Vorstände Klein und Twardy weg!:
Offiziell: Julia Jäkel soll Gruner + Jahr allein regieren
Julia Jäkel wird CEO von Gruner + Jahr und führt das Haus allein. Die Vorstände Klein und Twardy gehen. G+J bestätigt einen Bericht des "Manager Magazins".
Der Umbau beim Hamburger Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr geht weiter - und ist jetzt offiziell:Julia Jäkel wird nach nur einem guten halben Jahr im Vorstandsteam die alleinige Führung übernehmen. Auslandsvorstand Torsten Klein und Finanzchef Achim Twardy müssen gehen. Der Hamburger Konzern bestätigt am Mittwochabend einen entsprechenden Bericht des "Manager Magazins". Der Modellversuch mit einem dreiköpfigen, gleichberechtigten Vorstandsteam wird damit schon nach einem halben Jahr für beendet erklärt. Der neue Vorstand soll nun für "Produktorientierung, Teamgeist und Agilität" stehen. Die 41-jährige Jäkel, deren Vorgehen bei der Schließung von "FTD" und G+J Wirtschaftsmedien Ende 2012 viel Kritik hervorgerufen hat, ist jetzt CEO und damit Nachfolgerin des einstigen Vorstandsvorsitzenden Bernd Buchholz. Die Positionen von Klein und Twardy werden nicht wieder besetzt.
Laut dem Blatt pocht Gesellschafter Bertelsmann und dessen Konzernchef Thomas Rabe, die mit den Bilanzen beim wichtigen Hamburger Verlag nicht zufrieden sein dürften, noch auf weitere Umbesetzungen. Auch diese werden nun bestätigt: Oliver Radtke, Geschäftsführer der G+J-Verlage "Sächsische Zeitung" und "Dresdner Morgenpost", und Stephan Schäfer, Mehrfach-Chefredakteur ("Brigitte", "Essen & Trinken", "Schöner wohnen") sowie Herr über die Frauentitel (Life-Gruppe) rücken in den Vorstand. Radtke nennt sich nun "Vorstand Operations" oder kurz COO, Schäfer "Vorstand Produkt". Schäfer wird seine redaktionellen Funktionen abgeben; eine Nachfolgelösung soll in Kürze verkündet werden. Mit Schäfer und Radtke hat Jäkel zwei Vertraute an ihrer Seite. An Schäfer berichtet der Verlagsgeschäftsführer der Verlagsgruppe Agenda, Thomas Lindner, sowie der Geschäftsführer Wirtschaftspublikationen und Corporate Publishing, Soheil Dastyari. Dass das Auslandsressort nicht wiederbesetzt werden soll, passt zu der These, dass Bertelsmann seit Monaten auf einen Verkauf der Tochterverlage in Spanien und Frankreich (Prisma Presse) drängen soll. Was Twardys Ressort angeht, schreibt das "Manager Magazin", dass Gütersloh in Finanzfragen künftig stärker mitmische.
Die "Transformation" von Gruner + Jahr wird von einem Executive Committee überwacht, das der Vorstand beruft. Es besteht aus Stan Sugarman, 44, Rolf Heinz, 46 und Udo Stalleicken, 45. Sugarman setze im Vorstandsbereich von Jäkel seine Arbeit als Chief Digital and Chief Sales Officer fort und er werde in Zukunft durch seine Mitgliedschaft im G+J Executive Committee die digitale Transformation von G+J mit noch mehr Gewicht gestalten, heißt es in Gruner-Sprech. Heißt: Verantwortung für die gesamte Digital-Strategie von G+J, damit auch für die internationale Digital-Strategie. Heinz, bisher Geschäftsführer Prisma Media Frankreich, übernimmt zusätzlich die Leitung von G+J International Europe und damit neben Frankreich auch die Länderverantwortung für Adria, Holland, Italien, Österreich, Polen und Spanien. Er berichtet an Jäkel. Stalleicken, bisher Leiter Finanzen, wird Chief Financial Officer und lenkt die Bereiche Finanzen und Controlling alleinverantwortlich. Er berichtet an Radtke.
Gruner + Jahr hat offensichtlich zu kämpfen: Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um drei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesunken, das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern um 28 Prozent auf 168 Millionen Euro zurückgegangen. Alles in allem meldete das Haus einen Verlust von elf Millionen Euro nach Gütersloh.Noch 2012 war Bertelsmann-Chef Rabe bei dem Versuch gescheitert, den Mitgesellschafter Jahr herauszukaufen. Man wurde sich über den Preis nicht einig. Das Blatt vermutet, dass sich Rabe nun tröstet, indem er den Hamburger Verlag künftig wie einen Filialbetrieb führen dürfe. Klar ist: Bertelsmann hätte bei Gruner + Jahr künftig die Zügel in der Hand. Neu-CEO Jäkel zieht übrigens mit sofortiger Wirkung ins Group Management Committee (GMC) von Bertelsmann ein.
Und was sagt Julia Jäkel über den neuen Kurs: „Mein Ziel habe ich klar formuliert: Wir wollen das führende Haus der Inhalte sein, das in der digitalen Welt erfolgreich ist. Dazu wollen wir besser, schneller, effizienter und digitaler werden. Besser und schneller mit Blick auf unsere Hefte, digitale Produkte, aber auch auf unsere Entscheidungswege. Effizienter mit Blick auf unsere Organisation. Und digitaler mit Blick auf die Ausrichtung des gesamten Hauses und die Transformation in eine digitale Welt. Wir, der neu zusammengesetzte Vorstand, das Executive Committee und die Führung des Hauses wollen das Unternehmen sichtbar reformieren. Wir wollen als Team zukünftig in einer bewusst agilen und offenen Vorstandsorganisation arbeiten, Bereichsdenken werden wir hintenanstellen. Wir wollen für Produktorientierung, Teamgeist, Kreativität, Klarheit, aber auch für ein neues Miteinander stehen - und daran werden wir uns messen lassen."
Übrigens: Zu hören ist, dass Julia Jäkel im Intranet von Gruner + Jahr zur künftigen Strategie des Hauses gesprochen hat. Die Kernaussage dort: Alles wird digital. Die Übertragung soll allerdings geruckelt haben - was ein Konzernsprecher dementiert.