Die "Transformation" von Gruner + Jahr wird von einem Executive Committee überwacht, das der Vorstand beruft. Es besteht aus Stan Sugarman, 44, Rolf Heinz, 46 und Udo Stalleicken, 45. Sugarman setze im Vorstandsbereich von Jäkel seine Arbeit als Chief Digital and Chief Sales Officer fort und er werde in Zukunft durch seine Mitgliedschaft im G+J Executive Committee die digitale Transformation von G+J mit noch mehr Gewicht gestalten, heißt es in Gruner-Sprech. Heißt: Verantwortung für die gesamte Digital-Strategie von G+J, damit auch für die internationale Digital-Strategie. Heinz, bisher Geschäftsführer Prisma Media Frankreich, übernimmt zusätzlich die Leitung von G+J International Europe und damit neben Frankreich auch die Länderverantwortung für Adria, Holland, Italien, Österreich, Polen und Spanien. Er berichtet an Jäkel. Stalleicken, bisher Leiter Finanzen, wird Chief Financial Officer und lenkt die Bereiche Finanzen und Controlling alleinverantwortlich. Er berichtet an Radtke.

Gruner + Jahr hat offensichtlich zu kämpfen: Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um drei Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesunken, das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern um 28 Prozent auf 168 Millionen Euro zurückgegangen. Alles in allem meldete das Haus einen Verlust von elf Millionen Euro nach Gütersloh.Noch 2012 war Bertelsmann-Chef Rabe bei dem Versuch gescheitert, den Mitgesellschafter Jahr herauszukaufen. Man wurde sich über den Preis nicht einig. Das Blatt vermutet, dass sich Rabe nun tröstet, indem er den Hamburger Verlag künftig wie einen Filialbetrieb führen dürfe. Klar ist: Bertelsmann hätte bei Gruner + Jahr künftig die Zügel in der Hand. Neu-CEO Jäkel zieht übrigens mit sofortiger Wirkung ins Group Management Committee (GMC) von Bertelsmann ein.

Und was sagt Julia Jäkel über den neuen Kurs: „Mein Ziel habe ich klar formuliert: Wir wollen das führende Haus der Inhalte sein, das in der digitalen Welt erfolgreich ist. Dazu wollen wir besser, schneller, effizienter und digitaler werden. Besser und schneller mit Blick auf unsere Hefte, digitale Produkte, aber auch auf unsere Entscheidungswege. Effizienter mit Blick auf unsere Organisation. Und digitaler mit Blick auf die Ausrichtung des gesamten Hauses und die Transformation in eine digitale Welt. Wir, der neu zusammengesetzte Vorstand, das Executive Committee und die Führung des Hauses wollen das Unternehmen sichtbar reformieren. Wir wollen als Team zukünftig in einer bewusst agilen und offenen Vorstandsorganisation arbeiten, Bereichsdenken werden wir hintenanstellen. Wir wollen für Produktorientierung, Teamgeist, Kreativität, Klarheit, aber auch für ein neues Miteinander stehen - und daran werden wir uns messen lassen."

Übrigens: Zu hören ist, dass Julia Jäkel im Intranet von Gruner + Jahr zur künftigen Strategie des Hauses gesprochen hat. Die Kernaussage dort: Alles wird digital. Die Übertragung soll allerdings geruckelt haben - was ein Konzernsprecher dementiert.

 


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.