
Social-Media-Selbstversuch: Will ich wirklich Chips-Tester werden?
Produktentwicklung im Social Web: Was ist die Motivation für den User? Wie groß ist die Identifikation mit der Marke? Funny Frisch sucht derzeit Chips-Tester für neue Sorten. Folge zwei des Selbstversuches von W&V Online-Redaktionsmitglied Franziska Mozart.
Funny Frisch sucht derzeit online Chips-Tester für neue Sorten und liegt damit im Trend: Produktentwicklung im Social Web. Folge zwei des Selbstversuches von W&V Online-Redaktionsmitglied Franziska Mozart.
Chips-Enthusiasten können sich derzeit bei Funny Frisch als Tester bewerben. Die 1.000 Bewerber mit den meisten Stimmen erhalten vorab ein Paket mit fünf neuen Sorten und können nach dem Probieren mitentscheiden, welche Sorten ab August im Regal steht. Zur Auswahl stehen Currywurst, Sour Cream, Lady Salt & Lord Vinegar, Chickerikii, Chili Habanero.
Wer Chips-Tester werden will, muss den anderen Anwärtern erklären, warum er für diese Aufgabe prädestiniert ist. 16.700 Chips-Fans haben sich schon beworben, viele davon scheinen in überbordender Produktloyalität ihr Erfolgskonzept zu sehen. Sie schreiben: "Ich liebe Chips! Sobald ich eine neue Sorte sehe kaufe ich sie mir" "Gibt es noch etwas anderes als Chips zu essen?". Der Bewerber mit den bislang meisten Stimmen erklärte schlicht, dass er "von Funny-Frisch nicht genug haben kann, jam". Kein Wunder, dass ich mit meinem Hinweis auf ausgeprägte Geschmacksnerven und kritischer Prüfung neuer Sorten keine einzige Stimme erhalte.
Leider habe ich auch verpasst, ein Foto hochzuladen und offenbar ist es nicht möglich, das später nachzuholen. Also sieht mein Online-Chips-Bewerber aus wie ein rothaariger Fußballer, der in die Steckdose gegriffen hat und unterscheidet sich nicht von den hunderten, die ebenfalls die gleiche Figur gewählt haben. Nein, ich werde keine Hilferufe in die Kommentar-Box schreiben wie "bitte für mich voten" und auch nicht alle meine Freunde animieren, sich anzumelden und für mich zu stimmen. Sehr wahrscheinlich werde ich kein Tester.
Im Gegensatz zu Schuhhändler Görtz, der in einem sehr offenen Verfahren neue Sommertücher über Facebook entwickeln lässt, ist die Aktion bei Funny Frisch sehr stark reglementiert. Das Risiko, dass die Aktion dadurch aus dem Ruder gerät, ist damit natürlich sehr gering. Die User bekommen eine Vorauswahl von fünf Sorten, können aber keine eigenen Ideen einbringen. Dafür gibt es für 1.000 Tester ein Paket mit Gratis-Chips. Oder frei nach Bertolt Brecht: Erst kommt das Essen, dann die Kreativität.