Wahlkampf:
Spaßhacker leitet angelamerkel.de zur SPD
In den Wahlkampf mischt sich ein Spaßvogel ein: Ausgerechnet zur Präsentation von Kanzlerin Merkels neuer Webseite landet bei der SPD, wer nach angelamerkel.de sucht.
Seit Anfang der Woche hat die Kanzlerin eine neue Homepage. Sie ist abrufbar unter www.angela-merkel.de. Doch wer den Vornamen und den Nachnamen der Kanzlerin ohne Bindestrich eingibt - www.angelamerkel.de - wird nicht auf die neue Webseite der Kanzlerin weitergeleitet, sondern landet auf der Homepage der SPD. Dort poppen dann statt Informationen über Merkels Lieblingsspeisen (Rouladen und Kartoffelsuppe) die Wahlplakate der Sozialdemokraten auf. "Wir stecken nicht dahinter," sagt ein SPD-Sprecher gegenüber W&V. Man habe die CDU informiert, könne aber selbst nicht dagegen vorgehen.
Da hat sich - offenbar nicht zum ersten Mal - ein Spaßvogel in den Wahlkampf eingemischt. Während die offizielle Domain angela-merkel.de der CDU gehört, versteckt sich hinter angelamerkel.de ein geheimnisvoller Domaininhaber namens Victor Stoilov. Stoilov wohnt angeblich in der Ukraine, genauer gesagt in Odessa, der Bolshaya Arnautskaya Street 8. So jedenfalls lässt es sich beim Domain-Dienst Denic nachlesen. Die angegebene deutsche E-Mail-Adresse Stoilovs existiert allerdings nicht - eine Anfrage kommt wieder zurück - Adresse unbekannt.
Die Domain angelamerkel.de wurde im Februar aktualisiert und offenbar schon zweimal für einen Merkel-Scherz verwendet. Wer zum Beispiel am Weiberfastnachtsdonnerstag angelamerkel.de in den Browser eingab, bekam eine Clowns-Illustration zu sehen und konnte lesen "Geschlossen wegen Weiberfastnacht". Oben im Browser konnte man als angeblichen Absender die SPD erkennen. Wie eine Fata Morgana war die Umleitung am nächsten Tag wieder verschwunden. Wer die bindestrichfreie Variante in die Browserzeile eingab, landete wieder bei der Kanzlerin. Auch als Angelas Merkels Spruch beim Obama-Besuch - "Das Internet ist für uns alle Neuland" - durch den Kakao gezogen wurde, war diese Sequenz auf der gekaperten Merkel-Webseite zu sehen - bis ,angelamerkel.de' als wäre nichts gewesen wieder auf die echte Merkel-Webseite führte.
Die CDU will die Aktivitäten des Domain-Kaperers zunächst weiter beobachten: "Wir prüfen derzeit, inwiefern sich aus den Aktivitäten des Domainbesitzers von ‚angelamerkel.de‘ für uns Handlungsbedarf ergibt und welche rechtlichen und technischen Möglichkeiten es gibt,“ sagt ein CDU-Sprecher. 1999, als die Hompage angela-merkel.de angemeldet wurde und online gegangen ist, sei die Domain ,angelamerkel.de' bereits vergeben gewesen, so dass man sie sich nicht habe sichern können. Es war eine Zeit, als etliche Schlaumeier dachten, aus dem Anmelden bekannter Domain-Namen Kapital schlagen zu können.
Wird sich die falsche Merkel-Domain mit Sitz in der Ukraine ausschalten lassen? Falls nicht, dürfte der talentierte Mr. Stoilov bestimmt noch den ein oder anderen Wahlkampf-Gag platzieren.
In der aktuellen W&V (33/2013) verrät SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im Interview unter anderem, welche neuen Wege die Partei in Sachen Mediastrategie im Wahlkampf beschreitet.