Kündigungen vor dem Arbeitsgericht:
Raab-Rückzug: Gericht bremst Personalabbau bei Brainpool aus
Weil Stefan Raab in TV-Rente geht, sollen 80 Brainpool-Mitarbeiter ihren Job verlieren. Nun funkt das Arbeitsgericht Köln dazwischen.
Da Stefan Raab zum Jahresende bei ProSieben aufhört, haben 80 Mitarbeiter der Produktionsfirma Brainpool die Kündigung bekommen. Nun hat das Arbeitsgericht Köln am Freitag zwei geplante Rauswürfe für unwirksam erklärt, die mit Raabs TV-Rückzug zusammenhängen. In neun anderen Fällen forderte das Gericht von Brainpool genauere Informationen und will dann entscheiden. 38 weitere Fälle werden in den nächsten Monaten verhandelt.
Bei den beiden Beschäftigten, deren Kündigung das Gericht aufhob, geht es um einen Archivar und einen Lohnbuchhalter. Das Gericht konnte nicht erkennen, warum ihre Arbeit durch den Wegfall der Raab-Produktionen nicht mehr gebraucht werden sollte - denn Brainpool besteht aus Sicht des Gerichts auch nach dem Abschied des Top-Entertainers weiter. ”Ich kann nicht, nur weil ein Auftrag wegfällt, dauerhaft kündigen“, sagte die Vorsitzende Richterin Brigitte Neideck. Auch im Falle anderer Beschäftigter äußerte sie während der mehrstündigen Verhandlung entsprechende Zweifel.
Zuvor hatten einige der Mitarbeiter vor Gericht schwere Vorwürfe gegen den Produzenten erhoben. Es sei "ziemlich schändlich, wie die Geschäftsführung versucht, die Arbeitnehmer los zu werden", sagte ein Cutter. "Und das nachdem wir ohne Ende für euch gearbeitet haben."
Die Gegenseite hielt dem entgegen, Brainpool habe für nächstes Jahr keine Aufträge mehr. "Wenn der Stefan nicht mehr weitermachen will, kann kriegt man nicht einfach einen anderen", sagte Brainpool-Geschäftsführer Andreas Scheuermann. Die Vorsitzende Richterin Brigitte Neideck empfahl Brainpool, die Mitarbeiter abzufinden. ”Vielleicht sollten Sie doch noch mal darüber nachdenken, ob Sie in den sauren Apfel beißen und den Mitarbeitern etwas anbieten“, sagte sie. Brainpool lehnte das aber ab.
Die betroffenen Brainpool-Mitarbeiter sind Ende Juni bei einer Betriebsversammlung über die Entlassungen und über das Auslaufen des Fünf-Jahres-Vertrags über ein Volumen von 180 Millionen Euro mit ProSieben informiert worden. Die Kündigung betraf jeden dritten Mitarbeiter des Unternehmens – all jene, die für "TV total", "Wok-WM", Raabs Turmspringen oder "Schlag den Raab" gewirkt haben, teils mehr als 15 Jahre lang. Raab stand bisher pro Jahr für rund 200 Stunden Programm beim Münchner Sender.
dpa/ps