Tipps vom ZDFneo-Moderator:
So würde Jan Böhmermann ARD und ZDF gestalten
Jan Böhmermann fordert von ARD und ZDF kluges junges Programm an relevanter Stelle – und nicht in einem Jugendkanal.
Ob sich TV-Moderator Jan Böhmermann gerade bei seinem Brötchengeber in die Nesseln setzt? Zumindest hält das Aushängeschild von ZDFneo nichts von den Plänen von ARD und ZDF, einen gemeinsamen Jugendkanal an den Start zu bringen. "Ich denke, der Jugendkanal ist total scheißegal. Damit lösen die Sender ihr Problem mit den jungen Zuschauern nicht", so Böhmermann im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". Sein Argument: Die jungen Menschen sollten keinen Jugendkanal bekommen, sondern "einen Hauptkanal, mit einem Hauptprogramm". Und: "Kluges, junges Programm muss an relevanter Stelle gezeigt werden." Es sollten im Gegenteil, so der 32-Jährige, eher die alten Leute "einen Seniorenkanal kriegen". Ein ARD-Remake wie "Das ist Spitze" seien "Sendungen für eine andere Generation. Stoff für den Seniorenkanal".
Am Donnerstag dieser Woche beraten die Ministerpräsidenten über das Konzept der beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Wobei das ZDF Böhmermann vielleicht gar nicht so böse ist, haben doch die Mainzer trotz ihrer Zustimmung zum gemeinsamen Konzept lange Zeit Vorbehalte gegen den gemeinsamen Jugendsender gehegt. Das ZDF will im Gegenzug zudem nur einen Digitalsender der Familie streichen – was wiederum den konkurrierenden Privatsendern im Verband VPRT mächtig aufstößt.
Der Moderator kann auch Lob aussprechen. Es gilt seinem Kollegen Markus Lanz für dessen Professionalität. "Wenn man ,Wetten dass…?’ moderiert, müssen einem gewisse Dinge egal sein, man muss professionell sein. Das hat auch was mit Können zu tun. Dass er diese Sendung machen will und kann, darum ich beneide Markus Lanz ehrlich", so Böhmermann in der "Zeit". Und Harald Schmidt nennt Böhmermann einen "Pionier für intelligentes Fernsehen". Dabei habe er ihm und anderen den Weg geebnet. "Bevor Schmidt kam, war alles andere Klamauk. Er ist der lustigste 61-Jährige, den ich kenne."
Ziemlich genau vor einem Jahr hat Böhmermann einen Generationswechsel im deutschen Fernsehen angemahnt. Den Spartenkanal ZDFkultur, auf dem er damals noch die preisgekrönte Talkshow "Roche&Böhmermann" moderierte, nannte der TV-Macher eine Art "Warmhalteplatte". Das Ziel sei "RTL, 20.15 Uhr, Samstagabend", so Böhmermann damals im Interview mit dem Medienmagazin "Journalist". Er selbst zählt sich zur Riege junger Fernsehmacher, die derzeit zwar in Spartensendern auf sich aufmerksam machen, im Hauptprogramm allerdings nur selten eine Chance bekommen.
Im Kern hat Böhmermann schon im vergangenen Herbst die Programmstrategie der Sender – ARD und ZDF inbegriffen – kritisiert, die die Jugend aus seiner Sicht in ihren Hauptangeboten außen vor lässt. Aus Einwürfen junger Zuschauer im Netz geht hervor: Sie denken ebenso und wünschen sich kreatives Programm von den Öffentlich-Rechtlichen. Geschadet haben dem TV-Mann die deutlichen Worte nicht: ZDFneo gibt Böhmermann das neue satirische Polit-Format "Neo Magazin", das am 31. Oktober startet und für das der Sender eine rotzfreche Trailerkampagne gestartet hat. Aber wie es so läuft in der öffentlich-rechtlichen Welt: Ab Mitte November sendet Böhmermann gegen Böhmermann, wenn das digitale EinsPlus zur gleichen Sendezeit Folgen seiner "Lateline"-Tour ins TV holt.