
Umbau:
Spiegel Online operiert künftig ohne eigenen Chefredakteur
Rüdiger Ditz, bislang Chefredakteur von Spiegel Online, wechselt zu den Print-Kollegen: Der 49-Jährige soll als geschäftsführender Redakteur das digitale Angebot des "Spiegel" aufmotzen.
Beim "Spiegel" wird umgebaut: Rüdiger Ditz, bislang Chefredakteur von Spiegel Online, wechselt zu den Print-Kollegen: Der 49-Jährige soll als geschäftsführender Redakteur das digitale Angebot des Print-"Spiegel" aufmotzen. Barbara Hans wird neue stellvertretende Chefredakteurin von Spiegel Online. Die 32-Jährige verstärkt damit das Team um Chefredakteur Wolfgang Büchner sowie den bisherigen Stellvertreter Florian Harms und Roland Nelles, der Mitglied der Chefredaktion ist. Eine eigenen Chefredakteur hat das Online-Angebot jetzt nicht mehr. Büchners Marschroute für sein Online-Team: "Gemeinsam wollen wir die Präsenz von Spiegel Online in sozialen Netzwerken ausbauen, neue intelligente Erzählformen entwickeln und unseren Vorsprung als führendes Nachrichtenangebot für Nutzer von Smartphones und Tablets ausbauen."
Neben Ditz gibt es noch eine weitere Personalie: Jule Lutteroth, seit 2009 stellvertretende Chefredakteurin von Spiegel Online, soll sich ab sofort um die Koordinierung neuer multimedialer Erzählformen und Projekte kümmern.
Rüdiger Ditz kam 1998 als Redakteur zu a+i art and information, einer Spiegel-TV-Tochter. Anschließend wechselte er als Wirtschaftsredakteur zu Spiegel Online und wurde im April 2000 geschäftsführender Redakteur. Im Januar 2003 wechselte er in die Position des stellvertretenden Chefredakteurs. Barbara Hans arbeite frei und volontierte bei Spiegel Online, nebenbei doziert sie in Hamburg und New York. Seit 2011 leitet sie das wichtige Ressort Panorama bei Spiegel Online. Jule Lutteroth arbeitete zunächst als Redakteurin im Kulturressort von Spiegel Online, später als Ressortleiterin Panorama, ab 2005 als Chefin vom Dienst, später als geschäftsführende Redakteurin.
Spiegel Online galt im Online-Mediengeschäft lange Zeit als das Maß der Dinge. Zuletzt hat sich das Wachstum aber spürbar abgeschwächt. Zwischen Januar 2013 und Januar 2014 ist der Traffic laut IVW sogar leicht zurück gegangen. "Eine reine Stichtagsbetrachtung, der wir noch keine allzu große Aussagekraft beimessen", heißt es dazu bei der Spiegel Gruppe. Traffic um jeden Preis lehne man ohnehin ab: "Wir verzichten auf technische und inhaltliche Maßnahmen, die unserem redaktionellen Qualitätsanspruch widersprechen", so ein Verlagssprecher zu W&V. Das betreffe "Republishing, andere ausufernde SEO-Maßnahmen oder die Veröffentlichung von Inhalten, die nicht zur Marke Spiegel passen".
Die Hamburger wollen sich damit von den schnell wachsenden Konkurrenten Bild.de und Focus Online abgrenzen. Focus habe "vor allem in der Kategorie E-Commerce sowie Suchmaschinen, Verzeichnisse und Auskunftsdienst massiv zugelegt, aber nicht im klassisch redaktionellen Bereich", analysiert man beim "Spiegel". Und Bild.de habe "sicherlich von der Dschungelcamp- und Schumacher-Berichterstattung profitiert". (aj/fz)
Chart: Die Traffic-Entwicklung von Spiegel Online, Bild.de und Focus.de seit August 2013 auf Basis der IVW-Zahlen (Visits über alle Endgeräte hinweg in Mio.)