Werbepanne:
Rewes Neukundenwerbung ist eine Farce
Werbung bringt neue Kunden - wenn sie gut gemacht ist. Rewe dagegen scheint potenzielle Kunden lieber zu veräppeln.
Rewe hat einen durchaus annehmbaren Onlineshop. Vielleicht den einzigen, der im deutschen Markt Amazon Fresh wirklich die Stirn bieten kann. Die Topmanager des Lebensmittelanbieters scheinen zudem über genügend Fantasie und Weitsicht zu verfügen, um heute schon in den Onlinehandel mit Lebensmitteln von morgen zu investieren.
Obwohl der Anteil der Lebensmittel, die online bestellt werden, in Deutschland bislang bei unter zwei Prozent liegt, besteht Hoffnung: Immerhin können sich dem Marktforschungsinstitut Nordlight Research zufolge 49 Prozent der Bundesbürger vorstellen, Lebensmittel zukünftig online einzukaufen.
Mehr als 15 Euro Kosten pro Neukunde
Aktuell bemüht sich Rewe daher intensiv, neue Kunden für seinen Onlineshop zu finden. Dafür will der Lebensmittelhändler tief in die Tasche greifen: Allein 15 Euro Rabatt gewährt er jedem Neukunden, der unter Rewe.de seine Einkäufe erledigen will. Hinzu kommen die Entwicklungs- und Druckkosten für die Flyer und Werbeanzeigen, die darauf aufmerksam machen sollen.
Wie gesagt, als Online-Supermarkt ist Rewe gut aufgestellt. Vielleicht sogar besser als Amazon Fresh.
Denn im Gegensatz zu den Amerikanern, die hier neues Terrain erobern, verfügt Rewe über flächendeckende Logistiklager und kann somit seine Onlinekunden nicht nur in den Metropolen, sondern auch in kleineren Städten und ländlichen Gegenden bedienen.
Neukundenwerbung mit Kleingedrucktem
Bei der Neukundenwerbung dagegen macht Rewe derzeit alles falsch, was man falsch machen kann. Denn eigentlich soll Werbung so einfach wie möglich sein. Eine klare Ansage wie "Wir schenken Ihnen 15 Euro Rabatt auf Ihre erste Bestellung ab 70 Euro" - das wäre der richtige Weg. Doch was macht Rewe?
Gekennzeichnet mit drei Sternen listet Rewe fein säuberlich das Kleingedruckte auf: Gültig nur bei einem Mindestbetrag von 70 € für Neukunden und nur bis 27.1.2019. Maßgeblich das Datum der Lieferung, nicht der Bestellung.
Auf gut Deutsch: Wer am letzten Tag der Kampagne bestellt, die Lieferung aber erst am nächsten Tag erhält, hat verloren. Tja, lieber Kunde, hätteste halt die Details gelesen.
Und weiter geht es im Kleingedruckten: Für das Erreichen des Mindestrechnungsbetrags unberücksichtigt bleiben Rewe Paketservice-Artikel, Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Tabakwaren, Geschenk- und Guthabenkarten, Tchibo-Artikel, Zuzahlungen für Treue-Punkte-Artikel, Pfand, Sperrgut-Aufschlag und Servicegebühren (bspw. Liefergebühren).
Warum die Ausnahmen? Ist die Marge auf Zeitschriften oder Tchibo-Artikel geringer? Und selbst wenn dem so ist: Nimm das doch einfach hin, Rewe. Es geht nur um den ersten Einkauf von hunderten oder tausenden Käufern in Zukunft.
Doch es wird noch komplizierter: Bei dem Mindestrechnungsbetrag handelt es sich um den in der Rechnung ausgewiesenen und vom Kunden zu zahlenden Betrag (abzüglich der oben genannten Produkte) und nicht um den Bestellwert.
Bestellwert? Mindestrechnungsbetrag? Häh?!
Es geht munter weiter: Der gutgeschriebene Betrag wird nicht im Bestellvorgang angezeigt, sondern erst nach Abschluss des Bestellvorgangs in der übersandten Rechnung.
Man lasse den Kunden am besten auch noch im Unklaren, ob er denn den Rabatt nun bekommt oder nicht. Warum sollte man den Kunden auch ernstnehmen? Er ist doch nur Kunde.
Bestandskunden zahlen drauf
Noch weniger reizvoll, Sie ahnen es sicher, ist das Rabattangebot, das Rewe den Bestandskunden anbietet. Die Konditionen im Kleingedruckten sind dieselben - nur bekommen treue Rewe-Besteller lediglich 7 Euro Rabatt - für einen höheren Mindestbestellwert.
Liebe Marketingabteilung: Durch drei Sterne wird das Kleingedruckte nicht besser oder gar verständlicher. Wer das Kleingedruckte gelesen hat, wird sich unwillkürlich fragen, wie viel er denn nun bestellen muss, um in den Genuss der 15 (oder 7) Euro Rabatt zu kommen.
Wer das Kleingedruckte nicht gelesen hat, wird sich vielleicht wundern, dass er eine Bestellung in Höhe von 73 Euro getätigt hat und trotzdem keinen Rabatt bekommt. So oder so ist Frust vorprogrammiert. Dabei ist Frust doch eigentlich genau das Gegenteil dessen, was man mit Werbung erreichen will.
Warum, liebes Rewe-Team, es so kompliziert machen? Warum nicht einfach für den ersten Kundenkontakt hinnehmen, dass man etwas draufzahlt?
Denn langfristig werden immer mehr Kunden online bestellen. Und so werden sich die Neukunden auch rechnen. Legt dem Kunden also nicht solche dummen Hürden in den Weg, sonst habt ihr den Kunden nicht verdient. Und dann geschieht es euch nur recht, wenn die Kunden Amazon Fresh in die Arme laufen, weil sie dort nicht veräppelt werden.