Ob das gut geht?:
Sönke Wortmann dreht Kurzfilm für die Bahn
Corona, Flutkatastrophe, Streik: Auch für die Bahn war 2021 ein Ausnahmesommer. Nun erzählt Regisseur Sönke Wortmann in "Das sind wir. Eine Reise ins Herz der Bahn" die Geschichten der Angestellten.
Regisseur Sönke Wortmann hat einen Film für die Beschäftigten der Deutschen Bahn gemacht. Grundlage sind mehr als 500 Videos, die aus der Belegschaft kamen. "Das sind wir. Eine Reise ins Herz der Bahn" sei ein Film-Porträt über die Bahn im "Ausnahmesommer 2021", teilte die Bahn am 10. November nach der Premiere in einem Berliner S-Bahn-Zug mit. Sie verwies auf die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe und Streiks. Die Bahn will den Film auf ihrer Website und über ihre Social-Media-Kanäle veröffentlichen. Der Konzern hat allein in Deutschland rund 217.000 Beschäftigte.
Wie im Sommer 2006, als Wortmann für "Deutschland. Ein Sommermärchen" die deutsche Fußball-Nationalmannschaft begleitete, sollte für die Bahn ein emotionales Porträt eines starken Teams entstehen. In dem rund 15 Minuten langen Film zeigen Angestellte ihren Arbeitsplatz von der Lokführerkabine bis zur Fahrplandruckerei, technische Gerätschaften, die von der Flut im Juli verwüstete Infrastruktur und leere Bahnhöfe im Spätsommer.
Regisseur Sönke Wortmann erklärte dazu: "Es war mir eine echte Freude, den Arbeitsalltag der vielen DB-Kolleginnen und -Kollegen zu kuratieren."
Die Beschäftigten der DB waren in den Sommermonaten intern aufgerufen, ihren Blick auf ihre Arbeit zu filmen. Mehr als 500 Mitarbeitende aus unterschiedlichen Geschäftsfeldern haben mitgemacht und Videos eingeschickt. "Wir sehen ein Team, das gemeinsam alles gibt, um gegen den Klimawandel zu arbeiten", so Lutz.
Mehr Diversität wäre schön gewesen
Auch Wortmann selbst ist in dem Kurzfilm zu sehen. Gerade angesichts des Streiks Anfang September eine mutige Idee von Bahnchef Richard Lutz, die Angestellten zu Wort kommen lassen. Ob es auch eine gute Idee war, wird in den nächsten Tagen die Internet-Community entscheiden. Denn mit den vielen Angriffsflächen, die die Bahn außerdem aufgrund von Angebotsqualität, Pünktlichkeit, Preisgestaltung, Arbeitsbedingungen und gelegentlicher Kommunikationsschnitzer bietet, könnte das Projekt auch ziemlich nach hinten losgehen.
Das Porträt ist nicht unsympathisch, könnte jedoch eine gehörige Portion Diversity vertragen. Zwar hat man sich bemüht, verschiedene Dimensionen von Diversität abzudecken. Mehr als ein einziger Schwarzer Mitarbeiter am Gleisbett und eine trans Person, die beide extrem kurz - auf deutsch - zu Wort kommen, sind aber nicht drin. Denn andere Sprachen werden in dem Film nicht gesprochen. Auch eine behinderte Person ist zu sehen, jedoch nicht als Mitarbeiter:in der Bahn, sondern als jemand, dem geholfen wird. Es wirkt, als habe man ebenjene Menschen als Token hineingebracht in die Mitte der vielen weißen deutschen Durchschnittsbürger:innen. Da hilft es auch nicht, dass die Mitarbeiter:innen in Minute 09:14 gemeinsam eine Regenbogenflagge beschriften. Was nebenbei gesagt, ziemlich aus dem Zusammenhang gerissen und ebenfalls tokenmäßig wirkt.