TV-Vermarktung:
ProSiebenSat.1 gewinnt Kabel Deutschland für regionale Werbepläne
Jetzt auch noch ein Deal in Sachen Regionalwerbung mit dem Branchenprimus Kabel Deutschland: Aller Kritik zum Trotz holt ProSiebenSat.1 weitere Partner ins Boot.
Schlag auf Schlag geht es jetzt beim Umsetzen der Pläne für regionalisierte Werbung bei ProSiebenSat.1: Die TV-AG hat nun auch Kabel Deutschland auf seiner Seite. ProSiebenSat.1 und der größte deutsche Netzbetreiber starten in die regionale Werbeausstrahlung. Die ersten Spots laufen im Mai in Sat.1. "Nach der kürzlich geschlossenen Kooperation mit Unitymedia KabelBW können Kunden jetzt einen weiteren wichtigen Verbreitungsweg nutzen", heißt es dazu von der Senderfamilie aus Unterföhring. Zusätzlich haben sich die Münchner mit dem Vermarktungsverbund TV Bayern in der vergangenen Woche einen regionale TV-Partner zur Seite gestellt – wenige Tage, bevor die bayerische Staatskanzlei mit einem Veto die Länderpläne für ein regionales Werbeverbot für nationale TV-Anbieter ausgehebelt hat. Mit dem Kabel-Deutschland-Deal kann ProSiebenSat.1 fast bundesweit dezentrale Werbung ausgespielen.
Ralf Bartoleit, COO Distribution bei ProSiebenSat.1, führt nun das Wort im Sinne der Werbungtreibenden: "Regionale TV-Werbung ist ein wichtiger Treiber für die wirtschaftliche Entwicklung mittelständischer Unternehmen. Sie bietet das optimale Wirkungsfeld, um Produkte bei einer breiteren Zielgruppe bekanntzumachen und damit die Nachfrage zu steigern." Florian Landgraf, Direktor Product Development des Vodafone-Unternehmens Kabel Deutschland, fügt hinzu: "Regionale Werbung ist international bereits gelebter Standard. Sie ermöglicht es, Unternehmen mit regionalem Vertrieb, auf das reichweitenstarke Medium TV zu setzen. Unser hochmodernes Kabelnetz mit der Möglichkeit, die Sendesignale zu regionalisieren, bietet dafür eine ideale Plattform."
Zum Wochenstart haben sich bereits die "Kunden" in der Sache zu Wort gemeldet - die Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM). Sie zeigen sich erleichtert darüber, dass die Länder nun doch kein Verbot regionalisierter Werbung zum Januar 2016 durchsetzen können. Joachim Schütz, Geschäftsführer der OWM, sagt: "Unsere Mitglieder wollen selbst entscheiden können, welche Kanäle für ihre Werbestrategie am besten geeignet sind. Die Möglichkeit, bei großen nationalen Sendern auch regionale TV-Spots buchen zu können, ist für viele mittelständische oder regional aktive Unternehmen eine sehr interessante Option." Derlei Kunden führen auch ProSiebenSat-1 sowie der Vermarkter SevenOne Media für "dezentrale Werbung" an und nennen unter anderem Reiseveranstalter, Möbelhäuser, Brauereien oder Versicherungen. Im Kabelnetz von Nordrhein-Westfalen ist beispielsweise seit einigen Tagen ein Spot für eine in NRW ansässige Versicherung zu sehen.
Doch Schütz handelt nicht nur im Sinne von ProSiebenSat.1 und anderen Privatsendern; in der gleichen Mitteilung heißt es, die OWM trete stets für Rahmenbedingungen ein, in der sich Kommunikation und damit auch Werbung möglichst frei und ohne gesetzliche Regularien entwickeln könne. So habe sich die OWM auch stets gegen Bestrebungen ausgesprochen, "Werbung und Sponsoring auf den öffentlich-rechtlichen Sendern einzuschränken oder gar ganz verbieten zu wollen". Ein Argument, das ProSiebenSat.1 als wichtiges Mitglied im Privatfunkverband VPRT bestimmt nicht so gerne vernimmt. Immerhin setzt sich das Gremium dafür ein, dass ARD und ZDF angesichts deutlicher Mehreinnahmen seit dem Wechsel hin zum haushaltsgebunden Rundfunkbeitrag im Jahr 2013 in der Zukunft auf Werbung und Sponsoring möglichst weitgehend verzichten sollten.
Aber zurück zur regionalisierten Werbung: Die Kritiker aus Print und Funk haben sich Ende vergangener Woche erneut gegen das ProSiebenSat.1-Vorhaben gestemmt. Auch wenn ihre Stimme irgendwann gehört würde: Durch immer mehr wichtige Kooperation schafft der TV-Riese derzeit Fakten.