Auch im Marketing steht Effizienz im Vordergrund, also das Nutzen bereits vorhandener Stärken. Unter dem Stichwort „Special Operations“ haben die Briten vier Erlösquellen aufgetan – Geschäftsfelder, die bisher einfach brach lagen:

  1. Special Vehicle Operations.
    Diese 150 Mann starke Spezialabteilung baut unvernünftige aber geile Sondermodelle. Wie den Jaguar F-Type „Project 7“. Der 570-PS-Renner wird nur 250 Mal gebaut und ist – trotz des hohen Kaufpreises von 155.000 Euro – bereits ausverkauft.
  2. Vehicle Personalization.
    Dazu muss man nicht viel sagen. Es geht darum, dass betuchte Käufer ihren individuellen Stil zeigen wollen. Und künftig auch können – wenn sie dafür ihren Geldbeutel öffnen.
  3. Classic.
    Jaguars ruhmreiche Geschichte ist Gold wert. Genauso wie die von Land Rover. Nicht nur für Storytelling. Sondern mit Blick auf all die Menschen, die sich rühmen, einen Oldtimer von einer dieser Marken zu besitzen. Für die war es bislang schwierig, an Original-Ersatzteile ranzukommen. Damit ist nun Schluss. Das Unternehmen produziert und vermarktet künftig die Ersatzteile selbst. Und nicht nur die. Auch die kompletten Autos. So wollen die Briten auch Exemplare des legendären Range Rover Defender im Markt erwerben, renovieren und verkaufen. Das dürfte ein lukratives Geschäft werden.
  4. Branded Goods.
    Auch das ist schnell erzählt: Die Marken Jaguar und Land Rover werden über ein Merchandising-Programm diversifiziert. Sprich: Klamotten, Taschen, und so weiter.

In Deutschland ist die Strategie für das kommende Jahr ganz auf den Handel ausgerichtet.

Von „Durchsatz“ spricht der Vertriebsprofi, wenn es darum geht, wie viele Autos ein Händlerbetrieb tatsächlich verkauft. Liegt der Durchsatz bei 300 Fahrzeugen und mehr, funktioniert das Geschäftsmodell auch für die Händler, die über eine mittlere Management-Hierarchie verfügen. Denn aktuell beträgt die Umsatzrendite pro Jaguar/Land Rover-Händler 2,6 Prozent.

Um die Händler zu unterstützen, baut Jaguar Land Rover einen eigenen Fleet & Business Bereich mit vier Key Account Managern und einem Innendienst-Team auf. Die Zahl der Fleet & Business Center für das deutsche Händlernetz soll von derzeit 16 auf 25 innerhalb der nächsten drei Jahre wachsen. Darüber hinaus schnüren die Briten Businesspakete und Full-Service-Leasingangebote.

Die Stoßrichtung ist klar: Geschäftskunden. Allein von Januar bis Oktober dieses Jahres ist die Zahl der Business-Kunden um 35 Prozent auf 7.801 gestiegen.

Dafür öffnet Jaguar Land Rover auch ein neues Geschäftsfeld: Das „Approved“ Gebrauchtwagenprogramm. Die Händler erhalten eine neue Außenarchitektur. Die neue Corporate Identity lockt Kunden mit einer Premium-Anmutung. Inhaltlich bietet Jaguar Land Rover ein spezielles Wartungspaket und Versicherungsdienstleistungen. Als erster Hersteller führen die Briten ein digitales Preisauszeichnungssystem ein. Bereits ein Viertel der bestehenden Händler, berichtet Geschäftsführer Peter Modelhart, hat das neue Angebot schon installiert.


Autor: Rolf Schröter

Rolf Schröter ist Chefredakteur der W&V und interessiert sich nicht nur deshalb prinzipiell für alles Mögliche. Ganz besonders für alles, was mit Design und Auto zu tun hat. Auch, wenn er selbst gar kein Auto besitzt.