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Plagiarius 2021: Die dreistesten Produktfälschungen
Produktpiraterie ist ein ernsthaftes Problem, das bis zur Existenzbedrohung von Unternehmen führen kann. Die Aktion Plagiarius hat auch in diesem Jahr die zehn schamlosesten Fälschungen gekürt.

Foto: Aktion Plagiarius e.V.
Die einen sehen es als Kavaliersdelikt an. Die anderen als Schnäppchen, wieder andere sogar als Kompliment: Plagiate und Fälschungen genießen in der Konsumentenwelt lange nicht das Image, das sie eigentlich haben sollten. Denn Produktpiraterie ist alles andere als harmlos, besonders schlau oder nett gemeint, sondern einfach nur dreist, ungesetzlich und existenzgefährdend. Der Plagiarius, der heute zum 45. Mal verliehen wurde, will einmal mehr die Verbraucher, aber auch die Politik und die Industrie für diese Problematik sensibilisieren. Dabei muss die Aktion Plagiarius erstmals ohne ihren Initiator auskommen: Der Industriedesigner Rido Busse, der den Schmäh-Preis 1977 erfunden hat, ist im Februar diesen Jahres im Alter von 86 Jahren gestorben.
China ist Ursprungsland Nummer 1
Mit dem Plagiarius hat Busse einst eine Initiative ins Leben gerufen, die in Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung und Social Media aktueller denn je ist. Laut dem aktuellen "VDMA-Produktpiraterie-Bericht 2020" ist und bleibt China mit 61 Prozent Ursprungsland Nummer 1 von Plagiaten. Mit 19 Prozent "verteidigt" Deutschland den 2. Platz, während Russland mit 12 Prozent auf Platz 3 des unrühmlichen Rankings gerückt ist.
Wie der VDMA-Bericht noch belegt, kommen Nachahmer dabei häufig aus dem direkten Umfeld der betroffenen Unternehmen. So wird bei erfolgreichen Wettbewerbsprodukten gezielt die Existenz von gewerblichen Schutzrechten geprüft. Sind keine eingetragen, werden fremde Design- und Techniklösungen kopiert und schamlos als eigene Leistung verkauft.
Der Dreistigkeit sind dabei kaum Grenzen gesetzt: Während manche Plagiate möglichst genauso aussehen sollen wie die Originale und sich nur in unwichtigen Produktdetails unterscheiden, kommunizieren andere Firmen - beispielsweise aus Großbritannien - offen ihre vermeintliche "Robin-Hood-Strategie". Doch anstatt den "gleichen Standard" und "tolles Design zum bezahlbaren Preis" zu liefern, sind die meisten vermeintlichen Schnäppchen in Bezug auf Materialien und Verarbeitung extrem minderwertig. Und nicht selten bergen die Nachahmerprodukte dadurch sogar enorme Sicherheitsrisiken für die Nutzer.
Grenzenlose Dreistigkeit
Der diesjährige Laudator, Peter Siebert, Geschäftsführer von Hansi Siebert und Busses Nachfolger als Vorstandsvorsitzender der Aktion Plagiarius, weiß als Familienunternehmer aus eigener Erfahrung, dass die Entwicklung eines Produktes von der ersten Idee über Design, Konstruktion und Qualitätskontrollen bis zur Marktreife viel Zeit, Geld, Know-how und Innovationskraft kostet. "Der wissentliche Kauf gefälschter Produkte ist weder cool noch clever oder gar harmlos. Die weitere Aufklärung der Verbraucher ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben im Kampf gegen Plagiate und deren Hersteller beziehungsweise Auftraggeber."
Immer häufiger aber zeigt der Plagiarius auch seine erwünschte Wirkung: Wie die Veranstalter berichten, haben bereits zahlreiche Nachahmer aus Angst vor der Prämierung mit dem Schmäh-Preis eine Einigung mit dem Originalhersteller gesucht und beispielsweise Restbestände der Plagiate vom Markt genommen, Unterlassungserklärungen unterschrieben oder ihre Lieferanten offengelegt.
Das Museum Plagiarius zeigt in seiner Ausstellung mehr als 350 Plagiarius-Preisträger der unterschiedlichsten Branchen - jeweils Original und Plagiat im direkten Vergleich. Auch die Preisträger 2021 sollen kurzfristig gezeigt werden. Das genaue Datum wird unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Bestimmungen unter www.museum-plagiarius.de bekannt gegeben.