Werbespendings:
P&G spart 100 Mio Dollar Online-Werbung und merkt es nicht
P&G will kein Geld mehr an Bots verschwenden und hat die Digital-Spendings gekürzt. Ohne größere Einbußen. Noch mehr steht auf dem Prüfstand.
Das war ein vernichtendes Urteil: Procter & Gamble hat im zweiten Quartal Online-Werbemaßnahmen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar gestrichen. Ohne größere Auswirkungen auf die Geschäftszahlen, wie Finanzchef Jon Moeller nun im "Wall Street Journal" feststellt. Er zieht eine für die Digitalwerbung ziemlich bittere Bilanz: "Das beweist, dass diese Digital Marketing Spendings weitgehend wirkungslos sind."
Ihm geht es vor allem darum, seine Werbegelder nicht an Bots zu verschwenden. Gecancelt wurden deshalb vor allem Maßnahmen, bei denen die Gefahr besteht, dass Bots zum Einsatz kommen und die Werbung gar nicht an Kunden ausgespielt wird.
Der neueste Cut ist nur ein kleiner Baustein in der neuen Werbestrategie von Procter & Gamble. Dort nämlich trimmt der oberste Marketingchef Marc Pritchard schon seit Längerem seine Ausgaben auf mehr Effektivität. Von den Media-Agenturen verlangt er deshalb mehr Transparenz und mehr Qualitätskontrolle: Alle Media-Maßnahmen müssen einem einheitlichen Mess-Standard genügen, einen Fraud-Schutz und eine Verifizierung durch Dritte vorweisen. In einem Vierpunkteplan hatte Jacobs am Anfang des Jahres unter anderem festgelegt, man werde kein Mediainventar akzeptieren, bei dem die Content-Produzenten selbst ihre Verbreitung messen.
Das sind die neuen Regeln von P&G
CEO David Taylor hatte auf der letzten Bilanzkonferenz klare Regeln vorgegeben: "Wir wollen, dass jeder Dollar, den wir ausgeben, entweder gut für unsere Kunden ist oder für unsere Stakeholder." Taylor nannte einen Case, der unter dieser Maßgabe besonders gut funktioniert hat: die Kampagne von Always "Like a girl". Diese hätte die Bekanntheit der Marke massiv gesteigert und eine eigene Haltung für diese vermittelt.
Interessanterweise sind in Deutschland die Werbespendings von P&G aber nicht rückläufig. Im Gegenteil: P&G hat für 2016 um einiges mehr ausgegeben, vor allem auch im klassischen Bereich. Um 62 Prozent wuchs das Budget laut Nielsen bis zum Jahresende - auf knapp 867 Millionen Euro.