Einstieg bei Virtual Minds:
ProSiebenSat.1 kauft sich ins Programmatic Advertising ein
ProSiebenSat.1 will sich mit 51 Prozent am Programmatic-Advertising-Haus Virtual Minds beteiligen - in einem Wachstumssegment, in dem United Internet schon präsent ist.
Neuer Mehrheitseigner der Virtual Minds AG wird ProSiebenSat.1. Mit einem Anteil von 51 Prozent sichern sich die Münchner beziehungsweise die Digital-Tochter ProSiebenSat.1 Digital einen Platz im rasant wachsenden Programmatic-Advertising-Markt: Wer datenbasiert und automatisiert Medialeistung in Online-Videos einkauft, kommt an Unternehmen wie Virtual Minds nicht mehr vorbei. Das Besondere an der Virtual-Minds-Gruppe, in die United Internet bereits 2008 investiert hat und auch nach dem Einstieg von ProSiebenSat.1 einen Anteil von 25,1 Prozent halten wird: Das Unternehmen vereint unter ihrem Dach ein "umfassendes Advertising-Technologie-Ökosystem", wie es ProSiebenSat.1 nennt.
Zur Freiburger Virtual Minds AG gehören die Plattformen "Yieldlab", die es Publishern und Vermarktern ermöglicht, ihr Werbeinventar in Echtzeit vollautomatisiert zu verkaufen, und "Active Agent" für Echtzeit-Mediaeinkauf für Agenturen und Werbetreibende. Hinzu kommt der "Adition Unified AdServer" sowie diverse Minderheitenbeteiligungen, darunter die Berliner Data-Management-Plattform "Adex". Alles in allem ermöglicht das Portfolio den zunehmend automatisierten Verkauf und Einkauf von digitaler Werbung, insbesondere im wichtigen Segment Video und Bewegtbild.
Zu den Kunden der Gruppe zählen laut der Mitteilung vom Dienstag deutsche Verlags- und TV-Content-Vermarkter, internationale Agenturgruppen und zahlreiche Top-Werbungtreibende. Auch mit dem neuen Mehrheitseigner ProSiebenSat.1 bleiben die Gründer und das Management am Unternehmen beteiligt, darunter Virtual-Minds-CEO Andreas Kleiser. Noch muss das Kartellamt dem Münchner Zukauf im Programmatic Advertising zustimmen.
Noch etwas zeichnet die 2001 gegründete Virtual Minds AG aus: Die Gruppe zählt zu den führenden europäischen Spezialisten im Bereich digitale Advertising- und Mediatechnologien mit eigenem Rechenzentrumsbetrieb – anders als andere Anbieter aus dem Segment, die ihre Zentrale meist in den USA haben, wo inzwischen sogar Printanzeigen programmatisch eingekauft werden. An einem solchen expansiven Unternehmen hat sich IP Deutschland beteiligt, RTL-Vermarkter und damit Konkurrent der ProSiebenSat.1-Sales-Tochter SevenOne Media: Die Kölner sind im Sommer 2014 bei der internationalen Videoplattform SpotXchange eingestiegen. Christian Wegner, Digital-Vorstand der ProSiebenSat.1 Group, will die Freiburger jetzt weiter aufbauen: "Unser Ziel ist es, Virtual Minds im deutschen und auch im europäischen Markt als erstklassige Alternative zu den Produkten von globalen Advertising-Technologie-Playern weiter zu etablieren."
Der Zeitpunkt des ProSiebenSat.1-Einstiegs im Segment ist günstig: Mit Wachstumsraten von fast 46 Prozent pro Jahr zwischen 2014 und 2018 zeige der deutsche Programmatic-Advertising-Markt eine "äußerst dynamische Entwicklung", wie es ProSiebenSat.1 formuliert. Schätzungen zufolge würden in Deutschland in den kommenden Jahren mehr als die Hälfte des Online-Advertising-Inventars programmatisch verkauft. Auch rückt mit der Zunahme an smarten und damit internetfähigen TV-Geräten die automatisierte Art der Vermarktung auch für Fernsehwerbung immer näher. Zudem hat die TV-AG mehrfach verkündet, sie wolle sich weiterhin an interessanten digitalen Projekten beteiligen.