
Social Network in Aufruhr:
Porno pur? So funktioniert Onlyfans
Seit ein ehemaliger Disney-Star die Plattform Onlyfans beinah in finanzielle Schieflage brachte, wurde man auch hierzulande auf sie aufmerksam. Die Seite hat aber mehr zu bieten als nur Erotik.

Foto: Onlyfans
Das Soziale Netzwerk Onlyfans war dem breiten Publikum hierzulande bisher eher kein Begriff. Das hat sich spätestens geändert, seit Schauspielerin Bella Thorne auf der Plattform und deren Community für Aufruhr sorgte und einen Großteil der regulären Klientel verärgerte.
Aber erstmal zum Grundprinzip des Netzwerks: Onlyfans ist, im Gegensatz zu Angeboten wie Instagram oder Facebook, nicht werbefinanziert. Die Nutzer zahlen statt dessen eine monatliche Abo-Gebühr. Wer Content (Fotos, Musik, Videos) produziert, kann diesen außerdem direkt bei seinen Fans anbieten – entweder im Rahmen der regulären Abo-Gebühr oder gegen einmalige "Pay-per-View"-Zahlungen. Als weitere Variante gibt es noch die Möglichkeit für Trinkgelder, sogenannte "Tips".
Die Abo-Gebühren reichen in den USA von etwa fünf bis 50 Dollar – je nachdem, wie viel der Anbieter eines Accounts für seine Inhalte verlangt. Onlyfans selbst, das von dem britischen Unternehmen Fenix International Limited betrieben wird, behält von den Einnahmen 20 Prozent ein, der Rest wird an die Anbieter ausgezahlt.
Grundsätzlich kann Content jeder Art angeboten werden - auch viele bekannte Musiker wie Rapperin Cardi B. oder Fitness-Influencer nutzen die Seite dafür. Dennoch hat sich die Seite zum Mekka für pornografische Inhalte entwickelt, da die üblichen Einschränkungen anderer Anbieter bei Onlyfans nicht greifen – eher das Gegenteil. Hier ist es sogar möglich, Einnahmen ohne zwischengeschaltete Vermarkter wie Filmstudios zu erzielen.
Das sorgte auch dafür, dass die Plattform insbesondere während der Corona-Krise regen Zulauf erhielt: Da das Erotik-Gewerbe während des Lockdowns kaum eine andere legale Möglichkeit hatte, Einnahmen zu erzielen, wurde Onlyfans für viele von ihnen zur Rettung. Dem Unternehmen zufolge meldeten sich im März 2020 rund 3,5 Millionen neue Nutzer an, etwa 60.000 davon Inhalte-Anbieter, sogenannte "Creators". Insgesamt hat Onlyfans aktuell rund 30 Millionen Nutzer, davon rund 450.000 Creators.
Und wie schaffte es nun der ehemalige Disney-Star Bella Thorne, die Onlyfans-Gemeinde gegen sich aufzubringen? Das ging so: Sie eröffnete im August, angeblich zu Recherchezwecken für ein neues Filmprojekt, auf der Plattform einen Account gegen einen monatlichen Abo-Preis von 20 Dollar. Schon allein damit verdiente sie dem Vernehmen nach an einem einzigen Tag rund eine Million Dollar.
Zusätzlich bot sie aber noch im Pay-per-View-Modus besondere Inhalte an: Für 200 Dollar, so hieß es auf Twitter, sollte es ein Nacktfoto von ihr geben. Das dann aber am Ende doch kein "richtiges" war. Die enttäuschten Käufer forderten darauf hin ihr Geld zurück – und brachten Onlyfans damit offenbar an den Rand eines Finanzcrashs.
Neue Limits "zur Sicherheit der Nutzer"
Um die Wiederholung einer solchen Aktion zu verhindern, änderte die Plattform daraufhin ihre AGBs, was vor allem auch die Auszahlungsmodalitäten betraf. So müssen die Inhalte-Anbieter nun in einigen Ländern 30 Tage statt wie bisher sieben Tage auf die Auszahlung ihrer Einnahmen warten. Außerdem wurde die Höhe der "Tips" auf maximal 100 Dollar beschränkt, Spezialangebote über Pay-per-View dürfen höchstens noch 50 Dollar kosten. Das alles sei "zur Sicherheit" der Nutzer, so das Unternehmen.
Für viele Content-Lieferanten aus der Erotik-Branche bedeutet dies aber zugleich das Wegbrechen von teils existenzsichernden Einnahmen. Kein Wunder, dass die Wut auf Thorne weiter zunahm. Und zwar so sehr, dass sie sich dann doch noch zu einer Entschuldigung auf Twitter genötigt sah:
Für manchen etwas zu wenig. Dennoch: Die Sache mit der größeren Aufmerksamkeit für Onlyfans stimmt tatsächlich – die Zahl der Nutzer dürfte weiter zügig steigen.