Bilanz:
ProSiebenSat.1 verdient mit Werbung und wächst mit Reisen
Und noch ein Rekordjahr für ProSiebenSat.1, das 2014 gut zehn Prozent höhere Umsätze eingefahren hat. TV läuft, aber Digital floriert regelrecht!
Neue Rekordzahlen liefert ProSiebenSat.1 ab. Die Sendergruppe erreicht wie angekündigt ein Jahr früher ihr ursprüngliches Erlösziel für 2015. Der Umsatz legt 2014 im Vergleich zum Vorjahr um satte 10,4 Prozent auf 2,88 Milliarden Euro zu. Auch der operative Gewinn (Ebitsa) steigt beim Konzern um 7,2 Prozent auf 847,3 Millionen Euro an. Unterm Strich verdient der TV-Konzern 373,5 Millionen Euro und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr. Es zeigt sich, dass das Unternehmen um CEO Thomas Ebeling vor allem von der Strategie profitiert, abseits vom schwierigen TV-Werbegeschäft auf neue Geschäftsfelder zu setzen – vor allem aufs Digitale: Bereits 33,6 Prozent der Umsatzerlöse fließen der Gruppe 2014 von außerhalb des klassischen Werbemarktes zu. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 28,6 Prozent.
Kein Wunder also, dass der Vorstandschef vor allem im Wachstumssegment "Digital & Adjacent" weiter zukaufen will. Ebeling wörtlich: "2015 werden wir unser Digital Entertainment- und Digital Commerce-Geschäft weiter ausbauen und internationalisieren." Rechnerisch hat der Konzern 500 Millionen Euro für Zukäufe in der Digitalsparte übrig. ProSiebenSat.1 werden nun Ambitionen auf das Vergleichsportal Verivox und den Portalbetreiber Unister nachgesagt. Zu Unister gehören unter anderem fluege.de und andere Reiseportale, aber auch das Immobilienportal myimmo.de.
Und: Nach dem "House of Travel", in dem ProSiebenSat.1 lukrative Reise-Beteiligungen wie jene an weg.de bündelt, soll nun ein Frauen-affines Vertical aufgebaut werden; im TV versorgt der Konzern die Zielgruppe und Werbekunden bereits mit Sixx oder Sat.1 Gold. Alles in allem ist die Digitalsparte mit Angeboten wie wetter.com, dem Reiseportal weg.de oder der Online-Videothek Maxdome im vergangenen Jahr deutlich schneller als der klassische TV-Bereich gewachsen. Hier meldet die AG ebenfalls am Donnerstag einen wegweisenden Deal: Erstmals wird über eine enge Zusammenarbeit mit dem zweitgrößten Netzbetreiber Unitymedia KabelBW Maxdome in dessen Abrufangebote eingebunden. Angezogen hat übrigens auch das Geschäft mit eigenen Film- und Serienproduktionen rund um Red Arrow Entertainment.
Auch wenn ProSiebenSat.1 eher mit Reisen oder Online-Videos wächst – an Spots verdient das Haus immer noch gut. Im klassischen Sendergeschäft ("Broadcasting German-speaking") hat die TV-AG immerhin beim Umsatz um 3,2 Prozent auf nun 2,063 Milliarden Euro zuglegt. Trotz der starken Programm-Konkurrenz im Sportjahr 20144 - Fußball-WM und Winterspiele in Sotschi – hat das Team um Ebeling den Gruppenmarktanteil auf 28,7 Prozent steigern können (Vorjahr 28,1 Prozent). Im Werbemarkt baute Tochter SevenOne Media den Bruttomarktanteil von 43,6 (2013) auf 44,0 Prozent aus. "2014 war ein sehr erfolgreiches Jahr für ProSiebenSat.1", kommentiert Thomas Ebeling die Ergebnisse.
Für mehr Umsatz im TV legt sich das Team um SOM-Chef Thomas Wagner gerade mächtig ins Zeug: mit regionalisierter Werbung etwa oder mit der neuen digitalen Werbeform SwitchIn. Beides basiert auf Connected TV, also neuen smarten Fernsehgeräten mit Netzanbindung. Für den Kino-Blockbuster "Die Tribute von Panem – Mockingjay" legte SevenOne Media mit dem SwitchIn zum ersten Mal einen digitalen Werbebanner über das lineare TV-Programm. Dabei werden alle angeschlossenen HbbTV-Geräte für Werbung adressierbar - im Fall von ProSieben sind das monatlich über zehn Millionen Geräte.
Und wie geht es weiter? Der Konzern strebe an, im Restjahr "seine dynamische Entwicklung in den Wachstumsbereichen fortzusetzen“, heißt es. Der Konzernumsatz soll 2015 im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich zulegen. Ebitda und Konzernüberschuss sollen das Vorjahresniveau abermals übertreffen – so heißt das ehrgeizige Ziel. Bis Ende 2018 will der Konzern seinen Umsatz um eine Milliarden Euro im Vergleich zum Jahr 2012 steigern; hier sieht sich Ebeling voll und ganz auf dem Weg.
Ach, ja: Demnächst wird das nächste Mal über die Zusammensetzung der obersten deutschen Börsenliga entschieden. Die Sendergruppe gilt schon länger als heißer Aufstiegskandidat für den Dax. Inzwischen können sich schon mal die Aktionäre freuen - über eine 13 Cent höhere Dividende von 1,60 Euro pro Aktie.