Neue Enthüllungen:
So schießen sich "Bild" und "Stern" auf den ADAC ein
Gefundenes Fressen für "Bild" und Konsorten: Die Presse deckt immer mehr Vergehen beim gefallenen Automobilclub ADAC auf.
Nach dem Skandal um Manipulationen bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" kommt der ADAC nicht mehr aus den Schlagzeilen. Allen voran haben sich "Bild" und "Stern" auf den Automobilclub eingeschossen, nachdem die "Süddeutsche Zeitung" den Stein ins Rollen gebracht hatte. "Bild" tarockt nun nach und macht öffentlich, dass eine ADAC-Geschäftsführerin ihrem Sohn, der den Charterflug zum Badeurlaub nach Ägypten verpasst hatte, einen Mitflug im gelben Rettungsjet organisiert hat. Unter der Headline "Chefin schickte Sohn mit Rettungs-Jet in Urlaub" präzisiert das Springer-Blatt die Verdachtsmomente, die die Kollegen von der "Bild am Sonntag" am Wochenende erstmals gegen den ADAC ausgesprochen hatten. Mit Bild der Betroffenen gehen "Bild" und Bild.de am Mittwoch in den Markt. Der ehemalige Schwestertitel "Berliner Morgenpost" deckt gar auf, dass mit dem ADAC-Heli Rasenflächen vor Zweitbundesliga-Spielen getrocknet wurden.
Gruners "Stern" verteilt indes per Pressemitteilung die Information, wonach die Hubschrauber der ADAC-Luftrettung auch für PR-Zwecke der 18 Regionalclubs eingesetzt worden sind. Motto: "Funktionäre reisten öfter per Rettungshubschrauber". Als Beispiel führt das Wochenmagazin einen Rundflug mit dem Fotografen eines lokalen Wochenblattes und der Frau des Verlegers in Braunschweig an. Unter anderem wegen dieser umstrittenen Hubschrauberflüge hat die Münchner Staatsanwaltschaft eine Vorprüfung eingeleitet. Zudem prüft das Münchner Amtsgericht, ob der ADAC mit seinen rund 19 Millionen Mitgliedern künftig noch den Status eines Vereins haben darf. Wobei: Dem "Stern" zufolge könnte die Zahl der Mitglieder nach den Enthüllungen deutlich sinken, zumal dem Blatt zufolge 1,3 Millionen ADACler an Austritt denken würden.
Aktuelle Analysen stützen dies: Laut Bernd Storm van’s Gravesande, Chef der Münchner Aboalarm GmbH, habe der Skandal "enorme Auswirkungen auf das Kündigungsverhalten". Der Manager betont: "Wir haben bei Aboalarm noch nie eine so große Kündigungswelle erlebt wie jetzt bei dem ADAC. Nicht bei der Drosselkom und auch nicht bei diversen Negativ-Schlagzeilen der Deutschen Bahn." Selbst eine Woche nach Bekanntwerden liege das Kündigungsvolumen noch immer 200 bis 300 Prozent über dem normalen Niveau - und das "bei einer sehr hohen Zufriedenheit mit der Servicequalität der Kerndienstleistung".
Unterdessen hat der ADAC eine für Donnerstag geplante Pressekonferenz beim Verkehrsgerichtstag im niedersächsischen Goslar abgesagt. Die derzeitigen Diskussionen würden die juristischen Fachthemen überlagern, teilt der Autoclub mit. Für Hintergrundgespräche würden die ADAC-Rechtsexperten zur Verfügung stehen, auf Fernseh- und Hörfunk-Interviews bitte man jedoch zu verzichten, heißt es in einer Mitteilung.