Scholz & Friends Group:
Scholz & Friends geht bei Gleichstellung voran
Scholz & Friends will bis Ende 2022 alle Führungsebenen paritätisch mit Männern und Frauen besetzen. Die Selbstverpflichtung ist Teil eines Aktionsplans für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion in der Agentur.
Seit dem Erscheinen des Artikels in der "Zeit" über Sexismus in der Agentur Scholz & Friends wird das Thema in der gesamten Branche und in der Fachpresse diskutiert. Die WPP-Agentur selbst fühlte sich durch den Beitrag der Wochenzeitung nicht nur nicht korrekt dargestellt, sondern kritisierte vor allem, dass die Maßnahmen, die sie unter anderem gegen die Diskrimierung von Frauen getroffen hatte, nicht adäquat berücksichtigt wurden.
Jetzt machen die Freunde Nägel mit Köpfen und preschen nach vorne: Mit einem Aktionsplan, der seinesgleichen sucht. Er war vom Partnerboard erarbeitet worden, wurde gestern Nachmittag allen Mitarbeitern der Gruppe präsentiert und wird die Agenturgruppe in den kommenden Jahren nachhaltig verändern.
Diversität, Gleichstellung und Inklusion
Der Aktionsplan hat zum Ziel, "Diversität, Gleichstellung und Inklusion auf der unternehmerischen Agenda zu priorisieren und somit noch stärker in der Agenturkultur zu verankern", heißt es in einer Art Präambel. "Wir wollen damit unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Unternehmen gerecht werden. Wir sind darüber hinaus davon überzeugt, dass die genannten Werte die Voraussetzung für Kreativität und nachhaltigen Geschäftserfolg sind."
Dabei hat die Aentur fünf Handlungsfelder indentifiziert, auf denen sie aktiv werden will: Strukturen, Leadership, Kultur, Kommunikation und Compliance.
Paritätische Besetzung ab Direktoren-Ebene
Die Agentur verpflichtet sich zu einer Geschlechterquote für die Führungskräfte der Agentur (Director-Ebene, Geschäftsleitung, Geschäftsführung, Partnerboard). Bis Ende 2022 soll ein 50-prozentiger Anteil von Frauen über alle Führungspositionen hinweg in der gesamten Gruppe erreicht werden. Als Zwischenziel soll bis Ende 2021 gruppenweit einen 30-prozentigen Anteil von Frauen auf den obersten Führungsebenen der Agenturen (Partnerboard und Geschäftsführung) realisiert sein.
Bei Neueinstellungen ab Director-Level werden bei gleicher Qualifikation künftig Frauen bevorzugt, bis die Quote in dem jeweiligen Geschäftsbereich/ am Standort erreicht ist. Hierbei soll auch auf weitere Dimensionen des Diversity Managements geachtet werden. Zudem soll mit der Initiative "Friends for Family" die Entwicklung von Führungskräften in Teilzeit und mit Kindern unterstützt werden, um Karrierehemmnisse abzubauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Konkrete Maßnahmen soll es ab Mitte 2021 geben.
Förderung von Fach- und Führungsqualitäten
Scholz & Friends hat sich vorgenommen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Führungskräfte klarer nach ihren jeweiligen Stärken entwickelt werden und denen Personalverantwortung gegeben wird, die für eine inklusive und wertschätzende Unternehmenskultur stehen. Dafür wird ein Incentive-System für Führungskräfte etabliert, das die Werte Diversität, Gleichstellung und Inklusion bonusrelevant macht. Darüber hinaus soll ein Führungskräfteprinzip etabliert werden, in dem nach Fach- und Führungskarrieren unterschieden wird. Weitere Maßnahmen sind: Re-Assessment der Führungskräfte auf Basis des Führungskräfteprinzips, verpflichtende "Unconscious Bias"-Trainings für alle Führungskräfte sowie Einzelcoachings für Führungskräfte auf Basis des Re-Assessments.
Stärkung der Friends-Kultur
Achtsamkeit, Wertschätzung, Gleichbehandlung und Transparenz innerhalb der Agentur, aber auch im Umgang mit Kunden und Kundinnen stehen im Vordergrund, heißt es. Um dies zu erreichen, werden "Unconscious Bias"-Trainings und Anti-Diskriminierungs-Trainings für alle Friends in der S&F-Academy durchgeführt. Zudem gibt es individuelle Weiterbildungen in den Themen "Aktives Zuhören", "Servant Leadership" und "Achtsamkeit". Weitere Punkte sind: regelmäßige "Listening Sessions" mit der Geschäftsführung sowie sogenannte &WOWTables (Austausch zwischen den weiblichen Friends im Rahmen des Programms "Work of Women") sowie Erweiterung der bestehenden Mentoring-Programme.
Neue Zertifizierung für GWA-Agenturen
Künftig sollen die Themen Diversität, Gleichstellung und Inklusion in der internen wie externen Kommunikation sowie im Austausch mit Kunden aufgegriffen werden. Dazu startet die Agentur innerhalb des GWA eine Initiative zur Einrichtung einer Möglichkeit der Zertifizierung für die Mitgliedsagenturen in Bezug auf ihre strukturelle Aufstellung in den Bereichen Diversität, Gleichstellung und Inklusion in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Institut. Weitere Maßnahmen sind unter anderem neue Interview-Leitfäden für Bewerbungsgespräche mit dem Fokus auf "Unconscious Bias" und Diversität sowie Anpassung der Recruiting-Prozesse, Workshops zum Umgang mit den Kunden und Kundinnen , um für die eingangs genannten Themen zu sensibilisieren und die Empfehlung, genderneutrale Sprache in der Agentur- und Kundenkommunikation zu verwenden.
Sanktionierung und nachhaltige Messung
Indviduelles Fehlverhalten soll künftig schneller erkannt, gemeldet und sanktioniert werden. Die entsprechenden Maßnahmen sind unter anderem: schnelles Aufgreifen von verhaltensbedingten Konflikten im Partnerboard und entsprechende Aktionen, Erarbeitung von Prozess-Standards unter Begleitung der externen Beraterin Christine Lüders (Ex-Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes) bis Ende 2020 sowie wiederkehrende Überprüfung unserer Entwicklung im Bereich Diversität, Gleichstellung und Inklusion durch anonyme Umfragen unter der Belegschaft.
Nicht alle Maßnahmen sind neu. Die Agenturgruppe hatte bereits auf unterschiedliche Art und Weise auf die Vorwürfe reagiert. So gab es bereits Kündigungen, Abmahnungen und Herabstufungen von Führungskräften aufgrund diskriminierenden Verhaltens. In Town-Hall-Meetings hat das Management Position gegen jede Form von Sexismus und Diskriminierung bezogen und zur Nutzung einer anonymen Hotline aufgerufen. Eine anonyme Mitarbeitendenbefragung durch ein unabhängiges Institut zum Thema Diskriminierung und Sexismus wurde gestartet und mit Catherine Gaudry und Christiane Stöhr zwei Frauen ins Partnerboard geholt.