Mehr Diversität wäre schön gewesen

Auch Wortmann selbst ist in dem Kurzfilm zu sehen. Gerade angesichts des Streiks Anfang September eine mutige Idee von Bahnchef Richard Lutz, die Angestellten zu Wort kommen lassen. Ob es auch eine gute Idee war, wird in den nächsten Tagen die Internet-Community entscheiden. Denn mit den vielen Angriffsflächen, die die Bahn außerdem aufgrund von Angebotsqualität, Pünktlichkeit, Preisgestaltung, Arbeitsbedingungen und gelegentlicher Kommunikationsschnitzer bietet, könnte das Projekt auch ziemlich nach hinten losgehen. 

Das Porträt ist nicht unsympathisch, könnte jedoch eine gehörige Portion Diversity vertragen. Zwar hat man sich bemüht, verschiedene Dimensionen von Diversität abzudecken. Mehr als ein einziger Schwarzer Mitarbeiter am Gleisbett und eine trans Person, die beide extrem kurz - auf deutsch - zu Wort kommen, sind aber nicht drin. Denn andere Sprachen werden in dem Film nicht gesprochen. Auch eine behinderte Person ist zu sehen, jedoch nicht als Mitarbeiter:in der Bahn, sondern als jemand, dem geholfen wird. Es wirkt, als habe man ebenjene Menschen als Token hineingebracht in die Mitte der vielen weißen deutschen Durchschnittsbürger:innen. Da hilft es auch nicht, dass die Mitarbeiter:innen in Minute 09:14 gemeinsam eine Regenbogenflagge beschriften. Was nebenbei gesagt, ziemlich aus dem Zusammenhang gerissen und ebenfalls tokenmäßig wirkt.


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.