
Trikotsponsor:
Schalke: Vivawest könnte Gazprom-Nachfolger werden
Bei Schalke 04 sorgt die Trennung von Gazprom zwar für viel Zuspruch, schürt aber auch die Sorge vor einer noch größeren finanziellen Schieflage. Doch jetzt kommt Bewegung in die Sponsorensuche.

Foto: Shutterstock Oleksandr Lutsenko
Auf dem Vereinsgelände des FC Schalke 04 gibt es derzeit reichlich zu tun - nicht nur in sportlicher Hinsicht. Mehr Aufmerksamkeit als die Fußball-Profis bei ihrer Vorbereitung auf das kommende Zweitliga-Spiel gegen Hansa Rostock erregen diverse Handwerker, die mit der Demontage der vielen Gazprom-Schriftzüge im Stadion und außerhalb der Arena beschäftigt sind. Bis zum Anpfiff der Partie am Samstag (13.30 Uhr/SKY) müssen die letzten Spuren einer jahrelangen Partnerschaft beseitigt sein.
Gut möglich, dass schon bald ein anderes Firmenlogo installiert wird. Wie "Kicker" und "Funke Medien" berichten, macht der Revierclub bei der Suche nach einem neuen Trikotsponsor schnelle Fortschritte. Demnach soll das Wohnungsunternehmen Vivawest an einer Zusammenarbeit interessiert sein. Unattraktiv wäre ein Engagement sicher nicht:
Angesichts der Brisanz würde ein vermeintlicher Gazprom-Nachfolger schlagartig ins Scheinwerferlicht rücken. Der Immobilienriese mit rund 120 000 Wohnungen wollte die Spekulationen auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag jedoch nicht kommentieren.
Respektbekundung vom Ministerpräsidenten
Verbalen Beistand bekamen die Schalker von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst. Der CDU-Politiker rief potenzielle Sponsoren am Dienstag dazu auf, den Club zu unterstützen: "Das ist eine gute Gelegenheit und hat sicherlich auch einen doppelten Werbewert, wenn man es in dieser Situation tut."
Wüst zollte dem Traditionsclub Respekt für die Kündigung des Sponsors Gazprom. "Das wird keine leichte Situation sein", sagte er nach einem Krisengespräch mit Wirtschaft und Gewerkschaften zu den Folgen der russischen Invasion in die Ukraine für Nordrhein-Westfalen. Auf die Frage, ob das Land NRW zur Not bereit wäre, die 2020 gewährte Landesbürgschaft zu leisten, sagte Wüst: "Über alles, was das Land betrifft, werden wir zu gegebener Zeit beraten."
Vor der möglichen neuen Liaison mit einem neuen Sponsor müssen auf Schalke ohnehin zunächst die Scheidungsmodalitäten mit Gazprom geklärt werden. Noch ist unklar, wie sich beide Seiten bei der Auflösung des bis 2025 datierten Vertrags einigen. Es könnte die Verhandlungen erschweren, dass Gazprom dem Vernehmen nach rund neun Millionen Euro für die aktuelle Saison bereits bezahlt hat.
Trennung nach 15 Jahren
Die Trennung von Gazprom nach 15 Jahren gilt in Gelsenkirchen als Zeitenwende. Schließlich hatten sich die Schalker unter dem Schutzschild des russischen Gasriesen gemütlich eingerichtet. Zu Bundesliga-Zeiten sollen zwischen 15 und 20 Millionen Euro pro Jahr geflossen sein, nach dem Abstieg für einen Zweitligisten noch immer stolze acht bis zehn Millionen Euro.
Diese Gelder waren für Schalke bei einem Schuldenstand von über 200 Millionen Euro überlebenswichtig und dürften auch in den Plänen für das kommende Lizenzierungsverfahren eine große Rolle spielen. Nach dem Versiegen der Geldquelle Gazprom versuchten die Vereinsbosse, alle Sorgen der Fans vor einer noch größeren finanziellen Schieflage zu zerstreuen. "Die vollständige finanzielle Handlungsfähigkeit des Vereins bleibt von dieser Entscheidung unberührt", hieß es in einer Mitteilung.
Gazprom-freie Trikots als Verkaufsschlager
Erste Vorteile der Trennung sind bereits zu spüren. So bleibt die Nachfrage nach den Sondertrikots ohne den Schriftzug des bisherigen russischen Hauptsponsors Gazprom auf der Brust groß. Mit diesen Trikots war das Team am Samstag in Karlsruhe (1:1) angetreten.
Zudem bescherte der Ausstieg aus dem Gazprom-Vertrag einen Imagegewinn. Georg Vonnahme, Vorsitzender des größten Fanclubs "Königsblau Brilon", begrüßte diesen Schritt in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung": "Mit dieser Aktion hat man die Fans zurückgewonnen. Ich bin sicher, dass gerade jetzt wieder viele Fans gern ein Trikot kaufen werden, auf dem nicht Gazprom steht. Auch bei uns im Fanclub ist die Nachfrage riesig." (dpa/st)