Horizon Worlds:
Sexuelle Belästigung in Metas virtueller Welt
Horizon Worlds, die soziale Virtual-Reality-Plattform des Facebook-Konzerns Meta, ist in Nordamerika noch nicht mal zwei Wochen online, schon werden erste Berichte über sexuelle Belästigung bekannt.
Es hätte so schön sein können: Würde es nach Mark Zuckerberg und seinen Entwicklern bei Meta gehen, wäre Horizon Worlds ein perfekter virtueller Raum, in dem kreative Menschen als Avatare gemeinsam ihre schönen Welten erschaffen und erkunden können. Doch offenbar ist selbst das Metaversum nicht perfekt, zumindest dann nicht, wenn echte Menschen im Spiel sind. Denn kaum stand Horizon Worlds in den USA und Kanada für User über 18 kostenlos zur Verfügung, schon wurden die ersten Belästigungen und Übergriffe gegenüber Frauen bekannt.
So soll laut dem Magazin "The Verge" eine Beta-Testerin von Horizon Worlds schon in der Testphase von einem anonymen Nutzer begrapscht worden sein. Dabei empfand sie die Erfahrung im virtuellen Raum fast noch unangenehmer als in der realen Welt, wie die Testerin berichtet: "Sexuelle Belästigung ist im normalen Internet kein Witz, aber in der VR kommt eine weitere Ebene hinzu, die das Ereignis noch intensiver macht. Ich wurde letzte Nacht nicht nur betatscht, sondern es gab auch andere Leute, die dieses Verhalten unterstützten, wodurch ich mich isoliert gefühlt habe."
"Absolut bedauerlich"
Vivek Sharma, bei Meta für die VR-Plattform verantwortlicher Manager, hat den Vorfall mittlerweile bestätigt und als "absolut bedauerlich" bezeichnet. Allerdings hätte sich die Userin laut Meta auch schützen können, wenn sie "Safe Zone" verwendet hätte. Dabei handelt es sich um eine schützende Blase, die User:innen aktivieren können, wenn sie sich bedroht fühlen: Hier kann niemand angesprochen oder berührt werden oder in irgendeiner Weise mit anderen interagieren, bis man selbst die Schutzzone wieder aufhebt. Das Tool gehört zu einer Reihe von Sicherheitsfunktionen, die in Horizon Worlds integriert sind.
Der Fall der Testerin ist allerdings nicht der einzige dieser Art: Auch die Bloomberg-Journalistin Parmy Olson hat schon sexuelle Belästigung in Horizon Worlds erlebt. Schon kurz nach dem Start sollen mehrere männliche Avatare auf sie zugekommen sein, ihr ins Ohr geflüstert und Fotos von ihrem Avatar aufgenommen haben, die sie ihr anschließend in die virtuelle Hand drückten. "Die Erfahrung war unangenehm und ich fühlte mich ein bisschen wie das Objekt eines Experiments", berichtet Olsen.
Sinnvolle Moderation praktisch unmöglich
Meta sieht weiteren Handlungsbedarf, um die Plattform von Grund auf sicherer zu machen: "Wir möchten, dass jeder in Horizon Worlds eine positive Erfahrung macht, mit Sicherheitswerkzeugen, die leicht zu finden sind - und es ist nie die Schuld eines Nutzers, wenn er nicht alle Funktionen nutzt, die wir anbieten. Wir werden unsere Benutzeroberfläche weiter verbessern und besser verstehen, wie die Benutzer unsere Tools nutzen, damit die Benutzer in der Lage sind, Dinge einfach und zuverlässig zu melden. Unser Ziel ist es, Horizon Worlds sicher zu machen, und wir sind entschlossen, diese Arbeit zu tun", so ein Meta-Sprecher gegenüber W&V.
Ähnlich wie bei Facebook will Meta Mitarbeiter:innen zur Regulierung des virtuellen Raums einsetzen, die Beschwerden überprüfen. Über die Wirksamkeit dieser Maßnahme scheint man aber bei dem Konzern selbst skeptisch zu sein. So hat der verantwortliche technische Leiter und Metas Vice-President Andrew Bosworth in einem internen Schreiben kürzlich mitgeteilt, dass die Moderation der Sprache und des Verhaltens der Nutzer "in einem sinnvollen Umfang praktisch unmöglich" sei. Die virtuelle Realität sei oft ein "toxisches Umfeld" insbesondere für Frauen und Minderheiten, so Bosworth weiter.