BDZV:
Paid Content stützt bröckelnde Onlinewerbung
Digitale Werbung eignet sich immer weniger als alleinige Erlösquelle für Publisher. Paid Content bekommt dadurch eine neue Bedeutung.
Die Kritiker an Paid Content unter den Lesern werden weniger. Und sie sehen sich inzwischen einer Phalanx von zahlenden Lesern gegenüber, die den Schritt zur Bezahlschranke gegenüber denen verteidigen, die die Inhalte lieber weiterhin kostenlos konsumieren würden. Das wird aber nicht passieren.
Der Verlegerverband BDZV führt unter den 351 Tageszeitungen in Deutschland aktuell 119 mit Bezahlangeboten. Und es werden schnell mehr: Derzeit sind unter anderem "Die Zeit", "Stuttgarter Zeitung/ Stuttgarter Nachrichten", das Bielefelder "Westfalenblatt", die "Westfälischen Nachrichten" in Münster und die Zeitungsgruppe Ostfriesland dabei, sich unter die Paid-Content-Anbieter einzureihen. Andere, darunter die "FAZ", bauen ihr Portfolio in diesem Bereich weiter aus.
Die Frage, ob das Senken der Bezahlschranke sein muss, ist also längst beantwortet: ja, es muss. Jetzt geht es darum, das richtige Modell zu finden, daran zu feilen, die Angebote zu optimieren. Denn Paid Content, das hat die Branche inzwischen registriert, ist tatsächlich ein ernst zu nehmender Umsatzbringer. Mit digitaler Presse haben die deutschen Verlage im vergangenen Jahr geschätzt 242 Millionen Euro umgesetzt, wie erst im Januar bekannt wurde.
Anders der Onlinewerbemarkt. Er ist unter Druck, die Preise bröckeln. "Die digitale Werbung eignet sich immer weniger als alleinige Erlösquelle", sagt Holger Kansky, Multimediareferent des BDZV. Dafür gibt es mehrere Gründe: So wächst zwar das mobile Werbesegment kräftig, weil sich die Nutzung der Angebote massiv auf Smartphones und Tablets verlagert – den beeindruckenden prozentualen Wachstumsraten stehen aber in absoluten Zahlen eher magere Ergebnisse gegenüber. "In Relation zur Nutzung ist der Kanal Mobile weiterhin massiv unterkapitalisiert", so Kansky.
Obendrein sorgt das Überangebot an Werbeträgern im Netz für einen starken Preiswettbewerb, und die wachsende Adblocker-Nutzung macht es nicht besser. Gegen Werbefilter haben Publisher diverse Strategien entwickelt. Jüngstes Beispiel: Die "New York Times" geht nun gegen Adblocker vor. Wenn sich ein Nutzer der entsprechenden Software anmeldet, wird er gebeten, den Blocker für die wichtige US-Zeitung auszuschalten oder sie zu abonnieren.
Welche Wege Verlage in Sachen Paid Content beschreiten - diesen Überblick finden Sie in der aktuellen Printausgabe der W&V (EVT: 7.3.). Abo?