. |
1,00 Mio. |
- 13 % |
TV Movie |
820 Tsd. |
887 Tsd. |
- 8 % |
Auf einen Blick |
677 Tsd. |
722 Tsd. |
- 6 % |
TV Spielfilm |
666 Tsd. |
716 Tsd. |
- 7 % |
TV Hören und Sehen |
514 Tsd. |
536 Tsd. |
- 4 % |
Die Kundenzeitschriften mit einem gelungenen Heftstart
Einzig die Kundenzeitschriften legen einen Zickzackkurs hin und stehen heute besser da als in den fünf zurückliegenden Quartalen: mit knapp 37,5 Millionen Exemplaren (2009: 44,4 Mio.).
Aus diesem Segment kommt denn auch der erfolgreiche Neustart, denn die IVW meldet: Mylife ist ein Apothekentitel, den Burda seit April für die Apothekergenossenschaft Noweda gegen die Apotheken Umschau in Stellung bringt. Laut IVW lag die Verkaufsauflage bei 2,3 Millionen (für die Kunden ist der Titel gratis) - die vergleichbare Auflage beider pro Monat erscheinenden Ausgaben der Apotheken Umschau erreichte 8,91 Millionen Exemplare. Das Monopol ist also noch nicht gebrochen - aber die Einstiegszahlen für den neuen Wettbewerber ordentlich.
Mit acht gemeldeten Zeitungen (Tages- und Wochentitel) weniger als im Quartal II/2018 (gesamt 346) weist die IVW für II/2019 eine Gesamt-Verkaufsauflage von 16,86 Mio. aus - gut 4 Prozent unter Vorjahr.
Die Anzahl der gemeldeten Publikumszeitschriften ging von 735 auf 696 zurück, parallel dazu die verkaufte Auflage von 85,96 Mio. auf 81,49 Mio. (-5%). Die Fachzeitschriften verloren 24 gemeldete Titel (nunmehr 1041), die verkaufte Auflage liegt nun bei 9,23 Mio. (2018: 9,73 Mio.).