
Shitstorm:
Sexismus-Vorwurf: Brandeins und die Frauen
Es war eine freundlich formulierte Anmerkung, die eine Brandeins-Leserin auf der Facebook-Seite des Magazins postete und die das Potential hatte, das große Rad der Sexismus-Vorwürfe im Netz ins Rollen zu bringen. Mehr noch als die Beobachtung der Leserin, dass überwiegend Männer in der aktuellen und den vergangenen Ausgaben des Monatstitels vorkommen, entzündete sich der Ärger aber an den Antworten von Brandeins.
Es war eine freundlich formulierte Anmerkung, die eine Brandeins-Leserin auf der Facebook-Seite des Magazins postete und die das Potential hatte, das große Rad der Sexismus-Vorwürfe im Netz ins Rollen zu bringen. Mehr noch als die Beobachtung der Leserin, dass überwiegend Männer in der aktuellen und den vergangenen Ausgaben des Monatstitels vorkommen, entzündete sich der Ärger aber an den Antworten von Brandeins.
Denn als Online-Redakteur Frank Dahlmann schrieb, "wir sind kein Quotenmagazin, wir suchen nicht nach Männern oder Frauen, wir suchen nach dem interessantesten Gesprächspartner", wurde ihm vor allem bei Twitter vorgeworfen, Frauen von vornherein als interessante Gesprächspartner auszuschließen. Auch dass er als Erklärung der geringen Frauen-Präsenz schrieb, das Magazin sei ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, brachte ihm nur weiteren Ärger ein. Der Blogger Felix Schwenzel sieht darin entweder ein Zeichen, dass es sich Dahlmann in seiner Filterblase so gemütlich gemacht habe, "dass er zu müde geworden ist aufzustehen um auch nur ein bisschen über seine Tellerränder zu blicken oder er hat es mit ernsthaften Wahrnehmungsstörungen zu tun."
Noch schlimmer wurde es nach der erneuten Facebook-Antwort: "Sie können gern 50 intelligente Frauen vorschlagen" - als seien die unmöglich zu finden. Die Zeit-Online-Redakteurin Juliane Leopold twitterte dazu:
Statt "Es gibt halt nicht genügend gute Frauen" "Wir kennen nicht genügend gute Frauen" zu sagen, würde Mut erfordern. Absent. #brandeins
— Juliane Leopold (@julianeleopold) 5. Juli 2014
Dass es nicht die Aufgabe der Community ist, diese Vorschläge zu liefern, darüber ärger sich auch Bloggerin Anne Schüssler. Anders als bei reinen Empörungs-Shitstorms, die sich schnell wieder legen, hat der Post der Brandeins-Leserin eine tiefere Debatte über die Präsenz von Frauen in den Medien ausgelöst. Das gibt der Empörung ein besonderes Gewicht und brachte auch die Chefredakteurin Gabriele Fischer dazu, ein Statement online zu stellen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals veranlasst sehen würde, zu betonen, dass ich nichts gegen Frauen habe", beginnt sie und berichtet von den weiblichen Vorständen bei Brandeins und der passablen Frauenquote in der Redaktion. Die Auseinandersetzung werden nicht ohne Folgen bleiben, verspricht sie, schränkt aber ein: "es wird ganz gewiss nicht dazu führen, dass Quoten unser Heft bestimmen."